Mehr #Freiheit: YouTube-Star Simon Unge kritisiert Mediakraft

Der YouTuber Simon Unge hat am Wochenende im Netz mit seinem öffentlichkeitswirksamen Abgang vom Multi-Channel-Netzwerk Mediakraft für Furore gesorgt. // von Lukas Menzel

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Simon Unge gehört mit zu den erfolgreichsten YouTubern in Deutschland. Mehr als zwei Millionen Abonnenten folgen dem 24-Jährigen auf Googles Videoplattform und schauen pro Monat mehr als 30 Millionen Mal seine Videos, in denen er sein Leben dokumentiert oder sich beim Spielen von Videospielen zeigt. Doch das alles schmeißt der vor allem unter Jugendlichen beliebte YouTuber nun hin.


Warum ist das wichtig? Mehr als zwei Millionen Zuschauer und Fans kann Simon Unge auf YouTube vorweisen. Hunderttausende schauen jeden Tag seine Videos.

  • In einem Video am Wochenende kündigte der YouTuber an, seine beiden YouTube-Kanäle aufzugeben sowie sich vom Multi-Channel-Netzwerk Mediakraft zu verabschieden. Im Gegenzug startet er einen neuen, unabhänigen Kanal.

  • In den Sozialen Medien entbrannte unter dem Hashtag #Freiheit eine Unterstützungswelle für Simon Unge und gleichzeitig ein Shitstorm gegen Mediakraft Networks.

  • Mediakraft hat sich inzwischen zu dem Fall „Simon Unge“ geäußert und weist sämtliche Anschuldigungen von sich.


Am Wochenende sorgte der YouTuber Simon Unge mit seinem neuesten Video für Furore im Netz. In dem Video, welches den pathetischen Namen „Die schwerste Entscheidung meines Lebens“ trägt, kündigte er an, seine beiden YouTube-Kanäle Ungefilmt und Ungespielt mit einer Gesamtreichweite von zwei Millionen Abonnenten aufzugeben und sich von dem Multi-Channel-Netzwerk Mediakraft zu trennen, bei dem er unter Vertrag steht. Eine folgenschwere Entscheidung, wie er selbst betont, zu der er sich aber angesichts der aktuellen Situation gezwungen fühle.

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Streitigkeiten mit Mediakraft

So gebe es eine Sache, die Simon Unge bereits seit einigen Monaten sehr stört: das größte deutsche Multi-Channel-Netzwerk Mediakraft, bei dem er unter Vertrag steht. Dieses habe ihm bei seinen Problemen oder der Vermarktung weder geholfen noch entlastet und damit den Vertrag gebrochen. Beispielsweise habe ihn der „Scheißhaufen“, wie Unge Mediakraft im Video nennt, bei der Sponsorensuche für ein Großprojekt nicht unterstützt und anschließend sogar versucht zu verhindern, dass Unge mit einem anderen Sponsor zusammenarbeitet.

Dadurch habe Unge, wie er im Video betont, gemerkt, dass Mediakraft kein Interesse an ihm als Partner habe. Immer wieder habe er das Gespräch gesucht, sei allerdings stets abgeblockt worden. Ein Mitarbeiter des Unternehmens soll ihn schließlich sogar gedroht haben, ihn in die Privatinsolvenz zu treiben, falls er vor Gericht ziehen sollte.

Aufgabe der Kanäle und Neustart

Nach monatelangen Rechtsstreitigkeiten habe er sich deswegen nun entschieden damit an die Öffentlichkeit zu gehen und seine etablierten YouTube-Kanäle „wegzuschmeißen“. „Mein Stolz und meine Menschenwürde, muss ich ganz ehrlich sagen, sind mir in diesem Punkt deutlich wichtiger als irgendwelche Zahlen„, resümiert der 24-Jährige in dem Video.

Ganz aufgeben wird Simon Unge YouTube nun aber nicht. Statt auf seinen beiden bisherigen YouTube-Kanälen Ungefilmt und Ungespielt werden seine Videos in unveränderter Form auf dem neuen, von Mediakraft unabhängigen Kanal „Unge“ erscheinen.

Aufschrei in den Sozialen Medien

Auch wenn er somit seinen Fans auf YouTube erhalten bleibt, sorgte das Video für allerlei Furore im Netz. Eine riesige Unterstützungswelle für den YouTuber und gleichzeitig ein großer Shitstorm gegen Mediakraft bildete sich. Vor allem auf Twitter beteiligten sich Tausende an der Diskussion und setzten bis zu 700 Tweets pro Minute unter dem Hashtag #Freiheit ab. Zwischenzeitlich führte der Hashtag sogar die weltweiten Twitter-Trends an und ist selbst heute noch in den deutschlandweiten Twitter-Trends.

Darüber hinaus konnte der neue YouTube-Kanal von Simon Unge innerhalb von nur zwei Stunden nach dem Erscheinen des Videos die 100.000 Abonnenten knacken und liegt mittlerweile bei mehr als 500.000 Abonnenten. Das Video wurde zudem bisher mehr als zwei Millionen Mal angeklickt.

Somit eine riesige Resonanz für Simon Unge, wie er gegenüber dem Webvideomagazin Broadmark erklärte: „Auf der einen Seite fühle ich mich sehr befreit und auf der anderen Seite habe ich Respekt vor den unglaublichen Reaktionen der YouTube-Community„.

Reaktion von Mediakraft

Doch während Simon Unge von seinen zahlreichen Zuschauern sowie anderen YouTubern unterstützt wurde, erlitt das Multi-Channel-Netzwerk Mediakraft, das Unge in seinem Video kritisiert hatte, einen schweren Shitstorm. Teilweise kam es sogar zu Beleidigungen und Drohungen gegen Mitarbeiter und Partner des Unternehmens.

Daraufhin nahm Mediakraft kurzfristig seine Webpräsenzen offline, meldete sich aber am Sonntag mit einer Stellungnahme. In dieser wies Spartacus Olsson, CEO von Mediakraft Networks, die Vorwürfe von Simon Unge scharf zurück und betonte, dass man sich auf eine Zusammenarbeit geeinigt habe, die keine Fragen offen ließe. Mediakraft habe Simon Unges Wachstum stark gefördert und ihm viele Leistungen angeboten, die er ausgeschlagen habe. Dazu habe Unge vertragswidrig gehandelt und damit „das gesamte Netzwerk mit allen Mitarbeitern und Partnern“ geschadet. Das Netzwerk bedauere den Streit und hoffe auf eine gütliche Einigung.

 

Trotz dieser entschärfenden Stellungsnahme hagelte es aber weiterhin Kritik gegen das Multi-Channel-Netzwerk, was nicht verwundert, ist Simon Unge nicht der einzige YouTuber, der sich bislang öffentlichkeitswirksam gegen Mediakraft aussprach. Bereits vor einigen Monaten hatte sich beispielsweise der ebenfalls erfolgreiche YouTuber LeFloid in einem Vice-Interview gegen das Netzwerk ausgesprochen und dieses kritisiert. Für ihn sei der Netzwerkgedanke verloren gegangen, da Netzwerke letztendlich nichts mehr als „knallhart gewinnorientierte Unternehmen“ seien.

YouTube-Welt im Wandel

Es brodelt somit momentan gewaltig in der noch jungen YouTube-Welt, die gerade dabei ist sich zu professionalisieren und zu kommerzialisieren. Auch wenn der Streit zwischen den Simon Unge und Mediakraft bislang die Spitze des Eisbergs darstellt, zeichnet sich allgemein ab, dass die Spielregeln noch lange nicht fest definiert sind. Aus einer Szene wird eine Branche, die  zwar auf einem guten Weg ist sich zu entwickeln, aber auch noch einige, vielleicht ebenfalls ungemütliche, Debatten vor sich hat.


Teaser & Image by Simon Unge/Screenshot


ist als Digital Native tagtäglich in den Weiten des Netzes unterwegs. Er berät als Teil der Becker-Banse Medien Unternehmen zu den Themen Social Media, Webdesign und Webvideo. Dazu leitet er das Online-Magazin Broadmark und ist auch auf Twitter zu finden. Bis März 2015 war er Teil der Netzpiloten-Redaktion. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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