KI macht SEO doppelt Stress – Interview mit Maurice Marinelli

Wie wird künstliche Intelligenz die Welt der Suchmaschinenoptimierung (SEO) verändern? Wir haben mit Maurice Marinelli dazu gesprochen, dem Gründer und Geschäftsführer der SEO-Agentur findling, die sich auf eCommerce-SEO spezialisiert hat. Seit 2017 helfen sie mit ihren Strategien zahlreichen Marken dabei, ihre Online-Präsenz zu verbessern, sowie ihre Sichtbarkeit und Reichweite zu steigern. 

Netzpiloten: Hallo Maurice! Du warst dieses Jahr mit deiner SEO-Firma findling sehr prominent auf dem OMR-Festival in Hamburg präsent. Bestimmt wurdest du oft gefragt, wie die KI die Welt der Suchmaschinenoptimierung umkrempeln wird. Was antwortest du? 

Maurice Marinelli: Wir erleben im Moment eine einschneidende Wandelphase im SEO-Bereich. Künstliche Intelligenz spielt dabei gleich eine doppelte Schlüsselrolle: Sie beeinflusst zum einen, wie Content zukünftig erstellt werden wird, zum anderen aber auch, wie Suchmaschinen arbeiten werden. Suchmaschinen werden sich zunehmend als Antwortmaschinen positionieren. Sie werden mithilfe von generativer KI dazu übergehen, Fragen direkt zu beantworten und ihre Nutzer länger auf ihrer Plattform zu halten. Ein Beispiel hierfür ist die Google Search Generative Experience, bei der anstelle der üblichen zehn blauen Links und Snippets (Textausschnitte/Meta-Beschreibungen) eine direkte Antwort aus verschiedenen Quellen generiert wird.

NP: Welche Herausforderungen bringt KI für SEO-Agenturen?

MM: Der Markt für Agenturen und Dienstleister verändert sich bereits. Besonders für alle, die Content erstellen, ist das Thema KI äußerst relevant. Im Vergleich zu mittelmäßigen Dienstleistern oder Textern liefert KI bereits heute qualitativ hochwertige Inhalte und das wird sich in Zukunft sicherlich weiter verbessern. Das heißt: Content wird im Überfluss verfügbar sein!

Die entscheidende Frage lautet daher, wie man sicherstellt, dass der eigene Content einzigartig bleibt und sich abhebt, wenn man ihn mit der eigenen Expertise schreibt.

NP: Klingt danach, dass hauptsächlich text-liefernde Agenturen von der KI gefressen werden. Was müssen SEO Agenturen tun?

MM: Ja, alle Agenturen, die nur die verlängerte Werkbank für ihre Kunden sind, werden es zukünftig schwer haben und wahrscheinlich bald vom Markt verschwinden. KI kann die meisten ihrer Aufgaben viel kostengünstiger erledigen.

Aus diesem Grund bin ich sehr froh darüber, dass wir uns schon immer als eine strategisch arbeitende Agentur positioniert haben. Das bedeutet, wir arbeiten in einer ganz anderen Form mit den Kunden zusammen. Wenn wir die Suchmaschinen dazu bringen wollen, unseren Content zu bevorzugen, obwohl es Content im Überfluss gibt, müssen wir deutlich mehr leisten. Wir müssen uns in Unternehmens- oder Geschäftsmodelle hineinversetzen, die Unternehmensziele verstehen und herausfinden, wie wir das Ganze mit unserer SEO-Expertise unterstützen können.

NP: Ok, ihr nehmt die Herausforderung an. 

MM: In unserem Team beschäftigen sich Mitarbeiter täglich intensiv mit dem Thema KI und arbeiten daran, unsere Prozesse durch ihren Einsatz zu optimieren. Sie leisten großartige Arbeit. Dennoch sehe ich, dass viele Strategie und Taktik oft verwechseln. Derzeit ist KI im Bereich SEO oft eine Taktik, um einfach bestimmte SEO Maßnahmen schneller umzusetzen. –  Aber es ist noch keine Strategie, einfach tonnenweise Inhalte zu produzieren, die von minderer Qualität sind! Genau hier sehe ich eine große Chance für das, was wir Performance-SEO nennen. Insbesondere bei den Online-Shops geht es ja nicht nur um Sichtbarkeit oder Klicks, sondern um echte Abverkäufe. Daher bin ich ganz froh, dass wir im E-Commerce tätig sind, auch wenn das sicherlich eine der schwierigsten Disziplinen ist, dort überhaupt zu ranken.  

NP: Für uns ist SEO seit jeher ein notwendiges Übel. Hat bisher wenig Spaß gemacht, obwohl wir seit Mitte der 90er Jahre jede Technik und Software-Innovation immer erstmal umarmen. Wahrscheinlich fehlt uns der direkte monetäre Bonus, wie er beim eCommerce lockt. SEO hat aus unserer redaktionellen Sicht die Texte im Internet sehr stark gleichgeschaltet. Jetzt kommen zudem noch riesige Fluten von KI-generierten Texten in die Netze. Es könnte ganz schön langweilig werden. – Kannst du das nachvollziehen oder klingen wir einfach nur frustriert ;) 

MM: Das kann ich total nachvollziehen und das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es geht immer noch um „Unique Content“. Die meisten wissen leider nicht, was Unique Content wirklich bedeutet. Die nehmen an, es bedeutet einfach nur, dass man Inhalte nicht von anderen Quellen eins zu eins abschreibt. Das ist jedoch nicht korrekt. Unique Content bedeutet vielmehr, dass man Inhalte erstellt, die in dieser Form und mit diesen Aussagen bisher noch nicht existierten. Es umfasst eigene Daten, eigene Ansichten, eigene Perspektiven, eigene Reviews und eigene Meinungen. Und das muss wieder zurückkommen und stärker in den Vordergrund rücken. Ich bin überzeugt, dass dadurch auch die Qualität der Suchergebnisse wieder steigen wird. 

Die Crew der Netzpiloten in Hamburg und Berlin setzt sich zusammen aus rund zehn festangestellten Redakteuren/innen, festen freien Blogger/innen sowie einigen Praktikanten. Alle Texte der Mitglieder unseres ausgedehnten Netzpiloten Blogger Networks erscheinen direkt unter deren Autorenhandle.


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