Künstliche Intelligenz kann viel, aber kann sie auch die CO2-Bilanz von Transport und Verkehr nachhaltig verbessern? Wie wirkt sich COVID-19 auf das aus, was Industrie und Politik bereits angeschoben haben? Und wie verändert das Virus unseren persönlichen Anspruch an Mobilität? Darum ging es bei der EXPLAINED-Konferenz zum Thema Sustainable Mobility von Microsoft. Anders als in den Vorjahren fand sie rein virtuell statt. Im Videogespräch diskutierten Vertreter der Automobilindustrie, des ÖPNV und der Bahn mit Nachhaltigkeits- und Technologieexperten, was getan werden muss und wie digitale Technik dabei helfen kann. Außerdem präsentierten Startups ihre Ideen für nachhaltigen Verkehr und Umweltschutz beim Online-Pitch der Sustainable Mobility EXPLAINED.
Aktuell sieht die Klimabilanz im Verkehr zwar nicht gut aus, aber die Corona-Krise könnte der Auftakt für den Wandel sein, sagte Marion Tiemann, Kampaignerin Mobilität und Klimawandel bei Greenpeace in ihrer Keynote bei der Sustainable Mobility EXPLAINED. In diesen Wochen habe sich gezeigt, dass Homeoffice funktioniert – eine gute Voraussetzung, um Wege und insbesondere Pendlerstrecken zu reduzieren. Damit Deutschland die vereinbarten Klimaziele von Paris erreicht, müsste der Verkehr in 15 Jahren CO2-neutral sein, betonte Tiemann. Dafür sei es notwendig, die Kapazitäten des Schienenverkehrs zu verdoppeln, sich zügig vom Verbrennungsmotor zu verabschieden und ein generelles Tempolimit auf den Autobahnen einzuführen.
Digitale Technik und grüne Ziele – eine gute Kombination
Ein schnelles Internet sei essenziell, um das Landleben aufzuwerten und neue Mobilitätslösungen überall verfügbar zu machen. Ohne digitale Technologien ist keine nachhaltige Mobilität möglich, betonte auch Dirk Meyer, Leiter Digitalagenda im Bundesumweltministerium. Generell könnten On-Demand-Mobilität und Sharing-Angebote, zentrale Mobilitätsplattformen und Datenpools einen wichtigen Beitrag für das Gelingen der Mobilitätswende leisten. In der aktuellen Krise habe sich gezeigt, dass uns digitale Infrastrukturen helfen, trotz aller Einschränkungen ein quasi normales Leben zu führen. Das werde der Digitalisierung des Verkehrs einen ‚Push‘ geben. Deshalb sei es gerade jetzt wichtig, Nachhaltigkeitsziele eng mit technologischen Initiativen zu verzahnen.
Sind Bahn und Bus digital, fahren sie besser durch die Krise
Vor der Corona-Krise hart getroffen ist der öffentliche Verkehr in der Hauptstadt. Auf der EXPLAINED-Konferenz berichtete Dr. Henry Widera, CIO der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) von 90 Prozent weniger Einnahmen über Ticketverkäufe. Dennoch sei das Unternehmen dank Digitalisierung resilienter, also widerstandsfähiger gegenüber neuen Herausforderungen. Digitaltechnik helfe aktuell dabei, Angebote schneller umzustellen, Routen zu optimieren und Kunden besser zu informieren. Auch der österreichische Bahn- und Busbetreiber ÖBB verzeichnet durch das Virus große Einbußen. Technologische Lösungen könnten aber helfen, das umweltfreundliche Angebot der Bahn in Zukunft noch attraktiver zu gestalten. „Je weniger Klicks ich für die Buchung brauche, desto attraktiver wird der Zug“, sagte Michaela Huber, Vorständin der ÖBB-Personenverkehr AG beim Online-Panel der Sustainable Mobility EXPLAINED. Ihre Vision für die Zukunft: Fahrgäste brauchen in Zukunft gar kein Ticket mehr, die Abrechnung erfolgt über Geotracking.
Digitales Know-how für den Wandel in der Automobilindustrie
Bei Volkswagen legte Corona zeitweise das Geschäft komplett lahm. Zu Lasten der Nachhaltigkeit soll das nicht gehen. Denn trotzdem will das Unternehmen an seiner geplanten Dekarbonisierungs-Strategie festhalten, betonte Ralf Pfitzner, Leiter Nachhaltigkeit bei Volkswagen in seinem EXPLAINED-Vortrag. Prozesse zu digitalisieren und Fahrzeuge auf E-Mobilität umzustellen seien zweifellos die Hebel für diesen Wandel. Sie stellen die Automobilindustrie aber auch vor große Herausforderungen, zum Beispiel Mitarbeiter das entsprechende Know-how zu vermitteln. Microsoft hat als Technologie-Konzern im Bereich digitale Bildung viel Erfahrung. Deshalb haben Volkswagen und Microsoft auf diesem Feld eine langfristig angelegte Zusammenarbeit vereinbart, um „die Automobilität auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft zu unterstützen“, erklärte Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland in ihrer Keynote.
IT-Industrie in der Verantwortung für Klimaschutz
Sabine Bendiek betonte aber auch die Verantwortung der IT-Industrie, deren Anteil am weltweiten Stromverbrauch ständig steigt. Die französische Denkfabrik The Shift Project hat ausgerechnet, dass sich der Anteil digitaler Technologien am weltweiten Energieverbrauch von 2017 bis 2025 auf 5,2 Prozent annähernd verdoppeln wird. Deshalb müsse auch in Digitalunternehmen Nachhaltigkeit die Basis allen Handelns werden. Zwar sind die globalen Aktivitäten von Microsoft schon seit 2012 zu 100 Prozent klimaneutral. Doch Microsoft hat sich ambitionierte Ziele gesetzt und will in Zukunft mehr CO2 aus der Atmosphäre entfernen als ausstoßen. Diese „negative CO2-Bilanz“ soll 2030 erreicht werden. Bis 2050 will Microsoft sogar den gesamten Kohlenstoff aus der Atmosphäre beseitigen, den das Unternehmen seit seiner Gründung 1975 ausgestoßen hat. „Das ist ein ehrgeiziger Plan, aber Scheitern ist an dieser Stelle definitiv keine Option“, so Bendiek.
Mit Umweltdaten-Plattform gegen Artensterben
Ein weiterer Baustein in der Nachhaltigkeitsstrategie von Microsoft ist der Aufbau einer weltweiten Umweltdaten-Plattform. Laut einem Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) sind eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Gleichzeitig schrumpft die Vielfalt der Ökosysteme immer schneller. Artensterben, Naturzerstörung und Klimawandel erhöhen zudem das Risiko, dass Krankheiten von Tieren auf den Menschen überspringen – wie jetzt im Fall von COVID-19. Es muss also dringend etwas geschehen. Allerdings gibt es immer noch zu wenig Wissen darüber, wie sich Biodiversität und Ökosysteme am effizientesten fördern lassen – auch weil es an gesicherten Daten über existierende Populationen und den Zustand lokaler Ökosysteme mangelt. Der neue „Planetary Computer“ von Microsoft soll es Wissenschaftlern, Naturschützern und Regierungen mithilfe von Big Data, Machine Learning und KI ermöglichen, komplexe Ökosysteme und Umwelteinflüsse zu beobachten, zu modellieren und zu steuern. Außerdem will Microsoft sein AI for Earth Programm weiter ausbauen.
Warum Social Entrepreneurs für die Nachhaltigkeit wichtig sind
Das Programm hat bereits fast 500 Organisationen in mehr als 80 Ländern unterstützt. Auch das Hamburger Startup Breeze Technologies ist Teil der AI for Earth-Community. Beim Online-Pitch auf der Sustainable Mobility EXPLAINED präsentierte Breeze-Gründer Robert Heinecke sein Konzept für bessere Luftqualität in Städten. Das Unternehmen entwickelt kleine, preiswerte Sensoren, die an nahezu jedem Ort aufgestellt werden können und Schadstoffwerte wie Ruß, Stickoxide, Ammoniak, Ozon oder Feinstaub messen. Breeze sammelt und verarbeitet die Messdaten auf der Microsoft Cloud-Plattform Azure und veröffentlicht sie über ein Bürgerportal in Echtzeit. Dadurch können sich betroffene Anwohner jederzeit über die aktuelle Situation informieren. Damit webt Breeze derzeit in Hamburg eines der dichtesten Luftmessnetze der Welt.
Um noch mehr nachhaltige und soziale Ideen bestmöglich zu fördern hat Microsoft jetzt außerdem ein eigenes Förderprogramm für Social Entrepreneurs gestartet. Denn auch das wurde bei der Sustainable Mobility EXPLAINED mehr als deutlich: Mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz lassen sich nicht allein durch den Einsatz innovativer Technologien erreichen. Notwendig sind außerdem neue Allianzen und die enge Zusammenarbeit von Experten vieler verschiedener Fachrichtungen über alle Branchengrenzen hinweg.
Sustainable Mobility EXPLAINED: Hier die komplette Konferenz nochmal als Video anschauen
Der Beitrag entstand in Kooperation mit Microsoft.
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Schlagwörter: digitalisierung, microsoft, Microsoft Explained, Mobilität