Microlearning: Lernen Häppchen für Häppchen

Ein Trend im E-Learning sind kurzformatige Trainings: Begriffe wie Learning Nuggets oder häppchenweises Lernen machen momentan die Runde. // von Manuel Yasli

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In den Zeiten der neuen Medien verlieren Menschen ihre Aufmerksamkeitsspanne. Somit haben sie es schwerer, neue Fähigkeiten auf herkömmlichem Wege zu erlernen. Auch die Lernmethoden müssen sich weiterentwickeln, um guter Lernerfolge erzielen zu können.


Warum ist das wichtig? Lernen wird in unserer schnelllebigen Zeit immer schwieriger.

  • Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen sinkt durch häufigen Umgang mit Medien.
  • Grade bei Berufstätigen fehlt oftmals die Zeit für einen ausführlichen Lernprozess.
  • Kurze und eingängige Lernphasen bleiben länger im Gedächtnis.

Gesunkene Aufmerksamkeitsspanne bei höherer Wahrnehmungsgeschwindigkeit

Durch das Fernsehen und die zunehmende Dominanz von Bildern ist unsere Aufmerksamkeitsspanne gesunken und im Gegenzug ist unsere Wahrnehmungsgeschwindigkeit gestiegen. In der Filmindustrie rechnete man noch vor 50 Jahren mit 20 Sekunden bis ein Bild bzw. eine Szene wahrgenommen wurde. Heute sind das eher 2-3 Sekunden, also gerade Mal ein Zehntel!

Diese Veränderungen förderten auch die Entwicklung neuer Lernformate wie das Microlearning. Es ersetzt traditionelles Lernen zwar nicht, gewinnt aber immer stärker an Bedeutung – vor allem in Unternehmen, in denen Mitarbeitern und Führungskräften immer weniger Zeit zur Verfügung steht.

Warum ist Microlearning so erfolgreich?

Das Hauptmerkmal von Microlearning ist die Gliederung von großen Lerninhalten in kleine „Häppchen“, die „Mikro-Inhalte“.

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Dazu werden sogenannte Mikromedien genutzt, wie z. B. Twitter oder auch Whatsapp. Über diese können Lernhäppchen unter der Lernenden verteilt werden. Ein gewissen Interaktivität ist auch denkbar – z. B. kann etwas zurückgetwittert werden. Mikro-Lerneinheiten müssen kurz sein und maximal einige wenige Minuten in Anspruch nehmen. Das übersteigt die Aufmerksamkeitsspanne des Lernenden nicht und erlaubt es Lernhäppchen überall zu bearbeiten (Stichwort „ubiquitär“). Diese Eigenschaft beeinflusst den Arbeitsalltag nur sehr geringfügig, wenn überhaupt.

Weitere Vorteile des Microlearnings sind:

  1. Geringe Kosten und eine vergleichsweise schnellere Entwicklung.

  2. Unkomplizierter Austausch bzw. Ergänzung von Lernhäppchen.

  3. Mit kleinen Lerneinheiten können Sie ausprobieren, welche Art der Aufbereitung bei den Lernenden besser ankommt.

  4. Besonders gut geeignet ist Microlearning für Unternehmen, die mit sich oft und schnell verändernden Richtlinien, Normen, Preisen usw. zu tun haben. Hier können Lerneinheiten schnell und ohne großen (Kosten- und Verwaltungs-) Aufwand ergänzt bzw. ausgetauscht werden.

Der Kontext spielt beim Microlearning allerdings eine viel wichtigere Rolle als bei traditionellen Methoden. Achten Sie darauf, dass die kleinen Lerneinheiten ihre eigene kleine Geschichte erzählen. Auf diese Weise entstehen die für das Lernen so wichtigen Assoziationen und somit ist es wahrscheinlicher, dass Inhalte im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Denn durch Assoziationen werden Inhalte mit Vorwissen und Erfahrungen der Lernenden verknüpft.

Solche Geschichten müssen gar nicht lang sein, es reichen z. B. ein einzelnes Bild oder einige Wörter. Ganz banal können Sie z. B. zu einem kurzen Text über das Thema Internet und Vernetzung ein Bild eines Klettergerüsts auf einem Spielplatz zeigen. Dadurch entstehen beim Lernenden Assoziationen zu seiner persönlichen Erfahrungswelt, was es für ihn einfacher macht eine Information zu speichern.

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Microlearning lässt sich meist mit geringem Aufwand in bestehende IT-Strukturen integrieren. Dafür eignen sich in vielen Fällen auch externe Learning Management Systeme.

arbeitet seit 2015 bei der deutsch-niederländischen Firma Viadesk und ist dort Product Consultant für die (SaaS-) Online­Trainingsplattform Coursepath. Er hat E-Learning und Medienbildung (M.A.) studiert und veröffentlicht auf dem firmeneigenen Coursepath-Blog.


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1 comment

  1. Spannende Einführung! Obwohl, oder gerade weil, der Artikel von 2015 ist, lässt sich an Punkt 4 gut sehen: Richtlinienmanagement mit Microlearning zu verbinden kann ganz einfach gehen und muss niemanden einschüchtern. Das Thema ist relevant wie nie, besonders in Anbetracht der aktuellen Wirtschaftsskandale, die durch die Medien gehen: https://www.rulebook.de/compliance-4-0-microlearning-corporate-behaviour-2/
    Klar ist, dass Microlearning weiterhin ein großes Thema beim digitalen Lernen ist.

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