Gestern war der lang herbeigesehnte Tag da: Die Top-Level-Domain .hamburg ging mit großem Getöse online. Damit können nun auch Unternehmen und Bürger der Metropolregion ihrer lokalen Identität Ausdruck verleihen. // von Merle Miller
Der Termin für den Launch stand ganz genau fest und wurde in den Wochen zuvor eifrig in etlichen Pressemitteilungen und Einladungen kundgegeben. Am 27. August 2014 um Punkt 11:00 Uhr sollte der offizielle Startschuss für .hamburg (ausgesprochen: Punkt Hamburg) fallen. Und dieser wurde auch von niemand Geringerem als Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz sowie Oliver Süme, dem Geschäftsführer von Hamburg Top-Level-Domain GmbH, die .hamburg betreibt, komplettiert. Die neue Top-Level-Domain soll kurze, prägnante Adressen ermöglichen, so die Auffindbarkeit im World Wide Web steigern und die Identifikation mit der Hansestadt unterstreichen. Zusätzlich wird natürlich auch der Namensraum expandiert, sodass Firmen und Privatpersonen sich bei der Domainregistrierung nicht mehr auf kreative Wortspiele verlassen und sich mit weniger originellen Namen zufrieden geben müssen.
- Seit dem 27. August 2014 sind Domains mit der Endung .hamburg möglich.
- Das verspricht bessere Suchmaschinenplatzierung durch lokalen Bezug zur Hansestadt Hamburg.
- Budni und Haspa sind als Kooperationspartner bereits seit 18. August mit ihren neuen Domains online.
Jedes Jahr kommen zirka 18 Millionen neue Adressen hinzu
Nebst der ortsrelevanten Bedeutung hat also die frische Top-Level-Domain vor allem den Zweck, neue einzigartige Adressen zu schaffen, die andernfalls unter anderen Endungen wie .com, .net oder .de nicht mehr verfügbar sind. Ein weiterer Vorteil ist die bessere Auflistung in Suchmaschinen bei Recherchen nach lokalen Angeboten, denn jede zweite Google-Suche hat einen regionalen Bezug.
„Weltweit sind derzeit über 270 Millionen Internetadressen registriert und es kommen jedes Jahr ca. 18 Millionen Adressen hinzu.“, so Süme. Und erklärt, warum die Nachfrage nach neuen Internetadressen so hoch ist und weitere Top-Level-Domains damit wichtig sind: „Zunächst einmal sind sie trotz Einführung neuer Endungen wie unserer PunktHamburg-Endung eine begrenzte Ressource: Jede Adresse kann weltweit nur ein einziges Mal vergeben werden und – mit wenigen Ausnahmen – erfolgt die Vergabe nach dem Prinzip ,Wer zuerst kommt, mahlt zuerst‘.“
In den nächsten Jahren sollen somit auch mehr als 1.300 neue Top-Level-Domains Schritt für Schritt eingeführt werden. Von diesen werden allerdings nur fünfhundert frei registrierbar sein. Die restlichen über achthundert sind Markenendungen wie zum Beispiel .amazon und .canon.
Bei den frei registrierbaren Top-Level-Domains wird zudem zwischen geografischen und generischen unterschieden: Die geografischen sind Endungen wie .berlin, .hamburg und .koeln. Generische richten sich vor allem an Branchen und Interessen wie beispielsweise .shop für Online-Shops und Geschäfte oder .hotel für die Hotelbranche.
Für eingetragene Marken hat die ICANN als Teil des Handbuches für Bewerber um Top-Level-Domains das Trademark Clearinghouse implementiert. Dabei handelt es sich um eine Datenbank, in der Inhaber ihre Markenzeichenrechte vor und während der Einführung neuer generischer Top-Level-Domains hinterlegen können, um damit die Möglichkeit zur Erkennung von Rechtsverletzungen bei der Vergabe zu schaffen.
Olaf Scholz: „Wir sind froh, dass es nun richtig losgehen kann“
Eine jahrelange Debatte hatte es gebraucht, ehe 2011 die ICANN (Internet Corporation for Assigned Numbers and Names) beschlossen hatte, neue Adressendungen, unter anderem mit geografischer Bedeutung, einzuführen. Die ICANN ist eine Non-Profit-Organisation mit Hauptsitz in Los Angeles und verantwortlich für die Koordination der Vergabe von einmaligen Namen und Adressen im Internet.
Erika Mann, Vorstandsmitglied bei ICANN erklärt, was die ICANN macht und was Top-Level-Domains bedeuten:
https://www.youtube.com/watch?v=aHwkyANA8Fw
.hamburg wird von der Hamburg Top-Level-Domain GmbH vertrieben, die ihren Sitz in selbiger Metropolregion hat. 2007 wurde diese Initiative für .hamburg von Oliver Süme, Dirk Krischenowski, Katrin Ohlmer und Johannes Lenz-Hawliczek gegründet und 2014 schließlich die Top-Level-Domain als eine zu .de und .com gleichwertige Endung durch die ICANN zugelassen.
Besonders froh sei Bürgermeister Olaf Scholz darüber, „dass ‚unser‘ Betreiber eine regionale Erdung in Hamburg und Norddeutschland hat. Es liegt auf der Hand, dass man die regionalen Belange, um die es hier in hohem Ausmaß geht, mit einem regional orientierten Betreiber viel besser besprechen und in den Griff bekommen kann.“
Und endlich konnte er auch gestern um elf Uhr zusammen mit dem Rechtsanwalt Oliver Süme vor dem großen roten Button stehen und mit Einstimmen des Countdowns gespannt dem Moment entgegenfiebern. Dieser kam dann auch ganz unverkennlich und für jeden spürbar: Ein lautes Brummen, das durch den Saal vibrierte, signalisierte: .hamburg ist online!
Olaf Scholz und Oliver Süme drücken gemeinsam den Startbutton:
Um elf Uhr ging es mit den offiziellen Registrierungen los
Auf zwei Bildschirmen konnten nach dem Startschuss die neuesten zwanzig Adressen sowie die fortwährend steigende Gesamtanzahl der registrierten Domains beobachtet werden. Schon um 11.10 Uhr wurde die 10.000er Marke geknackt und mit einem kleinen Jubel begrüßt.
Seit dem 18. August sind die Kooperationspartner von .hamburg wie Budnikowski und die Hamburger Sparkasse (Haspa) bereits mit ihren Domains perle.hamburg sowie gut-fuer.hamburg online. Als sogenannte „Leuchtturm“-Partner, das heißt Partner, die das Projekt unterstützt haben, kamen sie in den Genuss, schon vor dem offiziellen Start eine Domain zu registrieren und unter dieser erreichbar zu sein. Dazu zählen nebst Budnikowski und Hamburger Sparkasse auch Radio Hamburg sowie die Standortinitiative der Hamburger Digital- und Medienwirtschaft nextMedia.hamburg.
Sowohl Unternehmen und Vereine als auch Einwohner der Hansestadt können ihre Wunschdomain mit der Endung .hamburg beanspruchen und je nach Anbieter kostet diese dann zwischen dreißig und sechzig Euro im Jahr. Möglich ist die Registrierung jedes erdenklichen Begriffes außer den Bezeichnungen für Einrichtungen und Behörden der Stadt Hamburg sowie Begriffe, die im Zusammenhang mit zum Beispiel Volksverhetzung und Rassismus stehen. Ebenso sind Zwei-Zeichen-Adressen ausgeschlossen und die Registrierung von Marken wie frisoer.hamburg oder bank.hamburg erfolgen zudem nach Sonderregeln.
Wie auch bei anderen Domains kann sie ganz gewöhnlich bei vielen Internetprovidern registriert werden – auf .hamburg lässt sich eine Übersicht der Partner finden. Aber nicht nur Internetadressen können gemietet werden, auch E-Mail-Accounts werden von vielen Registraren angeboten. So wird aus name@provider.de die einzigartige Identität vorname@nachname.hamburg
Neue Domainendungen versprechen höhere Chancen
Dass von der ICANN immer mehr Adressendungen bereitgestellt werden, ist nicht nur deshalb vorteilhaft, dass Inhaber einen persönlicheren Bezug zur jeweiligen Top-Level-Domain herstellen können, sondern vor allem auch um eine erneute Chance auf eine Internetdresse mit ihrem individuellen Namen zu erhalten. In Zeiten fortschreitender Digitalisierung und zunehmenden Bedarfs an Internetadressen ist dies also ein wichtiges Thema.
Innovative Lösung, die die digitale Zukunft verändern wird
Nach Berlin und Hamburg werden in den kommenden Jahren weitere Städte und Regionen nachziehen. Für Köln werden schon ab dem 5. September die Domains .koeln und .cologne für die breite Öffentlichkeit verfügbar sein. Dies würde für das Internet nebst der obligatorischen und anfänglich schwierigen Umstellung von .de und .com auf zum Beispiel .ortsname oder .markenname auch bedeuten, dass man in ferner oder schon naher Zukunft vielleicht nicht einmal mehr nach „Sportverein Hamburg“ googeln müsste, sondern in die Adressleiste des Browsers gleich sportverein.hamburg eingeben könnte. Und nicht zuletzt wird dadurch regionalen Dienstleistern natürlich eine bessere Platzierung in Suchmaschinen versprochen, was eigentlich Sinn bei der Ermittlung von lokalen Angeboten ist. So profitieren beide Seiten von der neuen Top-Level-Domain: Der Betreiber und die Nutzer.
Auch Oliver Süme ist fest davon überzeugt, „dass in wenigen Jahren eine Internetadresse wie PunktHamburg genauso selbstverständlich und genauso aussagekräftig ist wie die Vorwahl 040, die auch im Mobilfunkzeitalter unverzichtbarer Bestandteil der Telekommunikation geblieben ist.“
Teaser, Images & Video by Merle Miller
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Schlagwörter: DNS, Erika Mann, hamburg, ICANN, Olaf Scholz, Oliver Süme, seo, TLD, Top Level Domain
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