Habt ihr bereits ChatGPT, Copilot oder andere KI-Tools genutzt? Sie geben euch oft sehr gute Antworten und können auch problemlos zwischen Sprachen wechseln. Sie verstehen sogar das gesprochene Wort und können auch per Voice antworten. Das hat Potential für eine ganz neue Barrierefreiheit. Doch es greift noch viel weiter. KI könnte sogar die Kommunikation von Tieren entschlüsseln. Können wir bald mit Künstlicher Intelligenz Delfine verstehen? Das könnte ein viel größerer Durchbruch sein, als es dem ersten Anschein nach klingt.
Künstliche Intelligenz in der menschlichen Kommunikation
Aber erst noch einmal zurück zum Menschen. Schon bei der ersten öffentlichen Version von ChatGPT war es sehr einfach, die Antworten des Chatbots in andere Sprachen übersetzen zu lassen. Das letzte größere Update GPT-4o machte sogar nochmal einen großen Schritt nach vorn in der Sprachnutzung. Vor allem die stark verringerte Antwortzeit ändert vieles.
Im Textchat macht eine Reaktionszeit nicht viel aus. Wir sind es gewohnt, dass es immer etwas dauert, bis ein Gesprächspartner antwortet. Eine Chat-KI ist da eher schneller in der Antwort als unsere menschlichen Gesprächspartner. Genau genommen müssten sich KI’s sogar künstlich bremsen, damit man sie im Chat als reale Person verwechselt. Über die Stimme ist das etwas anderes – da sind wir gewohnt, dass eine Antwort nur wenig Reaktionszeit hat. Dass die KI nun halbwegs Schritt halten kann, ein immer besseres Gespür für Emotionen entwickelt und auch Videoquellen – und damit Kontext – mit einbeziehen kann, schafft große neue Möglichkeiten. Sie kann sogar Stimmen nachahmen – mit allen Sicherheitsproblemen die dadurch einherkommen.
Langsam kommen wir dem Szenario näher, in der Onlinekommunikation nahezu in Echtzeit die selbe Sprache sprechen können ohne sie tatsächlich zu beherrschen. Es ist auch denkbar, dass künftig die KI für blinde Menschen sehen kann, ihnen die Umgebung beschreiben oder proaktiv auf Gefahren und Interaktionen suchen und aufmerksam machen kann. Gehörlose bekommen dagegen das gesprochene Wort als Text auf eine MR-Brille projiziert. Auch die Möglichkeit nur mit Gedanken zu kommunizieren rückt näher und könnte ganz neue Durchbrüche in der Teilhabe am Alltag für viele Behinderungen mit sich bringen.
Was hat das mit Tieren zu tun?
Doch was hat das damit zu tun, ob man mit Künstlicher Intelligenz Delfine verstehen kann?
Sprache an sich ist schon komplex und geprägt von der Kultur, in der sie entstanden ist. Wissenschaftler haben zudem Jahrzehnte damit verbracht alte Schriften zu entschlüsseln. KI-Tools bieten ganz andere Möglichkeiten sämtliche bislang gesammelte Daten mit einzubeziehen. Das hilft unter anderem bei verwitterten Texten oder dem Zusammensetzen zersplitterter Tafeln.
Tierkommunikation ist nochmal eine ganz andere Herausforderung. Es gibt keine kulturellen und sprachlichen Verbindungen zu uns, sie nutzt Laute die wir nicht nachmachen können und teils in Frequenzbereichen, die wir selbst nicht hören können. Und Kommunikation muss nicht immer nur Sprache bedeuten. Bei Tieren kann sie auch etwa über Gerüche stattfinden. Zudem hat sich erst in den letzten Jahren eine wirkliche Ahnung entwickelt, welche Tiere überhaupt eine Art Selbstbewusstsein wie wir haben könnten.
Es gibt Experten die ein großes Verständnis dafür haben, was ein Tier möchte – aber ein paar wenige Tierarten scheinen tatsächlich auch schon komplexere Sprachstrukturen zu haben. „Scheinen“ – das ist der Punkt. So hat man bei Schimpansen schon mehrere Ruflaute und eine Art Satzbau ausgemacht. Auch wenn unsere nahe Verwandtschaft zu den Affen bei der Kommunikation hilft, fehlt das wirkliche Verständnis dieser Sprache noch. Mit KI kommen wir vielleicht dem Szenario aus dem Planet der Affen zuvor, dass sie lernen unsere Sprache zu sprechen.
Warum ausgerechnet mit KI Delfine verstehen?
Aber warum jetzt ausgerechnet Delfine? Was es so interessant macht mit Künstlicher Intelligenz Delfine zu verstehen ist die Komplexität ihres Gehirns. Selbst für ihre Körpergröße haben Delfine ein sehr großes und hochentwickeltes Gehirn. Tatsächlich scheinen sie in dieser Hinsicht sogar zwischen Mensch und Affen zu stehen. Sie sind auch sehr sensibel und können sich wie Affen auch selbst im Spiegel erkennen und haben untereinander Rufnamen.
Es dürfte also kein Wunder sein, dass der Hobby-Meeresbiologe James Cameron mit den Tulkun eine als äußerst intelligent und kulturschaffend beschriebene Meeresspezies in seinem Film Avatar: The Way of Water ins Spiel gebracht hat. Inspiration waren dafür mit Sicherheit auch Wale und Delfine. Auch interessant: Wale und Delfine waren ursprünglich Landtiere, die sich zunehmend dem Wasser anpassten. Sie stammen von den Urhunden ab.
Was Delfine besonders interessant macht, ist dennoch ihr völlig anderer Lebensraum, der uns auch noch zu großen Teilen unbekannt ist. Auch ihr Echolot ermöglicht ihnen eine ganz andere Wahrnehmung ihrer Umgebung. Es ist noch nicht lange Möglich überhaupt die Frequenzbereiche ihrer Kommunikation komplett aufzuzeichnen und es ist auch noch nicht lange her, dass man sich wirklich sicher ist, dass sie eine sehr fortgeschrittene Art der Kommunikation haben.
KI ist unsere größte Hoffnung, tatsächlich die Kommunikation von Delfinen – und auch anderen Tieren – zu verstehen. Und zumindest Laute könnte eine Künstliche Intelligenz auch besser nachstellen als menschliche Delfin-Experten.
Was für Erkenntnisse könnte KI von Delfinen gewinnen?
Mit künstlicher Intelligenz Delfine verstehen zu können, wäre ein großer Durchbruch in der Wissenschaft. Sie käme womöglich sogar mehr der Entdeckung einer ganzen Kultur gleich. Nur entdecken wir sonst keine Kulturen deren Lebensraum sich so komplett von uns unterscheidet. Delfine zu verstehen, vielleicht sogar mit ihnen zu reden, gäbe nicht nur einen neuen Blick auf die Delfine, sondern auch auf das Meer, das uns zu großen Teilen noch ein Geheimnis ist.
Ob sich deren Wahrnehmung so einfach in unsere übersetzen lässt, ist dabei eine andere Frage. Aber selbst wenn es mit der direkten Kommunikation nicht klappen sollte, so wäre es auch denkbar, dass genug von ihrem Verhalten entschlüsselt wird, um sie mit in die Frühwarnsysteme für Tsunamis einzubeziehen. Delfine waren schon vor 20 Jahren Vorbild für Frühwarnsysteme mit Ultraschall.
Generell gibt es aber nicht nur Chancen bei den Delfinen. Es gibt noch weitere kluge Tierarten und auch sonst lohnt es sich Verhalten oder Auffälligkeiten der Natur genauer anzuschauen. KI kann viel größere Datenmengen miteinander abgleichen als das menschliche Auge ganz neue Schlüsse ziehen. Ich glaube KI wird überhaupt noch für sensationelle wissenschaftliche Durchbrüche in allen möglichen Bereichen sorgen.
Image by nan (mit KI-Verwendung) via Adobe Stock
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