Das deutsche Startup Vive baut eine neue Video-Chat-Community, die Leute mit ähnlichen Interessen verbindet. // von Felicitas Hackmann
Vive war diese Woche in der Presse, weil das Hannoveraner Startup 1,5 Millionen Euro Seedinvestment eingesammelt hat. Wer bei der Video-Chat-Community an ChatRoulette denkt, irrt. Ja, man spricht mit Fremden, aber: Nein, man wählt nicht automatisch Fremde an, sondern sucht nach Leuten, die einen interessieren. Also wie Tinder? Auch nicht. Denn es soll gerade nicht um Dating gehen. Hier kommt der Testbericht.
Warum ist das wichtig? Vive ist ein Social Network, das nicht für die gemacht ist, die sich schon kennen, sondern für die, die sich kennenlernen sollten.
Members only: Leute werden bei Vive einzeln freigeschaltet.
Vive setzt auf das Kennerlernen und mit dem eigenen Wissen weiterhelfen der Mitglieder.
Wie Vive eine erfolgreiche Monitarisierung hinbekommen möchte, ist erst in Ansätzen zu sehen.
Members Only
Lädt man sich die App auf sein iPhone (iOS only), kann man sich nur mit Facebook einloggen. Danach muss man drei Fragen beantworten: Was man der Community bieten kann, mit wem man gerne chatten möchte und wie der beste Freund einen beschreiben würde.
Alle „Bewerbungen“ werden noch einzeln von dem Team, das in Berlin, Hannover und San Francisco sitzt, gegengelesen. Im Regelfall werden die Bewerbungen durchgewunken, gibt man jedoch an, dass man z. B. an Dating interessiert ist, ist man leider nicht dabei. „Das können andere besser„, sagt Gründer und CEO Arnd Aschentrup. Ziel ist es eine „authentische, emotionale und spontane Kommunikation im Social Web zu sein„.
Worüber wird gesprochen
Was sich nach einer blassen Weltverbesserungsapp anhört, entpumpt sich als ziemlich guter Ansatz. Nutzer geben an, worin sie gut sind. „Ich kann Dir helfen einen Kuchen zu backen„, „Ich helfe Dir dabei eine gute Party zu organisieren„, „Ich kann Dir Spanisch sprechen beibringen„. Für die Gründerszene: Einige bieten ihre Hilfe in Sachen Ideen Ping Pong oder Coding an, andere würden sich über Finanzierungsmodelle austauschen.
Da Leute nach gemeinsamen Interessen suchen, kommt man mit jeder Menge Leute in Kontakt. Leute aus San Francisco haben mich angeschrieben, weil sie gesehen haben, dass ich dort zur Uni gegangen bin, einer hatte mit mir einen gemeinsamen Freund, andere haben einfach nur Lust Leute kennenzulernen.
Nach Unternehmensangaben dauern die Video-Gespräche im Schnitt 15 Minuten, der Längste ging 13 Stunden.
Monitarisierung
Für 0,89 Euro kann dann man sein Thema bewerben. Als nächstes soll ein Peer-to-Peer-Marktplatz für Experten dazukommen, ähnlich wie GoogleHelpouts. Schon jetzt kann man Kommentare über den Gesprächspartner hinterlassen. Wenn auch nicht wie bei LinkedIn, so kann man trotzdem schon mal Tendenzen und Themen erkennen.
Für die zukünftige Produktentwicklung konnte Vive in einer Startfinanzierungsrunde über 1,5 Millionen Dollar (1,2 Millionen Euro) von mehreren europäischen Kapitalgebern einsammeln, darunter einen der ersten Soundcloud-Investoren, Christophe Maire, und Evernote-Investor Ludwig zu Salm. Außerdem investiert die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen in das heimische Startup.
Fazit
Nein, man braucht die App vermutlich nicht zum Überleben. Trotzdem finde ich den Ansatz gut. Die Möglichkeit mit Leute außerhalb des sonstigen Dunstkreises in Kontakt zu treten, finde ich schön, denn häufig redet man mit ähnlichen Leuten über ähnliche Themen. Es muss außerdem nicht immer Rocket Science sein: Man kann über Filme sprechen oder welche Orte man im Urlaub ansehen möchte. Diese Fragen kennen wir von Twitter und Facebook, warum also nicht einen Ort wählen an dem man Leute findet, die diese Fragen gerne beantworten?
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Schlagwörter: chat, Hannover, startup, Video, Vive