Wonach suchen wir, wenn wir nach einem Partner suchen? Sicherlich hängt das davon ab, wofür der Partner da sein soll – von einem Geschäftspartner würden wir uns wahrscheinlich wünschen, dass er innovativ ist. Bei einem Mitstreiter in einem Chor wäre es wünschenswert, dass er musikalisch ist und von einem Partner in Liebesdingen, dass er beispielsweise attraktiv und lustig ist. Aber wie lassen sich solche Qualitäten und Fähigkeiten mit anderen, angesehenen Eigenschaften vergleichen, wie zum Beispiel mit Gerechtigkeit und Großzügigkeit?
Wir Menschen sind ungewöhnlich sozial – wir kooperieren, meist aus Gewohnheit, in den meisten Fällen mit Leuten, mit denen wir nicht einmal verwandt sind, und das bis zu einem Grad, der den eines jeden anderen Lebewesens weit überschreitet. Dennoch gibt es einen bedeutenden Nachtteil, wenn man anderen hilft: das Risiko, von einem Betrüger hereingelegt zu werden – jemandem, der die Vorteile der Kooperation für sich herauspickt, ohne zur Gemeinschaft beizutragen. Das Verständnis, wie Menschen wechselseitig produktive Beziehungen formen und gleichzeitig soziale Parasiten vermeiden, ist der Schlüssel, um die Evolution des absoluten Sozialgedankens beim Menschen verstehen zu können.
Das Ansehen ist beispielsweise ein Zeichen unseres früheren Verhaltens, das Beobachter dazu nutzen können, um daraus zu schlussfolgern, wie wir uns möglicherweise in der Zukunft verhalten werden – und das ist der ganze Kern der Angelegenheit. Ein Hauptgrund dafür, warum Einzelpersonen sich um ihr Ansehen sorgen und warum sie darin investieren, ist, dass wir uns einen oder mehrere Partner für soziale und romantische Interaktionen auf Grundlage dieser Information bewerten und aussuchen können wollen.
Aus der Sichtweise der Evolution sollten wir diesen Hinweis nutzen, um den besten Partner für unsere Interaktionen auszuwählen. Aber was bedeutet das überhaupt? Der „beste“ Partner könnte einer sein, der am ehesten dazu befähigt ist, uns Dinge zu geben, wie etwa Geschäftspartner mit einem großen Vermögen, Wissen und Kontakte. Der „beste“ Partner könnte vielleicht auch jemand sein, der geringfügig weniger Leistung erbringt und der in höherem Maße dazu bereit ist, die Qualitäten zu teilen, die er hat – in anderen Worten, jemand, der besonders großzügig ist.
In vielen Fällen korrelieren die Befähigung, teilen zu können und die Bereitschaft, dies auch tatsächlich zu tun – es ist recht einfach, großzügig zu sein, wenn man über reichlich Ressourcen verfügt. Aber was ist, wenn dies nicht unbedingt der Fall ist? Bevorzugen wir den Partner mit den „höchsten Qualitäten“, selbst wenn dieser ein bisschen geizig ist, oder ziehen wir Individuen mit einer „geringeren Qualität“ vor, die aber gerechter sind?
Das Diktatoren-Spiel
Um dies herauszufinden, rekrutierten wir 788 Teilnehmer von einer Crowdsourcing-Seite, um an einer Online-Version eines klassischen anthropologischen Experiments in veränderter Form teilzunehmen: dem Diktator-Spiel. Es ist eine simple ökonomische Frage, die dazu verwendet wird, um soziale Tendenzen abzuschätzen. Individuen interagieren paarweise als „Diktatoren“ und als „Empfänger“. Die Diktatoren erhalten etwas Geld und es wird ihnen gesagt, dass sie davon abgeben können, so viel (oder so wenig) sie möchten. Die Empfänger haben keine Kontrolle über die Verteilung und müssen jedes Angebot annehmen, das ihnen der Diktator macht.
Unser Diktatoren-Spiel wurde etwas verändert, damit wir festzustellen konnten, wie Menschen Möglichkeiten gegen Gönnertum austauschen, wenn es um die Wahl eines Partners geht. Zunächst gaben wir reichen Diktatoren fünfmal so viel Geld, um dieses mit den Empfängern zu teilen, als es bei ihren ärmeren Gegenbeispielen der Fall war. Das bedeutete, dass die Reicheren einen höheren Gesamtlohn anbieten konnten – selbst wenn sie relativ geizig waren.
Wir veränderten auch die Wohlstands-Stabilität. In einem stabilen Umfeld blieben die Reichen reich und die Armen arm, während der momentane Wohlstand in einem instabilen Umfeld nichts über den Wohlstand im nächsten Spiel aussagte.
Schließlich konnten die Empfänger Diktatoren auf der Basis des Gerechtigkeitssinns oder Geizes aus dem vorigen Spiel auswählen oder diese vermeiden. Die Empfänger beobachteten die Entscheidungen, die zwei verschiedene Diktatoren im ersten Spiel trafen – und entschieden sich dann, welches dieser Individuen sie als ihren eigenen Partner für das zweite Spiel auswählen wollten. Wir waren besonders interessiert daran, wie die Empfänger der Frage nach Wohlstand gegenüber Gerechtigkeit bei einem Partner einordneten oder gar vorzogen, wenn sich diese Eigenschaften direkt gegenüberstanden.
Die Ergebnisse, die im Royal Society Open Science veröffentlicht wurden, waren verblüffend. Wie vermutet, wählten die Empfänger, wann immer Wohlstand und Gerechtigkeit sich gegenüberstanden (zum Beispiel, wenn zwischen reichen und gerechten und armen und gerechten Partnern gewählt werden muss), üblicherweise den reichen Partner – und diese Präferenz wurde insbesondere in einem stabilen Umfeld ausgesprochen.
Als es um die Wahl zwischen reichen und geizigen und armen und gerechten Partnern ging, bevorzugte die Mehrheit dennoch den ärmeren Partner – selbst in einem stabilen Umfeld, in dem die Armen dazu tendieren, arm zu bleiben (dies war bei 57 Prozent der Fall). Dies geschah trotz des Umstandes, dass sie mit einer Reduktion des Lohnes von fast 25 Prozent rechneten. Wie erwartet, zeigten die Empfänger eine noch stärkere Präferenz für arme und gerechte gegenüber reichen und geizigen Diktatoren in einem instabilen Umfeld, denn hier wurde mit über 85 Prozent der ärmere Partner ausgewählt.
Großzügigkeit in der echten Welt
Die Entscheidungsregeln, nach denen wir Partner auswählen, mögen in wirtschaftlicher Hinsicht vielleicht nicht rational sein, aber in ökologischer Hinsicht sind sie wahrscheinlich rational, insofern, dass sie auf irgendeine Art die Tauglichkeit des Umfelds erhöhen, in dem sie ausgewählt wurden.
Aber gibt es Beweise, dass Menschen tatsächlich so in der realen Welt handeln? Einige Hinweise auf die früheren Gesellschaften zur Zeit der Jäger und Sammler haben gezeigt, dass Großzügigkeit tatsächlich wichtiger ist als das Jagdvermögen, wenn es darum geht, die Popularität der Jäger in ihren sozialen Netzwerken zu bestimmen. Die besten Jäger erlegen vielleicht mehr Fleisch, aber es sind diejenigen, die das, was sie erbeuten, teilen, die als Jagdpartner bevorzugt werden. Unsere Studie stützt diese Erkenntnis: Es mag eine wertvolle Fähigkeit sein, wenn man geben kann, aber geben zu wollen ist viel wichtiger.
Könnte das nun also auch für romantische Beziehungen gelten? Es ist schwierig, ein vergleichbares Experiment mit den Dingen, die wir bei einem Partner suchen, durchzuführen – wie etwa Intelligenz, Humor und gutes Aussehen – da diese tendenziell sehr viel stabilere Eigenschaften sind als beispielsweise Wohlstand. Jedoch entschied sich in diesem Experiment die Mehrheit der Leute für arme und gerechte Partner statt für reiche und geizige, selbst wenn der Wohlstand unveränderlich war. Also gibt es möglicherweise ein ähnliches Muster, wenn es um die Partnersuche geht, bei der Großzügigkeit und Gerechtigkeit über Aussehen und Intelligenz triumphieren könnten. Zukünftige Untersuchungen könnten die relative Wichtigkeit dieser Eigenschaften in Bezug auf die Partnersuche noch weitergehend erforschen.
Andere Qualitäten, wie etwa Wohlstand oder der soziale Status, sind eher veränderbar und stellen deshalb eine bessere Analogie dar, wenn es um die Partnersuche geht. Der Status beispielsweise verändert sich möglicherweise in den verschiedenen Lebensstadien – so mag man auf der weiterführenden Schule vielleicht einen hohen Status gehabt haben, aber nicht auf der Universität. Wir würden sicherlich vorhersagen, dass die Menschen in solch wechselhaften Zeiten wie auf der Universität Faktoren wie Gerechtigkeit mehr wertschätzen als den sozialen Status. Sie würden vermutlich ebenso den sozialen Statur mehr wertschätzen, wenn diese Erfolge durch die Zeit und die Situation hindurch stabil wären.
Wenn Sie sich also beim nächsten Mal unter Menschen befinden und darauf erpicht sind, einen guten Eindruck zu machen, sind Züge wie Gerechtigkeit und Großzügigkeit schon ein guter Anfang. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich dies auszahlen könnte.
Dieser Artikel erschien zuerst auf „The Conversation“ unter CC BY-ND 4.0. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Image (adapted) „EXPO 2015. Mangiare tutti“ by Marco (CC BY 2.0)
Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: Crowdsourcing, Gerechtigkeit, Gesellschaft, sozial, Soziales, zukunft