Das Ende von iTunes – eine Ikone wird zu Grabe getragen

Wir schreiben das Jahr 2001. Apple stellt seinen iPod vor und feiert ihn als Weltneuheit. Der erste MP3 Player, der ganze fünf Gigabyte Speicherplatz hat, umgerechnet also Platz für 1000 Songs bietet. Er kann innerhalb einer Stunde auf 80 Prozent Batterie aufgeladen werden und hat die Maße eines handelsüblichen Kartendecks. Insgesamt knapp über 397 Millionen iPods hat Apple bis 2014 insgesamt verkauft. Dann kam vier Jahre erstmal nichts und jetzt geht Apple wieder mit einem neuen iPod Touch an den Start. Aber das Gerät war nicht alleine für den Siegeszug des Apple MP3-Players verantwortlich. Sondern auch die Einführung der Musik-Software iTunes. In Zeiten als alle Welt sich aus dem Internet illegale MP3-Dateien zog, erkannte Apple diese Marktlücke für sich und integrierte mit der Anwedung eine der ersten wirklich erfolgreichen Multimedia-Plattformen. Doch nun steht das Ende von iTunes unmittelbar bevor.

Euphorie und Begeisterung standen am Anfang

Die Apple-Jünger der damaligen Zeit waren in heller Aufregung. Es entstand ein regelrechter Hype darum, wer welche Titel auf seinem Gerät hatte. Und Apple wusste die Begeisterung aufrecht zu erhalten. Schon bald kam mit dem iTunes Store ein weiterer wichtiger Meilenstein auf Apple Geräte. Jetzt konnte man auch Bücher, Podcasts, Filme, Hörbücher und sogar TV Serien zentral über iTunes kaufen und verwalten. Die Plattform wurde für eine gewisse Zeit zum Dreh- und Angelpunkt einer ganzen Generation an Technik-Verrückten. Der zentrale Ort zur Verwaltung aller Medien-Dateien und nicht zuletzt auch der Ort, an dem man alle Apple-Geräte mit dem eigenen Mac oder Windows Computer koppeln und verwalten konnte. Ein weiterer Vorteil war in den früheren Versionen von iTunes, dass auch Dateien von außerhalb direkt auf die Apple-Geräte geladen werden konnten. Das verhalf dem Apple-Universum zu einer Praktikabilität, die viele User bewunderten.

Auch für mich war iTunes der erste Berührungspunkt mit einer vollfunktionsfähigen Musik-Plattform, auf der Songs eben nicht nur wiedergegeben, sondern auch gekauft und Playlists erstellt werden konnten. So gab ich zwischen meinem 13. und 15. Lebensjahr bestimmt um die 350 Euro für die Erweiterung meiner Mediathek aus. Regelmäßig ging mein Blick, und gefühlt auch der Blick der Weltöffentlichkeit darauf, wer in den iTunes Charts gerade ganz oben stand. Das alte Charts-System hatte ausgedient. Wollte man als Künstler relevant sein, musste man die iTunes Charts beherrschen. Doch nicht nur mein Musik-Konsumverhalten hat sich inzwischen stark verändert.

Kompliziertes Handling und Nutzerflucht standen am Ende

Irgendwann sah die Welt nicht mehr auf iTunes-Charts, sondern auf Spotify-Charts. Apples Reaktion auf diesen Wandel, die Einführung von Apple Music, war richtig, versetzte nur dem zu seiner Zeit revolutionären iTunes den endgültigen Todesstoß. Schon länger stand die Kritik im Raum, iTunes sei zu unübersichtlich geworden. Die User beschwerten sich über Probleme mit der Synchronisierung, sowie immer wieder auftretenden Fehler beim Kauf von Musik. Bei all der Apple-Hardware und den inzwischen unübersichtlich großen Mediatheken verging vielen Nutzern die Lust am einst so leicht zu verstehenden iTunes. Nach dem fünften verzweifelten Versuch meine aktuelle iTunes Mediathek eins zu eins so auf mein neues iPhone zu spielen, gab dann auch ich die Musik-Plattform endgültig auf.

Auf der diesjährigen WWDC bestätigte Apple nun die kursierenden Gerüchte und gab bekannt: iTunes wird von Apple Produkten komplett verschwinden.

Was Nutzer zum Ende von iTunes wissen müssen

Und was passiert jetzt mit den hunderten gekauften Songs? Apple splittet iTunes in drei neue Apps auf. Apple Music, Apple Podcasts und Apple TV. Auf iOS-Geräten, sowie bei iPads und Macs aller Art, soll die Mediathek von iTunes automatisch auf diese drei Apps aufgeteilt werden. Das gilt auch für externe Dateien, die nicht direkt im iTunes Store gekauft wurden. Weiterhin soll es möglich sein, Musik, Filme und Serien in den entsprechenden Apps zu kaufen. Apple verlässt sich also nicht komplett auf seine Streaming-Dienste, sondern nimmt viele Funktionen von iTunes mit in die neuen Anwendungen. Wer seine Apple-Geräte koppeln und verwalten möchte kann das in Zukunft über die Mac-Anwendung Finder tun. Dort funktioniert das Andocken der Geräte ähnlich wie vorher bei iTunes.

Interessant ist anzumerken, dass iTunes zwar von iOS-Geräten verschwinden soll, aber weiterhin für Windows verfügbar bleibt. Bisher hat Apple keine Pläne an der Windows App etwas zu verändern.

Ab Herbst sollen entsprechende Updates dann das Ende von iTunes besiegeln. Selbst wenn es irgendwo Sinn macht, dass Apple das Chaos von iTunes-Mediatheken endlich entwirrt und eine neue, übersichtlichere Schiene fährt, ist der Abschied von iTunes irgendwie bittersüß. Schließlich hat die Plattform die Art wie Millionen Menschen Musik konsumieren dauerhaft verändert und war für sie fast 20 Jahre ein treuer Wegbegleiter.


Image by Leonie Werner

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