Wie das eigene Blog zum Aushängeschild im Netz wird – und wie man daraus Früchte für die eigene Zukunft ernten kann. In der Schule und im anschließenden geisteswissenschaftlichen Studium habe ich eigentlich alles „richtig“ gemacht: Netzwerke knüpfen, Praktika absolvieren, Gedanken über die Zukunft machen und nicht zu viel Zeit verlieren. Die ewige „Und was machst du dann damit?“-Frage („damit“ = Kunstgeschichte & Germanistik) konnte ich trotzdem nie beantworten. Bis mir was anderes dazwischen kam: Mein Netz-Leben und das Bloggen hat mir mehr Erfahrung und Pluspunkte gebracht als alle guten Abschlussnoten zusammen.
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Quereinstieg in neue Jobs unabhängig von Studium, Ausbildung und Noten.
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Knüpf dir dein Netzwerk.
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Bleib authentisch.
Das digitale Schaufenster
Nach dem klassischen Verlags-Volontariat bewarb ich mich auf mehrere Texterinnen- und Redaktionsstellen. Auf die Erkenntnis, dass ich aus meinem Netzwissen und den kommunikativen Fähigkeiten mehr machen kann, musste ich erst gestoßen werden: Mein zukünftiger Arbeitgeber googelte und rief an. Allerdings wollten sie mich nicht als „Online-Redakteurin“, wofür ich mich ursprünglich beworben hatte, sondern fragten, ob ich mir auch vorstellen könnte, als „Social Media Managerin“ zu arbeiten. Sie würden jemanden wollen, die tatsächlich im Netz unterwegs ist. Abschlussnoten seien dabei egal. Das war vor zwei Jahren mein Quereinstieg in den Job, der mir immer noch den größten Spaß bereitet. Seitdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass mein Blog meine digitale Visitenkarte geworden ist. Unabhängig vom Zugang zu meinem Lieblingsberuf brachte und bringt mir das Blog die meisten Kontakte, Schreibaufträge, Vortragsangebote und anderen Anfragen. Mein Blog ist mein digitales Schaufenster.
Doch was machen, wenn man noch gar nicht bloggt? Oder das eigene Blog noch nicht so aufgehübscht ist, dass es als Schaufenster durchgehen könnte? Absolute BeginnerInnen finden im Netz viele Tipps, wie ein Blog optimaler Weise aufgebaut und gestaltet sein sollte. Grundsätzlich gilt aber: Mach, was dir gefällt. Das Blog ist deine Plattform – es soll also dich und nicht irgendeine gut gemeinte Anleitung widerspiegeln. Überlege dir vorher, über welche Themen du bloggen möchtest, was dir am Herzen liegt, was du loswerden möchtest. Ein guter Tipp: Denk dir Rubriken aus – das erleichtert sowohl dir als auch den Lesenden die Orientierung.
Es geht es los: Die Adresse ist eingerichtet, das Template steht und die Finger liegen auf der Tastatur – und dann? Nichts. Eine Schreibblockade. Das kann passieren. In der Blogparade vom PR-Doktor gibt es viele nützliche Tipps gegen das schwarze Loch im Kopf.
Beziehungen knüpfen
Die Journalistin Carolin Neumann fragte auf Twitter ihre FollowerInnen, warum sie bloggen. Eine der häufigsten Antworten? Um Netzwerke zu knüpfen und andere BloggerInnen kennenzulernen. Allein davon, dass ein Blog im Netz existiert, wird es nicht gelesen oder gar weiterempfohlen. Lies andere Blogs, kommentiere, mach auf dich aufmerksam. Das funktioniert auch über Twitter – nutzt Hashtags und verbreite deine Blogposts. Nimm sogenannte „Blogstöckchen“ auf (Online-Fragebögen, die im Netz weitergereicht werden). Und, so marketinglastig das klingt, grundlegende SEO-Kenntnisse können nie schaden.
Irgendwann ist es dann soweit und du bekommst die erste Anfrage einer Agentur. Sie wollen ein Banner auf deinem Blog schalten, dass du ein Produkt von ihnen testest oder sie in einem netten Artikel verlinkst. Dafür bieten sie dir, wow, sogar einen Produktgutschein oder ködern dich mit Gimmicks, die du kostenlos (sic!) über deinen Blog verlosen darfst. Lass dich nicht verarschen. Die Firma, für die du wirbst, profitiert davon. In anderen Werbekanälen müssten sie dafür viel Geld bezahlen. Lass dich nicht instrumentalisieren, sondern professionalisier dich. Peter Manderfeld hat ein Dos and Don’ts in Sachen „Blogger Relations“ für BloggerInnen zusammengestellt.
Am wichtigsten, wenn du mit einem Unternehmen oder einer Agentur erfolgreich für beide Seiten zusammenwillst, ist dein Media Kit. Damit kannst du deinen Erfolg auch selbst in die Hand nehmen – such nach möglichen Kooperationspartnern und zeig Werbemöglichkeiten auf deinem Blog.
Sympathisch überzeugen
Was würdest du von dir lesen wollen, wenn du dich selbst im Netz suchst? Das ist auch das, was andere Leute von dir lesen sollten, wenn sie nach dir suchen. Zukünftige ArbeitgeberInnen können durch deinen Auftritt im Netz überzeugt werden. Gerade für Selbstständige ist eine gut sichtbare Präsenz im Netz unabdingbar. Mach dich zum/r ExpertIn in deinem Fachgebiet. Aber: Bei aller Professionalität – bleib du selbst. Eine glattgebügelte, hyperkorrekte Oberfläche nimmt einem sowieso niemand ab. Gerade eigene Charakterzüge und Meinungen machen dich zu der Person, die andere gerne in ihrem Team, ihrer Zeitung oder auf ihrer Plattform haben wollen.
Erfolge nicht zurückhalten: Zeig deine Erfahrung und dein Können. Bescheidenheit bringt dich nicht weiter. Aufträge und Jobangebote kommen, wenn Menschen wissen, was du kannst. Und wenn dich andere Menschen weiterempfehlen. Nur zu bloggen, um Aufträge oder Jobs zu bekommen – das funktioniert nicht. Spaß und Authentizität sind die Hauptsache. Dazu gehört auch, nicht jedes Kooperationsangebot oder jeden Auftrag anzunehmen. Über die Online-Pokerschule schreiben, obwohl man nicht einmal weiß, was ein Royal Flush ist? Nein. Im schlimmsten Fall verliert man dadurch sogar LeserInnen. Ausprobieren, dazulernen und ehrlich bleiben – das sind die besten Tipps, um den eigene Hobby-Blog zur Online-Visitenkarte zu pimpen. Gar nicht so viel anders wie in diesem „Real Life“.
Videotipp: re:publica 2013 – Personal Branding Kampagne: Wie der Job dich findet
Lektüretipp: Das Buch zur Jobsuche im Netz
Image (adapted) „BLOG IDEAS“ by Owen W Brown (CC BY 2.0)
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Schlagwörter: blog, blogging, MFMW 2013, Social Media
1 comment
Vielen Dank Ninia! Du hast einen sehr knappen, aber verständlichen und pointierten Artikel für all diejenigen geschrieben, die noch mit der Idee eines Blogs im Kopf beschäftigt sind. Einfach anfangen und sehen, wie es sich entwickelt, ist wohl das beste was man tun kann.Danke für deinen mutmachenden Text.