Lohnt sich Cyberpunk 2077? Update 2.2 im Test

Guten Morgen, Night City! Der Cyberpunk 2077 Test ist endlich da und der 10. Dezember war für mich dieses Jahr das eigentliche Weihnachten. Acht Jahre des Wartens und zahlreiche Verschiebungen, eine kurz vor Release, stellten auch in der Redaktion die Nerven gewaltig auf die Probe. Immerhin wollte sich ein gewisser Schreiberling extra für das Spiel Urlaub nehmen, damit er auch schneller den Cyberpunk 2077 Test schreiben kann.

Nun ist das Spiel zum Glück da und muss sich den unglaublich großen Erwartungen stellen. Und natürlich ist das Spiel nicht die eierlegende Wollmilchsau, die in jedem Genre, dass es streift, neue Maßstäbe aufstellt. Doch ist das Gesamtpaket zumindest das Ausnahme-Rollenspiel, das man mittlerweile geradezu vom Entwickler CD Projekt Red erwartet?

Aufgrund der Länge des Tests schonmal die Kurzfassung: Ja, das Spiel ist fantastisch – zumindest auf dem PC! Doch auch Cyberpunk 2077 ist bei weitem nicht ohne Fehler. Darum solltet ihr den Test besser komplett lesen. Er zeigt die vielen Stärken, aber auch wo das Spiel auf teils unverständliche Art schwächelt.

Update: Lohnt sich Cyberpunk 2077 Update 2.2? Wir haben uns mittlerweile auch sämtliche Updates für Cyberpunk 2077 gespielt. Während die erste Hälfte noch der Originaltest der Release-Version ist, gehen wir gegen Ende des Tests auf die kostenlosen Updates sowie dem DLC Phantom Liberty ein, die das Spiel massiv aufwerten! 

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Charaktereditor trotz First-Person

An dieser Stelle muss die Maske redaktioneller Professionalität auch mal fallen. Die letzte Stunde vor Release verbrachte ich damit, meine RGB-Beleuchtung in cyan-magenta auf Cyberpunk 2077 zu trimmen und in der Cyber Night unter anderem dem deutschen Mitentwickler Miles Tost zu lauschen, als ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert wurde.

Ein letzter großer Patch, ein kleiner Dank an meine kürzliche Entscheidung zu einem schnelleren Internet und ich bin endlich im Spiel. Anders als bei The Witcher habe ich keinen festen Helden – zumindest nicht ganz. Ich höre auf den ominösen Namen V (nicht wie Vendetta), habe eine vage Persönlichkeit, doch gestalten darf ich mir den Charakter selbst.

Der Charaktereditor ist allerdings weniger spektakulär, als diverse Previews anklingen ließen. Klar, ich habe hier sogar die Möglichkeit die Genitalien zu bestimmen, aber bin selbst beim Gesicht auf eine eingeschränkte Auswahl vorgefertigter Augen, Nasen, Münder und anderer Versatzteile limitiert. Das schränkt die Kreativität etwas ein, sorgt aber dafür, dass man sich eigentlich stets einen brauchbaren Charakter zusammenklicken kann.

Etwas Variation vermisste ich aber in den Auswahlmöglichkeiten. So tat ich mich beispielsweise schwer, Charaktere mit asiatischen Zügen zu erstellen und auch die Auswahl langhaariger Frisuren habe ich beispielsweise in der Charaktererstellung des Baldur’s Gate 3 Early Access schon besser gesehen. Sogar auf den Körper habe ich abseits der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale keinen Einfluss.

Im Anschuss darf ich zumindest noch ein paar Attributspunkte verteilen. Für meinen geplanten Hacker gehe ich einfach davon aus, dass mich vor allem Intelligenz, Tech und Coolness weiterbringen. Das sollten aber ohnehin noch nicht die einzigen Entscheidungen zu meinem Charakter sein.

Charaktererstellung im Cyberpunk 2077 Test
Der Charaktereditor bietet im Cyberpunk 2077 viele Einstellungsmöglichkeiten, lässt aber kein Feintuning per Slider zu.

Woher kommst du?

Die Offenheit von CD Projekt Red während der Entwicklung hatte auch seine Nachteile. Als vor über zwei Jahren erste Details und sogar mal eben 48 Minuten Gameplay gezeigt wurden, schürte das eine gewisse Erwartungshaltung. Für den Spieler ist es nicht immer leicht zu verstehen, dass beim Prozess der Entwicklung eben auch Dinge gestrichen werden. So waren ursprünglich mehr Hintergründe für unsere Charakter V geplant, als die drei, aus denen wir ebenfalls in der Charaktererstellung wählen dürfen.

Unser Alter Ego kommt somit entweder von der Straße, aus der geschniegelten Corpo-Welt oder ist ein Nomade von außerhalb der schillernd-hässlichen Stadt. Cyberpunk 2077 lohnt sich vor allem, wenn wir jeden Hintergrund ausprobieren wollen, um die jeweilige Hintergrundgeschichte zu erleben.

Im Prinzip läuft es aber darauf hinaus, dass wir und unser bester Kumpel Jackie uns einen Namen unter den Söldnern in Night City machen  wollen – am Ende zu den Großen gehören, über die auch noch nach ihrem Tod gesprochen und nach denen Getränke im Club Afterlife benannt werden.

Die Lebenswege wurden bereits im August in einem Trailer vorgestellt:

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Night City ist grandios

Die Trailer ließen mich an manchen Stellen noch skeptisch zurück. Night City wirkte vor dem Release einfach ein bisschen zu steril für mich. Beim Spiel zerstreuten sich die Zweifel schnell. Schon im ersten Distrikt, Watson, darf ich eine sehr abwechslungsreiche Umgebung bestaunen. Die Geschichte führt mich durch elektrisierende Clubs, riesige Apartmentkomplexe, belebte Einkaufsstraßen und Industriegebäude.

All das mit unglaublicher Liebe zum Detail. Überall scheint irgendwas zu passieren und da ich bekanntlich Photo Modes liebe, komme ich bei all den großartigen Motiven zuerst kaum in der eigentlichen Geschichte voran.

Cyberpunk 2077 lohnt sich auch durch seine Perspektive. Für ein Rollenspiel unüblich, erleben wir das gesamte Spiel aus der Ego-Perspektive. Dadurch kommen die Dimensionen der gigantischen Wolkenkratzer erst so richtig zum Tragen. Ich schaue nach oben und die Gebäude wachsen gen Himmel. Dass mich Bilder der Skyline im Vorfeld enttäuschten, lag vor allem daran, dass die Gebäude aus der Ferne nicht ansatzweise das gleiche Gefühl vermitteln, wie wenn man mittendrin ist. Und das viele Gebäude echt wuchtige Maße haben.

Straßen und Fußgängerwege gehen dabei gerne über und untereinander. Ohne Route auf der Minimap wäre die Orientierung oft zum Scheitern verurteilt, weil der vermeintlich direkte Weg selten zielführend ist. Dass die Stadt über mehrere Ebenen läuft, macht sie stellenweise zum Labyrinth. Gelegentlich bringen einen auch Fahrstühle auf andere Stockwerke, wie etwa im Apartmentkomplex, wo V wohnt. Das geschieht übrigens ohne Mapwechsel und Ladezeiten. Der Fahrstuhl fährt in Echtzeit hoch und ich kann nicht selten nebenher auch rausschauen oder mir Werbung für die neuesten Produkte in Night City reinziehen.

Cyberpunk 2077: Mit dem Motorad auf einer Brücke in Night City
Das Motorrad ist perfekt, um die Stadt zu erkunden. Gerade auf dem Weg ins schillernde Japan Town.

Raytracing und DLSS lohnt sich im Cyberpunk 2077 Test

Die entsprechende Hardware vorausgesetzt, sieht Cyberpunk 2077 einfach spektakulär aus. Vor allem, wenn man die Raytracing-Effekte nutzt, mit den Cyberpunk nicht geizt. Gerade mit all seinen Neonlichtern und spiegelnden Oberflächen lohnt sich Cyberpunk 2077. Aber sie gehen auch auf Kosten der Performance. Mehr über Raytracing erfahrt ihr übrigens in diesem Artikel.

Viele Spiele nutzen einen, vielleicht zwei Effekte bei denen auf Raytracing zurückgegriffen wird. Cyberpunk nimmt sich gleich vier, auch wenn wir diese zumindest einzeln hinzuschalten können. Dabei drückt Cyberpunk 2077 einem die Effekte nicht so sehr ins Gesicht und lässt nicht jede Oberfläche unrealistisch stark spiegeln, wie bei manch anderen Titeln, die ihr Raytracing oft zu stark zeigen wollen. Mit den neuen RTX 3000-Grafikkarten halbiert sich durch Raytracing auf Ultra jedoch die Bildrate in etwa.

Zum Glück gibt es DLSS. Das Deep Learning Super Sampling ist eine Technologie, bei der das Bild eine niedrigere Auflösung nutzt und diese mittels einer mit hochauflösenden Bildern trainierten KI auf die Zielauflösung hochrechnet.

Es fühlt sich wie pure Magie an. Im Quality-Mode gibt es schon gute 80% mehr Performance, ohne dass man Qualitätseinbußen spürt. Der Performance- und Ultra-Performance-Modus kitzeln zwar noch etwas raus, gehen aber dann aber doch zu Lasten der Grafikqualität. DLSS macht aktuell das Raytracing in Cyberpunk 2077 überhaupt erst möglich. Doch nicht nur für Spiele mit Raytracing, sondern eigentlich für jeden Titel, der sich 4K auf die Flagge schreibt, sollte es ein absolutes Must-Have werden. Es ist die wohl genialste Technik in der Grafikentwicklung seit Ewigkeiten.

Gute Sprachausgabe, lebendiges Schauspiel

Für die Geschichte selbst ist aber nicht nur die Kulisse wichtig, sondern auch ihre Akteure. An dieser Stelle hatte ich mir ohnehin wenig Sorgen gemacht. Bereits bei The Witcher 3  hatte man äußerst gute Arbeit geleistet, den Charakteren Leben einzuhauchen. Besonders in Erinnerung ist mir ein musikalischer Auftritt geblieben, der auch hervorragend in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Im Cyberpunk 2077 Test lohnt sich die deutsche Sprachausgabe auch auf ganzer Linie. Die Herausforderung gegenüber der dreckigen Fantasywelt sind die kulturellen Einflüsse aus der realen Welt. Cyberpunk 2077 serviert nicht nur eine gute und erfahrene Sprecherriege, sondern schafft es auch entsprechende Akzente einzubringen. So haben einige Charaktere in den japanisch geprägten Teilen der Stadt einen entsprechenden Einschlag in ihrer Aussprache, während unser Kumpel Jackie sein Latinoblut auch in Dialogen erkennen lässt. Sicherlich manchmal ein Hauch übertrieben, aber so werden die kulturellen Einflüsse zumindest schnell deutlich.

Animationstechnisch ist das Spiel ohnehin oberste Liga. Aber hier hatte mich damals schon The Witcher 2 begeistert. Während das in etwa zeitgleiche Skyrim noch steife Standard-Animationen in Dauerschleife zeigte, war bereits im kleinen The Witcher 2 richtig Leben in den Dialogen und viel Auge aufs Detail, wenn jemand nebenher beispielsweise was zu Essen vorbeibrachte. Diese cineastische Linie zeigt sich auch im Cyberpunk 2077 Test.

Zwar sind hier schon wegen dem Setting mehr Dialoge im Sitzen, doch auch da passiert immer was. Blicke aus dem Fenster, dann wieder ein fokussierte Blick auf V. Manche sitzen lässig nach hinten gelehnt, andere wippen immer mal wieder unruhig mit dem Bein, andere strahlen durch tadellose Haltung Autorität aus.

Zusammen mit Misty und Jackie
Schon zum Anfang des Spiels hat V gute Freunde. Jackie ist unser Best Buddy und Misty die sympathische Besitzerin eines Esoterikladens.

Cyberpunk 2077 lohnt sich für den Blick auf Vs Augen

Das spannende dabei ist, dass die großartige Inszenierung weitgehend ohne eine wirkliche Kamera-Regie auskommt. Das funktioniert nur deshalb, weil uns das Spiel in die Ego-Perspektive zwingt und damit die Betrachtungswinkel vorgegeben sind. Eine Ausnahme stellt lediglich das Fahren von Autos dar, wo wir dann doch mal aus der Beobachterperspektive steuern können.

Die Dialoge, da bin ich mir aber sicher, würden in Third Person so nicht funktionieren. Cyberpunk 2077 lohnt sich vor allem für das Mittendrin-Gefühl. Blickkontakt und Mimik sorgen für ein deutlich intensiveres Mittendrin-Gefühl. Auch dürfen wir uns in den Dialogen frei bewegen. Das erinnert an die Dialoge im Lager bei Red Dead Redemption 2, nur sogar bis in die Dialoge der Hauptquests.

In einigen Dialogen ist die Bewegung und Sicht zumindest etwas eingeschränkt, weil man beispielsweise sitzt. Dann kann man erst aufstehen, wenn sich im Dialog die Möglichkeit dazu bietet.

Sitzen die Charaktere nicht, nutzen sie angenehm die Bühne, bewegen sich hin und her, mal sinnierend, mal aus der eigenen Unruhe getrieben. Hier dringt die Inszenierung ins Theater ein, wo auch gezielt die ganze Bühne genutzt wird. Und wir selbst sind mal Zuschauer, mal selbst Akteur auf dieser Bühne und können das Schauspiel aus dem Winkel verfolgen, der uns am meisten reizt.

Braindance – Hexersinne auf drei Ebenen

Apropos unterschiedliche Winkel – ein Feature des Spiels ist der sogenannte Braindance. Das sind in der Welt verbreitete Virtual Reality-Videos, in denen man auch Sinneseindrücke der Person wahrnimmt, die mittels Cyber-Tech aufgezeichnet wurden. Diese Videos reichen von Filmen bis hin zu den letzten Momenten von Personen bevor sie getötet wurden. Dazwischen gibt es natürlich alle denkbaren Ausrichtungen, einschließlich einer sehr erfolgreichen Porno-Industrie.

Unser Charakter V betritt im Cyberpunk 2077 Test nur den Braindance, um nach Hinweisen zu suchen. Der Braindance zeichnet nämlich auch solche Sinneseindrücke auf, welche die Person selbst gar nicht so bewusst wahrgenommen hat. Wir dürfen uns im Braindance auf drei Ebenen auf die Beweisjagd begeben. Neben den Dingen die man sehen kann, gibt es noch die Audioebene, wo wir bestimmte Geräuschquellen analysieren können und eine Wärmekamera, mit der wir uns entsprechend nach Wärmesignaturen umschauen.

Im Prinzip ist es eine Weiterführung des Hexersinns aus den Witcher-Spielen, nur dass wir selbst etwas aktiver sind bei der Suche nach Anhaltspunkten. Übermäßig schwer ist es nicht, doch es macht dennoch Spaß, aus einer zunächst banalen Szene immer mehr Hinweise zu entlocken.

An anderer Stelle ist man aber wieder völlig altbacken. Über „Splitter“ sind immer wieder Lore-Schnipsel in der Welt verteilt. Mal questbezogen, mal einfach, um mehr über die Welt und ihre Geschichte zu erzählen. Allerdings als reiner Text. In einer so technisierten Welt hätte man einiges auch als Soundfiles oder Videos auf den zahlreichen Bildschirmen darstellen können oder zumindest die Texte aufwendiger mit Bildern gestalten. Diese staubtrockene Präsentation der Splitter ist schon schade, beim sonst sehr guten Worldbuilding.

Braindance in Cyperpunk 2077
Im Braindance dürfen wir uns in Aufgezeichneten Sinneseindrücken von Personen auf Spurensuche begeben. Da kann Hexer Geralt nicht mehr ganz mithalten.

Johnny Silverhand nervt – und das ist gut

Manch „älteres“ Semester erinnert sich vielleicht noch an Zelda – Ocarina of Time. Held Link hatte die Fee Navi an seiner Seite, die ihm Hilfe leistete, den Spieler aber auch mit ihrem „Hey! Listen!“ nerven konnte.

So eine Fee gibt es auch in Cyberpunk. Eigentlich ist es aber keine Fee, sondern ein etwas abgewrackter Rockstar, der sich in eurem Kopf einnistet. Johnny Silverhand  nervt außerdem weniger weil er helfen will, sondern weil er ein ziemliches Arschloch ist und seinen Senf besonders dann zum besten gibt, wenn man ihn gar nicht danach fragt.

Wie genau er in euren Kopf kommt und was es mit Johnny auf sich hat, verrate ich euch aber nicht. Die Erfahrung müsst ihr schon selbst machen. Irgendwie wächst er einen aber dennoch ans Herz. Vielleicht liegts aber auch an Corona, dass man sich mittlerweile schon freut, wenn zumindest irgendwer mit einem redet.

Gespielt wird er von Keanu Reeves. Damit nehme ich wohl kaum zu viel vorweg, da es schon lange bekannt ist. Schließlich war sein Auftritt bei der E3 2019 legendär. Gegen Ende des Trailers kam Johnny Silverhand ins Bild, nahm seine Brille ab und das digitale Gesicht von Keanu Reeves schaute in die Kamera, mit dem Aufruf eine gewisse Stadt in Schutt und Asche zu legen. Als der Trailer endet, kommt der echte Keanu Reeves aus dem Nebel und verewigt sich auf der Bühne mal eben als Meme. Seine „You are breathtaking!“-Pose gibt es übrigens auch im Fotomodus des Spiels für V zur Auswahl.

Johnny Silverhand in Cyberpunk 2077
Keanu Reeves ist ein Sympathieträger, seine Figur Johnny Silverhand ganz im Gegenteil. Auch das Motioncapturing bringt die Arroganz der Figur herrlich zum Leben.

Weniger Freiheiten als gedacht

Die Geschichte um Söldner*in V ist vergleichsweise kurz. Sie ließe sich innerhalb von 20-25 Stunden locker durchspielen. Dabei schafft sie es neben der Action aber immer wieder leisere Töne anzuschlagen und sich auch den persönlichen Problemen der Nebencharaktere zu widmen.

Darum sollte man sich ruhig die Zeit nehmen das Spiel auszukosten. Denn neben der Hauptstory bieten die wichtigsten Charaktere auch nochmal eigene Questreihen. Auch sonst hat Night City einige toll inszenierte, teils auch sehr skurrile Quests, welche nochmal einige Spielzeit oben drauf packen.

Etwas enttäuscht war ich im Cyberpunk 2077 Test aber schon von der Handlungsfreiheit, gerade in den Dialogen. Zwar lohnt sich Cyberpunk 2077 für unterschiedliche Dialog-Optionen, aber viel Unterschied machen sie nur selten. Die blauen Optionen geben meist nur etwas mehr Hintergrundinformationen, die gelben führen die Quest voran. Davon gibt es oft nur ein oder zwei zur Auswahl. Wenn sich der Ausgang einer Quest ändert, dann jedoch massiv, was die Wiederspielbarkeit erhöht. Auch Hintergrund und Attributswerte geben euch immer wieder eigene Dialogoptionen.

Auch beim Hacken habe ich mir mehr Möglichkeiten erhofft den Kampf kreativ anzugehen. Zwar schalte ich später auch mal ganze Gruppen ohne einen einzigen Schuss aus, wirklich abwechslungsreich ist das aber auch nicht. Mehr einzigartige Maschinen-Takedowns wären klasse gewesen.

Auch ob ich Gegner töte oder nur bewusstlos schlage, ist in der Regel mehr etwas für das eigene Gewissen. In beiden Fällen liegt der Gegner am Boden und tut keinen Mucks mehr.

Spielerisch lohnt sich Cyberpunk 2077 nicht immer 

In The Witcher 3 war noch das größte Manko das eigentliche Gameplay. Das war nicht all zu berauschend, wenn auch solide genug, dass Story, Inszenierung und Welt das Spiel auch Jahre später noch die Open World-Rollenspiel-Referenz sein lassen.

Auch wenn der Vergleich bei dem unterschiedlichen Setting schwer ist, würde ich Cyberpunk 2077 hier etwas stärker sehen. So haben wir die Möglichkeit die fünf Attribute unseres Charakters zu skillen, zu jedem Attribut einen eigenen Skilltree und dazu noch andere Mechaniken wie die Cyber-Tech, mit der wir V etwas „optimieren“ können.

Trotzdem fällt im Cyberpunk 2077 Test auf, dass nicht immer ganz zu Ende gedacht wurde. Die Minimap ist beispielsweise so schlecht skaliert, dass ich regelmäßig meine Abzweigung verpasse. Eine kleine Sache, die mich aber immer wieder ärgert. Eine Skalierbarkeit wie in GTA 5 oder eine optionale Navi direkt auf der Straße wie bei Watch Dogs: Legion  wäre eine mögliche Lösung.

Und auch wenn man V fast ausschließlich im Fotomodus sieht, nervt es, dass die Kleidung mit Rüstung und anderen Stats versehen ist. Mit dem ursprünglichen Plan der Entwickler, das Kleidung lediglich einen Einfluss auf Street Cred, quasi den Respekt auf der Straße, hat, wäre man deutlich besser gefahren. Das macht Red Dead Redemption 2 sehr gut, wo Kleidung auch weitgehend kosmetisch ist, die Leute aber durchaus auf den Kleidungsstil reagieren. Auch das fehlt bei Cyberpunk 2077 leider, obwohl die verschiedenen Kleidungsstile sogar extra beworben wurden. Alternativ hätte Cyberpunk 2077 zumindest zusätzliche kosmetische Kleidungs-Slots und das Ausblenden von Kopfbedeckungen von MMORPGs übernehmen können.

Auch das Fehlen eines Frisörs oder Schönheitschirurgen wundert, wo die Welt das geradezu anbietet und man ganze acht Jahre Entwicklungszeit hatte, um sowas zu bedenken. Aber vermutlich wird es wie bei The Witcher 3 ein kostenloser DLC geben.

Ein Kampf in einer brennenden Halle.
Als Shooter kommt das Spiel nicht an die besten des Genres heran. Viel Liebe zum Detail steckt bei den Waffen dennoch drin.

Cyberpunk 2077 lohnt sich als Grundlage für mehr

Wie lange ein Spiel erfolgreich mit zusätzlichen Inhalten gefüttert werden kann, zeigt GTA V  mit seinem Multiplayer-Modus. Obwohl für die Playstation 3 und Xbox 360 gestartet, ist der Online-Modus des Spiels noch immer präsent und erfuhr jüngst erstmals ein Update mit Maperweiterung.

Im Cyberpunk 2077 Test zeigt sich genau dieses Potential. Zunächst sind das allerdings – glücklicherweise – weitere Einzelspieler-Geschichten. Cyberpunk 2077 lohnt sich als Grundlage für größere Addons, die sich an den massiven Erweiterungen von The Witcher 3 orientieren sollen. Mehr noch als The Witcher 3, bietet die vorhandene Welt von Cyberpunk selbst nochmal deutlich mehr Potential für Erweiterungen als The Witcher 3. Es ist eine verflucht große Stadt und theoretisch können unzählige Wolkenkratzer Schauplatz zukünftiger Geschichten werden.

Sowohl die geplanten DLCs, als auch der später folgende Multiplayer-Modus sprechen dafür, dass CD Projekt Red mit dem Spiel weitaus mehr vor hat, als es zu veröffentlichen und dann einfach so zu lassen wie es ist. Gerade im Multiplayer bietet die Stadt noch genug Platz für Housing, Garagen und hoffentlich auch die ein oder andere Nebentätigkeiten, beispielsweise in Bars.

Auch kann man noch daran schrauben, wie die Bevölkerung auf V reagiert, die etwas verzögert reagierende Fahrzeugphysik aufbessern und noch ein wenig mehr Feedback in Nah- und Fernkampf bringen. Technisch und atmosphärisch hat man hier eine Welt, die noch über Jahre eines der schönsten Schauplätze sein wird. Eine Welt die geradezu darauf wartet, dicht mit Inhalten befüllt zu werden.

Das Konsolen-Desaster

Für PC lohnt sich Cyberpunk 2077 weitgehend, doch für Konsolen lief der Einstieg katastrophal. Trotz kurzfristigen Verschiebung kurz vor Release, ist es CD Projekt Red offenbar nicht gelungen, vor allem die Versionen für die ursprünglichen Versionen der PlayStation 4 und Xbox One mit einem anständigen Konsolen-Port zu versorgen.

Das Spiel läuft auf den betagten Konsolen einfach nicht flüssig und sieht stellenweise danach aus, als liege der Release noch eine weitere Konsolengeneration zurück. Niedrige Auflösungen, Popups und Texturen, die eine halbe Ewigkeit laden. Sogar vor Abstürzen ist man auf den Konsolen nicht sicher. Cyberpunk 2077 nimmt auf den alten Konsolen aktuell alle möglichen Probleme mit. Ob die sich alle beheben lassen, darf man aktuell mit Recht bezweifeln.

An dieser Stelle ist es auch widersinnig, auf die alte Hardware zu zeigen. Die gleiche Hardware hat schließlich auch schon Horizon Zero Dawn, Red Dead Redemption 2, The Last of Us 2 oder Ghost of Tsushima gewuppt. Auch wenn ich zu schätzen weiß, wenn Spiele mit PC und aktuellste Konsolen zum Ziel entwickelt werden, ist eine solche Version eine Zumutung. Stattdessen hätte man gleich komplett auf die neuen Konsolen setzen sollen.

Sogar auf dem PC gab es zunächst Bugs. Plötzlich schwebten Gegenstände, Personen, Autos und im Spiegel lässt V die innere Britney Spears raus und erscheint kahlköpfig. Vielleicht tritt einiges davon nur unter bestimmten Umständen auf, aber zumindest die Sache mit dem Spiegel ist bei mir mittlerweile verschwunden.

Um trotzdem eine Lanze zu brechen, wurde Cyberpunk 2077 womöglich sogar als PC First entwickelt, was ziemlich unüblich ist. Mehr als 50% der acht Millionen Vorbestellungen geht aber tatsächlich aufs Konto der PC-Nutzer. Eine Entschuldigung für eine so lausige Konsolen-Fassung ist das natürlich trotzdem nicht.

Lohnt sich Cyberpunk 2077 durch die Updates? Das hat sich geändert

Update 1.5

Mit Cyberpunk 2077 Update 1.5 ändert sich so einiges im Spiel. Es ist das mit Abstand größte Update seit Release und beeinflusst damit viele Aspekte des Spiels. Vor allem für die neuen Konsolen ist das Update ein großer Schritt nach vorn – doch auch für PC bietet es einige interessante Neuerungen.

Auf der einen Seite ändert sich mit dem Update für die KI. Unter anderem geht sie deutlich cleverer gegen uns vor. Es ist noch nicht die große Revolution, die alles ändert, aber es ist ein deutlicher Unterschied. Auch in der offenen Welt spiegelt sich das wieder. Gerade im Verkehr verhält sich die KI nun sehr unterschiedlich, wenn wir sie aggressiv angehen. Manche Fahrer fliehen, andere geben extra Gas um uns selbst über den Haufen zu fahren.

Darüber hinaus gibt es aber noch sehr viel mehr. Auf der einen Seite dürfen wir unser bereits bekanntes Apartment vom Look anpassen. Noch interessanter sind allerdings neue Wohnmöglichkeiten in den verschiedenen Vierteln Night Cities, die wir beziehen dürfen. Für mich als Japan-Fan ist vor allem die etwas enge, aber atmosphärisch passende Bude in Japan-Town besonders interessant. Alle Wohnungen haben außerdem einige neue Interaktionsmöglichkeiten. Diese bringen spielerisch wenig, machen unser Domizil aber deutlich atmosphärischer. 

Neben den neuen Wohnungen gibt es außerdem auch neue Waffen, neue Aspekte für unsere Romanzen und einen Reset unserer Skills. Diese bekamen ein ziemlich radikales Update, bei denen einige Skills entfernt und durch neue ersetzt wurden. Auf uns warten also so einige neue Aspekte im Spiel.

Update 1.6 (Edgerunners-Update)

Das Update 1.6 kam passend zur erfolgreichen Netflix-Serie Cyberpunk: Edgerunners raus. Wo die Serie viele bekannte Locations aus dem Spiel 1:1 übernimmt, bringt das Update einige Referenzen zur Serie ins Spiel. Darüber hinaus gibt es aber auch noch viel mehr zu entdecken, wie etwa einige neue Waffen oder 3 neue Fixer-Jobs. Eine Hommage an The Witcher 3 gibt es zudem mit dem neuen Automaten-Spiel „Plötzenrennen“

Eines der größten Neuerungen ist allerdings das von vielen Spielern gewünschte Transmog-System. Über Vs Kleiderschrank könnt ihr euch nun diverse Kleidungs-Sets anlegen, die euer Aussehen unabhängig der Statuswerte der ausgerüsteten Kleidung anpasst. Ihr müsst also nicht mehr rumlaufen wie blind in die Altkleider-Tonne gegriffen. Bis zu 6 Outfits könnt ihr so erstellen. Außerdem lassen sich Gesicht und Körper beim Ripperdoc nun anpassen. Endlich leben wie in 2077!

Ebenso lohnt sich Cyberpunk 2077 mit dem 1.6-Update für Spieler, die auf mehreren Plattformen spielen. Eine Cross-Save sei Dank dürft ihr eure Spielstände nun auch plattformübergreifend spielen. Und für die Hobbyfotografen unter euch: Katze Nibbles ist nun auch im Photo Mode zuschaltbar, so ihr den hübsch-hässliche Stubentiger bereits bei euch aufgenommen habt. 

Update 2.0 

Kurz vor Release des DLCs Phantom Liberty erschien das Update 2.0, welches das Spiel in vielen Bereichen grundlegend überarbeitet. Da das Update eine SSD zur Pflicht macht, ist es nur auf PlayStation 5, Xbox Series und entsprechend ausgerüsteten PCs spielbar. 

Das Update dreht die Vorteils- und Fertigkeitsbäume komplett auf Links und folgt dabei eher der „Rule of Fun“. Es ist sicherlich nicht alles perfekt ausbalanciert, aber es macht deutlich mehr Spaß. So gibt es neue Vorteile, die sich auf den neu eingeführten Fahrzeug-Kampf beziehen. So können wir nun aus Fahrzeugen springen und gleich unsere Waffen abfeuern. Alternativ hacken wir Autos und nutzen sie entweder als Ablenkung oder als Waffe gegen umstehende Feinde. Unabhängig davon können wir aber auch im Auto endlich Waffen verwenden – auf dem Motorad auch den Nahkampf – und manche Fahrzeuge kommen sogar mit ausrüstbaren Waffen.

Auch der Kampf an sich wurde für 2.0 nochmal kräftig überarbeitet. Die KI verhält sich in einigen Kampfsituationen nun deutlich cleverer und kontert unser Sandevistan wenn sie selbst im Besitz ist. Apropos Sandevistan: Auch die Cyberware hat ein komplett neues System verpasst bekommen. Kleidung ist nun auch komplett kosmetisch weil die Verbesserung der Werte nun ebenfalls über die Cyberware erfolgt. Auch das Hacken wurde überarbeitet inklusive neuer Vorteile, die euch etwa Lebenspunkte einsetzen lassen, wenn euer RAM leer ist.

Verfolgungsjagden sind übrigens nicht nur wegen dem Fahrzeugkampf spannender. Auch das oft kritisierte Polizeisystem ist brandneu. Sie kommen jetzt weniger aus dem nichts, patrouillieren durch die Stadt und haben einige neue Tricks, um besonders verhaltensauffällige Runner aufzuhalten. Auch Zivilisten reagieren in Fahrzeugen oder zu Fuß nun etwas realistischer auf uns. Für neue Autos werden wir jetzt außerdem weniger zugespammt. Stattdessen kaufen wir sie zentral über Autofixer-Terminals.

Was nicht jedem schmecken wird: Das Gegner-Level passt sich unserem an. Zwar geht dadurch ein gewisses Fortschritts-Gefühl verloren, dafür ist immer eine Herausforderung gegeben und wir müssen uns nach dem Prolog keine Sorgen machen, dass ein Stadtteil zu gefährlich für uns ist.

Es gibt noch viele weitere Änderungen wie Rauchgranaten, waffenspezifische Finisher, überarbeitetes Crafting oder UI-Anpassungen. Die würden hier aber den Rahmen sprengen. Habt ihr Cyberpunk 2077 wegen seines Zustands zu Release gemieden könnt ihr jetzt bedenkenlos zugreifen und eines der besten Rollenspiele der letzten Jahre erleben.

Update 2.1 

Eigentlich war CD Projekt RED nach 2.0 und Phantom Liberty mit dem Spiel fertig. Doch dann kam nur 2 1/2 Monate später Update 2.1 raus, das noch etwas mehr Rollenspiel in die Welt bringt.

Kern-Feature des Updates ist nämlich die NCART-Metro. Diese bringt endlich die von Spielern schon lange gewünschte Metro ins Spiel, die während der Entwicklung leider der Schere zum Opfer fiel. Wie ich bereits in einem Artikel über Night Cities genialem Stadtdesign schrieb, war ich etwas enttäuscht, dass man nicht die Stationen selbst erkunden kann. Dafür kann man die Fahrt wahlweise abkürzen oder immersiv in Echtzeit im Wagen verbringen. Dabei ist ein anderes neues Feature sehr praktisch: Der Radioport, mit dem wir auch zu Fuß oder in der Bahn unseren Lieblingssender hören können. Ihr könnt eure romantischen Partner jetzt außerdem auch in euer Apartment einladen um Zeit miteinander zu verbringen. 

Wer lieber mit dem Auto fährt darf sich allerdings auch über einen neuen zuvor gesperrten Highway freuen, der eure Fahrten durch Night City etwas komfortabler macht. Es gibt außerdem neue Fahrzeuge, Wiederholbare Autorennen, neue Tricks auf Motorädern (Wheelie, Salti, etc.) und mögliche Verfolgungsjagden, wenn ihr es euch mit Gangs verscherzt habt. 

Als neue Herausforderung überarbeitet das Update aber auch diverse Boss-Kämpfe, darunter auch gegen Adam Smasher. Dieser verwendet jetzt auch ein Sandevistan, wodurch der Kampf nun deutlich denkwürdiger wird. Darüber hinaus gibt es noch einige Balancing-Änderungen zu den überarbeiteten System aus 2.0.

Übrigens lohnt sich Cyberpunk 2077 Update 2.1 auch für Spieler mit Einschränkungen. Das Update fügt eine Vielzahl von Zugänglichkeits-Optionen hinzu. Es gibt mehrere neue Farbblindheits-Optionen, mehr zuschaltbare Untertitel, anpassbare Schriftgrößen und der Hintergrund der Untertitel lässt sich in der Transparenz einstellen. Optionen für HUD-Elemente, Effekte, Auto-Aim oder Kamerabewegungen tragen ebenfalls zur Barrierefreiheit bei. Beim Hacking-Minigame könnt ihr außerdem das Zeitlimit deaktivieren.

In Update 2.11 gab es neben Bugfixing übrigens so ganz nebenbei das „CrystalCoat“-Feature. Das ist Technologie, die euch erlaubt, die Lackierung eures Autos anzupassen. Da es eine Neuentwicklung von Rayfield ist, könnt ihr das Upgrade aber leider nur für Rayfield-Autos nutzen. 

Update 2.2

Überraschung! zum 4-jährigen Jubiläum bekommt das Spiel doch nochmal ein großes Update spendiert, dass vor allem mehr Anpassbarkeit bietet. Dieses erweitert das CrystalCoat-Feature aus 2.11 auf Fahrzeuge der Hersteller Herrera, Mizutani, Quadra and Villefort. Außerdem hat – auch hier werden die Features etwas gerollenspielt – Kiroshi die „TWINTONE™! As CrystalCoat™“-Technologie rausgebracht. Über die Kiroshi Optik-Implantate könnt ihr jetzt Fahrzeuge scannen und ihre Farben auf euer Auto mit CrytalCoat-Lackierung übertragen. Und wenn wir schon bei Autos sind: Die 10 meistgeforderten Autos sind jetzt auch über den Autofixer zu kaufen.

In der Charaktererstellung – oder beim Ripper Doc – habt ihr jetzt außerdem mehr als 100 neue Anpassungsmöglichkeiten. Frisuren gibt es leider keine neuen, dafür unter anderem 32 neue Augenfarben, diverse neue Tattoo-, Makeup- und Narben-Optionen sowie 8 neue optische Cyberware-Varianten.

Besonders stark ist das Update aber für Photo Mode-Enthusiasten. Die beste Neuerung des Fotomodus ist die Möglichkeit, diverse Charaktere aus dem Spiel in unsere Schnappschüsse hinzufügen inkl. Gesichtsausdrücke und Pose. Jetzt können wir auch nach dem Prolog Zeit mit unserem Lieblings-Choom Jackie verbringen oder auch lustige Schnappschüsse mit Adam Smasher machen. Der Drohnenmodus hat außerdem mehr Reichweite, kreist nicht mehr um V und wir können Kollisionen mit der Welt ausschalten oder im Präzisionsmodus feinjustieren. Über den neuen Beleuchtungs-Tab dürfen wir sogar Lichtquellen hinzufügen, um V auch in schlechten Lichtverhältnissen passend auszuleuchten. 

Coole Sache: Dank der neuen SmartFrames™ von Kiroshi könnt ihr im Apartment auch eure liebsten Schnappschüsse einrahmen. Oh, und Johnny Silverhand taucht jetzt öfter neben euch im Auto auf. Ihr werdet also etwas mehr Quality Time mit eurem imaginären Freund genießen.

Lohnt sich Cyberpunk 2077: Phantom Liberty?

Für das ultimative Night City-Erlebnis solltet ihr euch den einzigen DLC, Phantom Liberty, nicht entgehen lassen. Von Umfang und Qualität kann die Erweiterung dabei durchaus mit dem gefeierten Blood & Whine-DLC für The Witcher 3 mithalten, der noch immer ein Benchmark für Rollenspiel-DLCs ist.

Die gut 20 Stunden lange Story des DLCs überrascht als packender Agenten-Thriller und führt V in das neue Viertel Dogtown. Wobei Dogtown quasi die Hälfte von Pacifica ist, die zuvor nicht wirklich zugänglich war. Es ist fast schon eine Kunst, dass zuvor nicht auffiel wie viel Fläche dort ungenutzt ist. Doch auch wenn Dogtown nur die Größe von Halb-Pacifica hat, ist das neue Gebiet schön prall gefüllt mit Inhalten, dass es sich etwas größer anfühlt als es ist.

Die Story bettet sich mitten in die Ereignisse des Hauptspiels ein – noch vor dem Finale – und bietet dabei mit das beste Storytelling des Spiels. Selbes gilt auch die spielerischen Ideen der Missionen. Ihr bekommt alles von Casino-Infiltration bis hin zum cineastischen Kampf gegen einen riesigen Spinnenroboter geboten. Es gibt auch ein paar neue Nebenaufträge, die dieses Niveau dann aber nicht erreichen können. Besonders gelungen ist dagegen wie sich die DLC-Story dann auch in den späteren Verlauf mit einflechtet.

Allerdings lohnt sich Cyberpunk 2077: Phantom Liberty auch, wenn ihr euren Charakter noch etwas mehr ausbauen möchtet. Das Maximallevel wurde von 50 auf 60 angeh0ben und ihr sammelt außerdem Relic Points, die ihr in einem zusätzlichen Skill Tree, der euch einige starke Vorteile freischalten lässt.

Natürlich gibt es auch allerlei neuer Waffen, Kleidung und Autos im Addon. Hinzu kommen auch noch Kurier- und Airdrop-Aufträge, die als sich wiederholender Content in verschiedenen Variationen auftauchen. Die Airdrops locken mit besonders wertvollem Loot – allerdings seid ihr nicht die einzigen, die heiß darauf sind und so muss sich die Belohnung hart erkämpft werden.

Fazit: Glamourös – Dreckig – Cyberpunk 2077

Cyberpunk 2077 ist irgendwie wie Night City selbst. Auf der einen Seite überwältigt einen das Spiel genauso, wie die unzähligen Neonlichter der Stadt. Night City ist visuell einfach nur beeindruckend und die Geschichte packend inszeniert. Dabei schließt man auch einige Charaktere richtig ins Herz. Auch die First Person-Perspektive ist eindeutig eine zentrale Designentscheidung und wird entsprechend genutzt. Auch die meist freie Bewegung in Dialogen – auch der Hauptstory – passt wunderbar damit zusammen.

Dann war da zu Release aber auch noch der Dreck: Eine Konsolenfassung, die zu Release eine Katastrophe war oder diverse Bugs wie ineinander spawnende Autos oder spontane Kahlköpfigkeit. Auch ist nicht jedes Feature war so ganz zu Ende gedacht und das Spiel ging einfach nicht noch die letzte Meile zur Perfektion. Allerdings traf das Spiel auch auf eine gerade zu unmenschliche Erwartungshaltung.

Wie Night City hatte Cyberpunk 2077 aber auch zu Release schon etwas, dass einen trotz aller Makel nicht loslässt. Mit den etwas spät in Fahrt gekommenen Updates, allen voran 2.0, hat sich das Spiel aber echt stark entwickelt. Manche Einschnitte zur ursprüngliche Präsentation waren zu groß um sie zu fixen, aber das Spiel hat trotzdem die Kurve gekriegt um mittlerweile selbstbewusst zu den besten Rollenspielen auf dem Markt zu zählen. Dazu kommt auch noch dieser wirklich exzellente DLC, der vom Umfang auch manchen Vollpreis-Titel schlägt. 

Ich liebe Night City, die Geschichte um V, Johnny und all den anderen und möchte einfach nur mehr davon. Darum bin ich sehr gespannt wie der Nachfolger in der Unreal Engine 5 wird. Die Entwickler haben an Cyberpunk 2077 viel gelernt und kürzlich zurecht mehr als 30 Millionen Verkäufe des Hauptspiels sowie 8 Millionen Verkäufe von Phantom Liberty gefeiert. Und wer weiß, vielleicht versüßt man uns die Wartezeit auf den Nachfolgern nochmal mit neuen Inhalten. Das fünfjährige Jubiläum sollte man schließlich auch feiern!

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Images by Stefan Reismann


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