Sexuell aufgeladene Inhalte finden in vielen Medienkanälen immer mehr Platz. Allerdings nicht in den von Google und Apple kontrollierten App-Stores. Mit einem alternativen Marktplatz für Sex-Apps will das Portal Lazeeva Android-Nutzern dennoch Zugang zu erotischen Inhalten auf ihrem Smartphone bieten. Der Anbieter möchte eine lifestylige Zielgruppe ansprechen und insbesondere auch Frauen adressieren. In meinem App-Test für Androidpiloten vom 23. Februar 2017 fand ich dennoch viele der üblichen pornografischen Dominanz-Fantasien für Männer. Einige Videotitel waren zum Teil sehr frauenverachtend.
Das Portal Lazeeva, das von der Nu Emotions GmbH aus München betrieben wird, hat die Kritik von Androidpiloten sehr ernst genommen. Daraufhin hat sie bedenkliche Inhalte entfernt. Zudem hat Lazeeva eine Rubrik namens „For Women“ eingeführt. Nun erklärte mir Gründer Nico Hribernik, wie er das Portfolio künftig so gestalten will, dass es tatsächlich Männer und Frauen gleichermaßen anspricht.
Herr Hribernik, Sie haben unseren Artikel gelesen. Wir haben besonders auf die fragwürdigen Video-Titel aufmerksam gemacht. Wie haben Sie und Lazeeva darauf reagiert?
Nachdem Sie in Ihrem Artikel auf die negativen Video-Titel aus einer auf unserer Plattform gelisteten App aufmerksam gemacht haben, haben wir den betroffenen Publisher dazu veranlasst, diese Titel aus seinem Angebot zu nehmen. Das ist unseres Wissens auch geschehen. Der Lazeeva-App-Store ist ja genau wie Google Play oder der Apple App Store eine Plattform, auf welcher Drittanbieter ihre Apps anbieten. Deshalb ist es gerade bei Video-Apps mit Tausenden von Titeln sehr willkommen, wenn User auf Missstände, die unseren Werten widersprechen, hinweisen.
Wie stehen Sie zu unserem Eindruck, dass der Lazeeva-App-Store nicht das hält, was er verspricht, sondern durch die derben Titel eben doch härtere oder gewalttätige Inhalte suggeriert?
Es wird in unserem App Store zu 100 Prozent keine Gewalt an- oder dargeboten. Sie haben in Ihrem Artikel negativ formulierte Video-Titel aufgezeigt. Wir heißen diese Kritik definitiv gut und haben sofort gehandelt. Allerdings waren die betroffenen Video-Inhalte weder gewalttätig oder gewaltverherrlichend. Weiter beziehen Sie sich hier auf eine aus aktuell 30 Apps, was sicher eine zu viel ist, allerdings nicht auf das gesamte Angebot bezogen werden darf.
Die meisten eingereichten Apps fallen durch
Welche Voraussetzungen müssen Anbieter von Erotik-Apps denn erfüllen, um Inhalte im Lazeeva-App-Store zu platzieren?
Wir haben für den Lazeeva-Store Richtlinien für die Inhalte aufgestellt. Wir wollen keine Gewalt, Diskriminierung oder extremen Fetisch. Seit wir mit unserer Idee an den Start gegangen sind, wurden uns aus der Erotikbranche etwa 400 bis 500 Apps vorgeschlagen. Wir haben aktuell 30 Apps bei uns im Lazeeva-Store. Das liegt daran, dass der Großteil der vorgeschlagenen Apps an unseren Richtlinien gescheitert ist.
Sie haben mit Ihrem Team die Inhalte noch einmal auf Seriosität überprüft und die im Artikel kritisierten Inhalte aus dem Store genommen. Wie wollen Sie in Zukunft gewährleisten, dass Videos mit fragwürdigen Titeln nicht mehr den Weg in den Lazeeva-Store finden?
Wir haben einen feststehenden Prozess für den Upload und die Kontrolle von erotischen Inhalten. Wenn eine App hochgeladen wird, bekommt unsere Store-Managerin eine Benachrichtigung. Sie macht daraufhin eine inhaltliche Kontrolle der App und markiert die fragwürdigen Inhalte, die unseren Richtlinien nicht entsprechen. Das sind nicht nur die Videos sondern auch zugehörige Screenshots, App-Icons und Video-Titel. Der Anbieter muss die markierten Inhalte dann überarbeiten und an unsere Richtlinien anpassen. Wenn der Anbieter die Inhalte geändert hat, können diese in den Store geladen werden.
Zudem haben wir einen Tester-Pool von etwa 25 Frauen, die unseren Lazeeva-Store durchgehen und bewerten sollen. Dazu gehören auch unsere anderen Plattformen wie Social-Media-Kanäle oder unsere Website. Mithilfe dieses Feedbacks können wir unsere Inhalte besser bewerten und anpassen.
25 Frauen testen Lazeeva-Apps vor der Freigabe
Wie kam es dann dazu, dass die von uns kritisierten Inhalte, etwa die App Sky Angel, den Weg in den Store gefunden haben?
Die Video-App Sky Angel entsprach zu Beginn unseren Richtlinien. Hier war es so, dass anscheinend neue Videos vom Anbieter in die App geladen wurden. Da die Apps in unserem Store immer noch ihren Platz im Content-Management-System des Anbieters haben, und neue Inhalte via Streaming eingespielt werden, kann der Anbieter hier im Sekundentakt neue Inhalte aufspielen. Wir haben nun allerdings ein Filter-System für die Video-Streaming-Apps in unserem Lazeeva-Store eingeführt, mit dem wir jegliches Keyword sehr schnell finden können. So haben wir in den letzten Tagen alle Videos gefunden, die Begriffe wie „Whore“, „Schoolgirls“ und so weiter beinhalten. Der Anbieter muss diese dann entfernen.
In unserem Artikel haben wir besonders kritisiert, dass die versprochenen Inhalte für Frauen nicht auf den ersten Blick einsehbar sind. Planen Sie da Veränderungen?
Unsere Zielgruppe sind Männer, Paare und Frauen. Unsere Vision ist, dass unser Portfolio mindestens zu einem Drittel aus Inhalten speziell für Frauen besteht. Wir befinden uns momentan noch in der Beta-Phase – unsere Vision von Lazeeva wurde natürlich noch nicht zu 100 Prozent umgesetzt. Eine eigene Kategorie für Frauen soll allerdings zeitnahe folgen. Wir möchten hier auf jeden Fall noch mehr Inhalte nur für Frauen in unserem Lazeeva-Store haben, damit die Kategorie viele Inhalte bietet.
Noch mehr Inhalte für Frauen geplant
Wir haben auch eine App aus Ihrem Store kritisiert, die Virtual Reality (VR) nutzt. Dort sollten eigentlich auch Frauen ihren Spaß haben – leider bot sich nur die Perspektive eines Mannes. Sind auch in diesem Bereich Änderungen in Planung?
Sie zeigen mit diesem Beispiel ganz klar eine der aktuellen Grenzen von „immersiver“ VR-Erotik auf. Nämlich dass die „Ich“-Perspektive oft eben auch die Bereitschaft zu einem geschlechtlichen Rollentausch mit sich zieht. Der Publisher der von Ihnen genannten App arbeitet gerade daran, dass in Zukunft User sich einen animierten Charakter mit unterschiedlichen Geschlechter- und Gender-Roles aussuchen und sogar selber editieren kann. Ich möchte hier außerdem auf einen der Vorreiter des feministischen Erotik-Genres Angie Rowntree in unserem Store aufmerksam machen. Mit „Empowering Ava“ hat sie in unserem Store nicht nur einen zu 100 Prozent auf ein weibliches Publikum zugeschnittenen Film, sondern den ersten feministischen VR-Porno der Welt veröffentlicht.
Wie sieht die Zukunft von Lazeeva aus?
Wir haben uns Ziele gesetzt, die wir erfüllen möchten, bevor die Beta-Version des Lazeeva-Stores live gehen soll. Hier steht vor allem das Portfolio an erster Stelle. Unser Ziel ist es, 50 bis 60 Apps anbieten zu können. Den Fokus setzen wir dabei vor allem auf Virtual Reality. Außerdem sollen vor allem „Sex-positive“-Inhalte vermehrt bei uns zu finden sein. Hier setzen wir vor allem auf die enge Zusammenarbeit mit Produzentinnen sogenannter Sex-positiver Inhalte, die für uns diese Inhalte in Form von Apps entwickeln. Wir möchten in Zukunft auch den Zugriff auf erotische Geschichten und Bücher bieten. Ein weiteres Ziel ist das Einleiten von Automatisierungsprozessen, damit Inhalte direkt gefiltert werden können, und keine Inhalte mehr zu finden sind, die unseren persönlichen Richtlinien nicht entsprechen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hribernik.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Androidpiloten.
Image (adapted) „Smartphone“ by geralt (CC0 Public Domain)
Image by Nu Emotions GmbH, Screenshots by Julia Froolyks, Berti Kolbow-Lehradt
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Schlagwörter: Angie Rowntree, App-Store, Feminist Porn, frauen, lazeeva, Nico Hribernik, Porno, Sex-Apps, Video-Apps, virtual reality, VR-Erotik, VR-Porno