Wenn es um wirklich soziale „soziale Netzwerke“ geht, darf kiva.org nicht fehlen. Die Website vermittelt seit 2006 Mikrokredite von hilfsbereiten Kreditgebern – meist aus westlichen Industriestaaten – an Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Wer steckt dahinter?
Mikrokredite, das sind Kredite über kleine Summen unter bankunüblichen Konditionen, sprich: mit extrem geringem Zinssatz. Aufmerksam wurde die Öffentlichkeit auf diese Art von Krediten 2006, als Muhammad Yunus der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Ökonomieprofessor Yunus gründete 1983 die Grameen-Bank, die in Bangladesh erfolgreich – also mit hoher Rückzahlungsquote – Mikrokredit-Modelle einführte. Tausenden von meist weiblichen Kreditnehmern wurde damit geholfen, sich eine selbstständige Existenz aufzubauen.
Wie funktioniert’s?
Kiva.org ermöglicht es jedermann, direkt potenzielle Kreditnehmer unterstützen, ob Gruppen oder Einzelpersonen. Nach der Registrierung gelangt man sofort zu einer Übersicht. Dort sieht man nach verschiedenen Kritierien sortierbar Personen, die sich um einen Mikrokredit bewerben. Neben einem Foto erfährt man, womit sich der oder die Kreditnehmer beschäftigen, wo sie leben, wie hoch der gewünschte Kredit ist und wer der lokale kiva-Partner ist, der bei der Umsetzung des Projekts hilft.
Eine genauere Beschreibung verrät weitere Details – auch Persönliches – die für das Mikrokredit-Modell von großer Bedeutung sind: Da die Kreditnehmer keine finanziellen Sicherheiten bieten können, bleibt dem Kreditgeber als Sicherheit nur das Vertrauen in Ehrlichkeit und Motivation des Kreditnehmers. In der Vergangenheit wurde dieses Prinzip auf lokaler Ebene in den Ländern selbst umgesetzt, doch Kiva.org erlaubt das Knüpfen übergreifender Netzwerke.
Entscheidet man sich, einen Kredit zu vergeben, gleicht der Vorgang einem Einkauf bei Amazon: Man wählt den zu leihenden Betrag, der dann in einen Einkaufskorb gelegt wird. Dem Einkaufskorb können danach noch weitere Kredite hinzugefügt werden. Am Ende geht man zur Kasse, gezahlt wird per PayPal.
Durch Fortschrittsberichte erfährt der Kreditgeber, was mit dem geliehenen Geld erreicht wurde, was das Vertrauensprinzip weiter stärkt. Nach eigenen Aussagen werden bei kiva über 99 Prozent aller vergebenen Kredite zurückgezahlt.
Für wen ist kiva?
Mitmachen kann jeder, der ein ein wenig Geld zu verleihen hat.
Blogpiloten-Urteil:
Mikrokredite sind nicht unumstritten. Doch wer dieses Prinzip unterstützen möchte, kann das mit Kiva schnell und einfach tun. Finanziell gibt es dabei zwar nichts zu gewinnen. Mit ein wenig Glück hat man aber einer Familie bei der Existenzgründung geholfen.
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Schlagwörter: kiva, mikrokredite, Social-Network, Soziales-Netzwerk, soziales-netzwerken-spezial, spenden
1 comment
Mittlerweile sind mehrere Anbieter auf dem Markt (u. a. smava.de), die ähnliches anbieten, allerdings ohne sozialen Hintergedanken. Hier spielt eher eine Anlegemöglichkeit für Kreditgeber und die relativ einfache Erwirtschaftung der Kreditsumme für den Kreditnehmer eine Rolle. Der Anbieter zieht natürlich Gebühren ein. Die Frage bleibt, ob der Kreditnehmer bei seiner Bank einen solchen Kredit zu ähnlichen Konditionen erhalten hätte. Wahrscheinlich nicht. Deshalb halte ich solche Portale für durchaus brauchbar (aus Kreditnehmersicht).
Gruß
Torsten