TapTalk definiert Real-Time-Kommunikation neu. Wird es damit zum neuen Instagram, Whatsapp oder Facebook? Nein, denn für TapTalk gibt es einen ganz eigenen Anwendungsfall.
Auf dem Laufsteg würde man echt wohl “Nude Look” nennen, auf Instagram den Hashtag NoFilter benutzen: Echt sein – oder wenigstens so aussehen – ist die Königsdisziplin der Selbstdarstellung. Während wir alle, sind wir mal ehrlich, gerne zwei oder drei Bilder mehr machen, bevor wir entscheiden, welches wir online teilen, um möglichst vorteilhaft vor Freunden, Verwandten und Kollegen zu glänzen, möchten andere Apps mehr Echtheit in unsere Kommunikation bringen. Damit stellen sie sich nicht in Konkurrenz zu Facebook, Whatsapp und Instagram, sondern liefern einen neuen Nutzungsfall.
Erste Anfänge waren bei Vine zu sehen: Das Nicht-Editieren der Videos brachte ein „Nimm das Video so wie es ist oder wirf das ganze Stück weg” mit sich. Weiter geht es mit TapTalk, mit dem man hauptsächlich Bilder hin- und herschickt, die sich von alleine löschen. Anstatt Fotos erst aufzunehmen, eventuell zu bearbeiten und sie dann zu verschicken, versendet diese Apps nur was aktuell vor der Linse steht.
Damit entfällt, dass man endlos viele Bilder macht und das Beste auswählt. Dafür kommt mehr Echtzeit, mehr Teil der Wirklichkeit. Die Bilder werden außerdem nicht automatisch gespeichert, sondern sind dann eben weg. „Wir möchten das Leben wieder etwas echter machen. Den ‘Jetzt Gerade Moment’ miteinander teilen, anstatt 20 Fotos zu stellen und dann einen Moment zu zeigen, der längst vergangen ist„, erklärte mir Onno Faber, Mit-Gründer von TapTalk.
Das ist doch nur Bilder verschicken. Falsch. Es ist ein komplett anderes Kommunikationsverhalten.
Während bei Instagram gezielt auf die Ästethik und bei Facebook auf Masse gesetzt wird, geht es bei TapTalk darum den Moment (bzw. das Bild) kurz festhalten und mit einer Person zu teilen. Im Freundeskreis schicken wir uns Bilder vom blauen Himmel, der Aussicht, die wir gerade haben, oder wenn wir einen gemeinsamen Freund treffen, a la „Sieh an, wen ich gerade getroffen habe!“.
Anders als bei Instagram und Facebook, ist es in diesem Fall eine Eins-zu-eins-Unterhaltung, die weniger auf Reaktionen (Likes, Kommentare), sondern auf reinem Mitteilen beruht. So sehr ich TapTalk für die Schnelligkeit mag, so sehr wünschte ich manchmal, dass ich Bilder behalten könnte und ärgere mich, dass sie z.B. nicht über Whatsapp geschickt wurden. Dabei liegt die Antwort auf der Hand: Der Absender will sich nicht darüber unterhalten, will nicht, dass es kommentiert wird. Er will nur einen Moment mit mir teilen. Und das hat er getan.
Kann TapTalk Whatsapp, Instagram oder Facebook ablösen? Nein, denn es ist ein anderer Kommunikationsweg. Wenn der häufiger genutzt wird als andere Messangerdienste, dann nicht, weil er „besser“ ist, sondern weil er für diese besondere Art der Unterhaltung besser geeignet sind.
Update: Beim Testen der Snapchat-App habe ich das Feature aufgenommene Fotos zu verschicken und sie zu bearbeiten nicht gefunden und wurde erst später auf diese Funktionen aufmerksam gemacht. Der Artikel wurde daraufhin angepasst.
Image (adapted) „Selfie“ by Patrik Nygren (CC BY-SA 2.0)
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Schlagwörter: apps, Authentizität, Fotos, kommunikation, Selbstdarstellung