Lohnt sich Two Point Campus? Ulkiger Uni-Aufbau im Test

Im Two Point Campus Test durfte ich nochmal zurück an die Uni. Wildes Studentenleben mit durchgefeierten und durchgelernten Nächten? Nicht ganz. Diesmal darf ich den Campus nämlich selbst leiten und meinen Studis zu einen Abschluss mit Bestnoten verhelfen. Die wilden Seiten des Uni-Lebens schließt das aber natürlich nicht aus. Lohnt sich Two Point Campus für Freunde gepflegter Management-Sims?

Eines bereits vorweg: Das Spiel tritt ganz in die Fußstapfen des Studio-Erstlings Two Point Hospital – vor allem was den überzogenen Humor angeht. Statt wahnwitziger Krankheiten gibt es diesmal eben ähnlich abgedrehte Studiengänge. Wer also auf eine realistische Simulation hofft, wird mit dem Spiel kaum glücklich. Für alle anderen gibt der Two Point Campus Test Aufschluss, ob der Campus-Aufbau auch spielerisch überzeugt.

Getestet wurde übrigens die Release-Version auf PC.

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Two Point Campus – Ich bau die Uni meiner Träume

Das Spielprinzip von Two Point Campus ist an und für sich simpel. Mit anfangs eingeschränkten finanziellen Ressourcen baue ich eine Universität auf. Zu Beginn sind es nur eine Handvoll Studierende, oft eines einzelnen Studiengangs. Steigt der Campus-Level, kann ich diese Studiengänge jedoch ausbauen und die Anzahl der Studierenden erhöhen. Insgesamt gibt es 17 Kurse. Diese reichen von Gastronomie über Rittersportwissenschaften inklusive Lanzenstoß bis hin zur Ausbildung von Spionen. Die meisten haben dabei sehr eigene Lehrräume, die viel Platz für ihre außergewöhnlichen Gerätschaften brauchen. Andere wie Allgemeinwissen oder Computergeschichte sind dann doch eher Füllmaterial und verwenden Standardräume, die auch andere Kurse mit benutzen.

Gute Lehrräume und Dozenten sind natürlich die Grundlage für den Lernerfolg, aber die Studenten haben auch noch andere Bedürfnisse. Diese stillen wir mit weiteren Räumen wie Aufenthaltsräume, Toiletten, Duschen, Automaten, Clubs, Veranstaltungen und vielem mehr. Ein Schlafsaal mit hohem Prestige sorgt dabei nicht nur für mehr Zufriedenheit, sondern lohnt sich in Two Point Campus auch, um mehr Miete von den Studierenden zu erhalten.

Insgesamt gibt es 12 Universitäten zu bespielen. Das klingt zunächst nach relativ wenig, doch gibt es bei jeder Uni Herausforderungen um 1 bis 3 Sterne zu erlangen. Ein Stern ist notwendig um neue Unis freizuspielen, die drei Sterne reizen aber nicht nur durch zusätzliche Belohnungen, sondern fordern auch den eigenen Ehrgeiz, weil die Anforderungen entsprechend höher werden.

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Fast wie Two Point Hospital

Den Vergleich mit Two Point Hospital muss sich Two Point Campus im Test gefallen lassen. Selbst viele direkte Seriennachfolger wirken selten so identisch, wie es hier der Fall ist. Das liegt zum einen am Wallace & Gromit-artigen Look, der sich wenig geändert hat. Trotz der 4 Jahre zwischen den beiden Spielen gibt es dabei auch keine nennenswerten Unterschiede im Grafikdetail. Auch die Benutzeroberfläche wirkt auf den ersten Blick fast identisch.

Auch das Platzieren von Räumen und dessen Möbelierung ist annähernd identisch. Einige Features, die der Vorgänger erst mit Updates bekam, wie das Speichern von Raum-Templates, haben es zum Glück diesmal direkt in die Basisversion geschafft. Neu ist dabei, dass wir neben vorgefertigten Räumen unser Grundstück auch selbst mit Gebäuden bestücken dürfen. Das ermöglicht viel größere und effizientere Layouts. Außerdem dürfen wir erstmals auch die Außenbereiche mit vielen Dekorationen selbst gestalten.

Leider sind wir noch immer auf flache, einstöckige Gebäude beschränkt. Das dürfte aber auch eine Designentscheidung sein, um das Spielgeschehen übersichtlich zu halten, ohne dass man noch ständig durch die Stockwerke schalten muss. 

Wo sich Two Point Campus unterscheidet

Trotzdem lohnt sich Two Point Campus auch, wenn ihr euch bereits durch alle Krankenhäuser des Quasi-Vorgängers gespielt habt. Denn auch wenn sich vieles ähnelt, hat man am generellen Spielfluss ordentlich geschraubt. So läuft das Unileben in Jahren ab. Die Kurse der Studierenden und die Freizeit dazwischen verteilen sich immer auf 12 Monate.

Vor jedem Jahr ist zudem eine Sommerpause, in der die Zeit nicht fortschreitet und wir den Campus für das nächste Jahr auf Vordermann bringen können. Investierte Kurspunkte sorgen nämlich im nächsten Jahr oft für zusätzliche Studenten und da die Studiengänge über bis zu 3 Jahre gehen – jedes Jahr mit etwas anderem Programm – bleiben viele der Studierenden. Studis und Personal bleiben übrigens in der Sommerpause auf dem Campus. So können sie ohne Kurse und Gehälter ihre Bedürfnisse in aller Ruhe auffüllen.

Auch hat man offenbar ein bisschen an den Prioritäten der KI geschraubt. In Two Point Hospital haben halb im Sterben liegende Patienten mal das ganze Krankenhaus durchquert, nur um einen bestimmten Automaten zu nutzen – was ihnen wichtige Zeit für die Behandlung genommen hat. Two Point Campus macht das deutlich besser und kommt auch mit mehr Personen pro Raum deutlich besser zurecht als der Vorgänger, der mit größeren Stationen oft seine Probleme im Türbereich hatte. Trotzdem gibt es manchmal Schlangen vorm Bücherregal, selbst wenn die Bibliothek davon mehrere hat.

Ein Campus in einem alten, an Hogwarts erinnernden Schloss. Einige Studenten steigen gerade in ihren Zauberei-Studiengängen auf.
Während des Studienjahres kann man weitgehend dem Treiben auf dem Campus zuschauen. Hier spielen wir in den Mauern eines alten Schlosses, dass nicht nur zufällig an Hogwarts erinnert. Hier wird tatsächlich Zauberei gelehrt. Image by Stefan Reismann

UI-Probleme und zweifelhafte Design-Entscheidungen

Gerade weil Two Point Campus so stark an seinen Vorgänger erinnert, ist es teils schon abenteuerlich, welche Probleme sich das Spiel gerade im an sich vertrauten UI erlaubt. Da gibt es beispielsweise einige Icons, etwa für überfüllte Räume, die das Spiel nicht wirklich erklärt. Im Reddit landen ständig fragen von Spielern, die durch ein fehlendes Mouseover nichts mit den Symbolen anzufangen wissen.

Für mich war eines der unverständlichsten Entscheidungen aber, dass es diesmal keinen Tab gibt, auf dem man übersichtlich die Aufgaben einer kompletten Personalgruppe einstellen kann. Möchte ich einen einzelne Dozenten  für das Forschungslabor zuweisen, muss ich diesen Anklicken, auf seinen persönlichen Jobtab gehen und dort alles außer das Forschungslabor rausnehmen. Umgekehrt muss ich dann bei jedem anderen Dozenten die Forschung deaktivieren. Two Point Hospital hatte da alle Angestellten einer Berufsgruppe in einer Liste zum Zuweisen. Ebenfalls etwas schade: Es gibt keine direkte Fähigkeit mehr für Verkaufspersonal. Die Verkaufsstände lassen sich so schlechter optimieren.

Unglücklich finde ich ebenso, dass der an sich simple Editor zum Möblieren der Räume zur Qual wird, sobald ein Gegenstand nicht mehr zugänglich ist. Bis dieser Gegenstand frei ist, kann ich andere Gegenstände nicht versetzen sondern nur löschen. Ich muss sie also anschließend nochmal kaufen. Ebenso nervt es, dass die Abdeckung von Heizungen und Klimaanlagen in der Raumerstellung noch nicht angezeigt wird. Man muss den Raum also erst bestätigen und dann erst die Heizkörper setzen, um die Abdeckung zu sehen.

Two Point Campus kann repetitiv werden

Hat man erstmal den Dreh raus, wiederholt sich vieles in Two Point Campus. Zumindest bei mir sind die ersten Schritte eines jeden Campus weitgehend die selben, damit auch das erste Jahr schon weitgehend lukrativ ist. Nach den ersten 3 Jahren sind dann auch kaum noch Kredite notwendig, um alle Neuanschaffungen für das nächste Studienjahr zu machen. Wenn man alles Nötige problemlos zwischen den Jahren bauen kann, gibt es dann nur wenig, was man im laufenden Schuljahr bauen muss.

Hier mal ein Getränkeautomat, ein paar neue Mülleimer oder neue Toiletten um die Bedürfnisse besser zu stillen. Ansonsten ist in der Zeit aber nichts wirklich großes zu tun. Hier hatte der Patientenflow im Vorgänger nochmal deutlich mehr Anreize, ständig etwas nachjustieren zu müssen – allein weil es über Leben und Tod der Patienten entscheidet.

Immerhin sorgen die kleinen Anliegen der Studierenden immer wieder für kleineres Umdenken. Gerade wenn ein Lehrraum ein neues Großgerät braucht, muss dieser doch manchmal vergrößert werden, damit es überhaupt reinpasst. Außerdem muss man viele Sachen erst mit Kudosh freischalten, eine zusätzliche Spielwährung, die man über abgeschlossene Sterne, Erfolge und erfüllte Herausforderungen erhält. Diese sind anfangs etwas knapp, doch wenn man jedes Level mit 3 Sternen abschließt, sollte es einem nach den ersten Universitäten nicht mehr daran mangeln.

Manchmal hilft es übrigens auch mal über die 3 Sterne hinaus weiter zu spielen. Für diese hat man nämlich oft nur zwei Kurse auf seinem Campus. Versucht man ein paar Kurse mehr unter einen Hut zu bringen, ergeben sich wieder neue Herausforderungen allen Studiengängen gerecht zu werden. Nach dem Abschluss der vierten Universität schalten wir außerdem einen Sandbox-Modus frei, mit dem wir alle Unis nach eigenen Regeln spielen können.

Lohnt sich Two Point Campus?

Ich habe Two Point Campus mehr als eine Woche wirklich sehr intensiv gespielt. Der Uni-Aufbau macht großen Spaß und in vielen Punkten entwickelt es das bewährte Spielprinzip mit seinen Wurzeln im alten Theme Hospital sinnvoll für das neue Setting weiter. Two Point Campus lohnt sich daher vor allem für alle, die bereits am Vorgänger ihre Freude hatten. Durch den Kniff mit den Studienjahren und der Sommerpause dazwischen hat man außerdem immer einen guten Wechsel zwischen dem Campusalltag und den großen Bauphasen.

Trotzdem kann sich das Spiel gerne mal ziehen und erklärt sich nicht in allen Bereichen von selbst. Das fängt damit an, dass ein neuer Studiengang auf der ersten Stufe bis zu 10 Studenten ermöglicht. Das Spiel erklärt aber nicht, dass die Größe eines Kurses bis zu 8 Personen beträgt. Für die 2 zusätzlichen wird also quasi extra ein neuer Kurs erstellt, der trotzdem die selben Personal- und Raumanforderungen stellt wie für 8 Personen. Es lohnt sich also, hier zwei Personen weniger zu haben und dafür den Lernerfolg des Studiengangs sogar um ein paar Prozente anzuheben.

Trotzdem kann man sich im Spiel verlieren, da es immer wieder etwas zu verbessern gilt und man sich selbst auch immer wieder neue Ziele setzen kann. Außerdem haben gerade die späteren Level auch noch etwas mehr Eigenheiten, die einen herausfordern. Ich bin schon gespannt, ob spätere DLCs ebenso unterhaltsam werden wie für den Vorgänger und welche absurden Studiengänge sich die Entwickler dafür noch einfallen lassen.

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Image by Two Point Studios via IGDB


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