Smartphone-Hersteller OnePlus bleibt seinem Veröffentlichungsrhythmus treu. Nach dem im Frühjahr erschienenen neuen Hauptmodell OnePlus 6 (hier zum Test) folgt nun im Herbst die leicht verbesserte Neuauflage OnePlus 6T.
Die Unterschiede zum Vorbild sind gering. Wir konnten uns vor der heutigen Ankündigung bereits einen ersten äußeren Eindruck bilden und erklären, was das neue Modell im Inneren besser als das Vorbild kann.
Erster Eindruck: Unterschiede im Detail
Das OnePlus 6T knüpft an den edlen, puristischen Look des Vorbilds an. Das Finish macht viel her, allerdings nur so lange, bis wir die Oberfläche berühren. Fingerabdrücke und Schmutz fallen selbst auf der mattschwarzen Rückseite der Farbvariante Midnight Black sofort in den Blick.
Trotz nahezu identischen Maßen und gleicher Formsprache unterscheidet sich das Äußere des neuen Modells vom Vorgänger in einigen Details. Beim neuen Modell OnePlus 6T bleibt von der Notch genannten Kerbe unterhalb der oberen Displaybegrenzung nur mehr eine tropfengroße Fläche über. Weil sie weiterhin Frontkamera, Lichtsensor und Hörmuschel beherbergt, aber weniger Platz benötigt, ist mehr Displayfläche zum Betrachten nutzbar. Ihr Anteil auf der Frontseite wächst auf 86 Prozent.
Am „Kinn“ verzichtet OnePlus auf einen Klinkenstecker und kann den Rahmen unterhalb des Displays um rund einen Millimeter schmaler machen, was wir aber nur bei genauer Betrachtung merken.
Die Rückseite des OnePlus 6T sieht etwas aufgeräumter aus als die des Vorgängers, weil kein Fingerabdruckscanner mehr vorhanden ist. Dieser ist nach vorne gewandert. Und zwar nicht in den Rahmen unter das Display, sondern ins Display!
Fingerabdruckscanner unterm Displayglas
Ein Fingerabdrucksensor im Display ist die bedeutendste Neuerung des OnePlus 6T. In diesem Punkt zieht der Hersteller mit dem größeren Wettbewerber Huawei gleich, der OnePlus mit der Ankündigung einer vergleichbaren Entsperrmethode im Mate 20 Pro nur um wenige Wochen zuvorgekommen ist. Damit gibt es nun schon zwei Mainstream-Geräte, die darüber verfügen. Ausprobieren konnten wir die Funktion jedoch nicht, weil die Software bis zur Pressevorführung noch nicht einsatzreif war.
Wie uns Will Thompsen von OnePlus Europa erklärte, dient der Fingerabdruckscanner im Display nicht nur zum Entsperren des Geräts, sondern soll auch die Bedienung häufig genutzter Funktionen abkürzen. So können Nutzer mit einem Wisch vom Scannerfeld auf ein eingeblendetes Symbol direkt Apps starten. Das gilt beispielsweise für das E-Mail-Programm oder den Browser.
Wichtigste Komponente des Fingerabdruckscanners ist ein CMOS-Sensor, der sonst als Foto-Chip in Kameras zum Einsatz kommt. Das Display ist an dieser Stelle teilweise lichtdurchlässig und ermöglicht dadurch eine Prüfung des Rillenprofils an der Fingerkuppe. Eigentlich wollte der Hersteller einen solchen Sensor schon vor einem Jahr in das Modell OnePlus 5T einbauen. Die Technik sei damals aber noch nicht weit genug gewesen. Erst jetzt sei der Sensor separat vom Display montierbar, sodass bei einem Defekt nicht die ganze Bildschirmeinheit getauscht werden muss.
An der Haltbarkeit bestehe aber kein Zweifel. Die Lebensspanne des Sensors sei auf zehn Jahre ausgelegt – also weit über die übliche Nutzungsdauer eines Smartphones. Auch an der Datensicherheit ändere sich nichts. Die Eingabe biometrischer Daten sei genau so sicher wie bei der Verwendung eines Fingerabdruckscanners auf der Rückseite oder im Home Button eines Smartphones.
Kein Platz mehr für den Klinkenstecker aber 20 Prozent mehr Akkukapazität
Beim OnePlus 6 hat sich der Hersteller noch gegen den Trend gestellt und eisern am Klinkenstecker für kabelgebundene Kopfhörer festgehalten. Die Kunden wollen das so, hieß es damals. Nur ein halbes Jahr später rückt OnePlus davon ab. Die Kunden wollen das nicht mehr, heißt es jetzt.
Wer weiterhin einen Kabelkopfhörer mit 3,5-Millimeter-Stecker anschließen möchte, findet einen Adapter dafür im Karton, der auf den USB-C-Anschluss passt. Ferner bringt OnePlus das hauseigene Kopfhörer-Modell OnePlus Bullets als USB-C-Variante in den Handel.
Durch den Verzicht auf den Klinkenstecker passt ein größerer Akku in das Gehäuse. Von 3.300 auf 3.700 mAh wächst dessen Kapazität. Weil OnePlus ihn auch mit besserer Software fürs Energiemanagement ansteuert, soll die Nutzungsdauer insgesamt um 20 Prozent zunehmen.
Größeres Display mit neuem Deckglas
Trotz vergleichbarer Proportionen wächst die Displaydiagonale minimal von 6,28 auf 6,41 Zoll. Bei einer Auflösung von 2.340 x 1.080 Bildpunkten erreicht das OLED-Display eine sehr hohe Pixeldichte von 412 ppi. Von einer knackscharfen Darstellung mit satten Farben und Kontrasten ist auszugehen. Einen ausführlichen Blick durften wir bei der Pressevorführung nicht werfen – wegen der nicht finalen Software. Kleines Update für die das Deckglas – das Display wird nun durch Gorilla Glas 6 geschützt.
Software-Feinschliff für Kamera
Insbesondere bei schlechtem Licht überzeugte die Kamera des OnePlus 6 im Netzpiloten-Test nicht. Auch die Simulation des Porträt-Effekts konnte nicht mit den Ergebnissen der großen Smartphone-Hersteller mithalten. OnePlus will insbesondere bei diesen Punkten im 6T nachbessern. An der Hardware ändert der Hersteller zwar nichts. Doch stattdessen überholt er die viel wichtigere Software.
Ein neuer Nachtmodus soll Städteansichten bei Kunstlicht viel besser in Szene setzen. Dabei soll eine Mehrfachbelichtung für mehr Detailschärfe, weniger Rauschen und einen höherer Dynamikumfang sorgen. In den Genuss besserer Porträt- und Nachtfotos kommen aber nicht nur Käufer des OnePlus 6T. Weil es sich eben vor allem um aufgeschlaute Algorithmen handelt, will der Hersteller die überarbeiteten Funktionen als Update auf ältere OnePlus-Geräte bringen.
Android 9 Pie mit einigen OnePlus-Tweaks
Als eines der ersten Smartphones wird das OnePlus 6T mit dem neusten Android 9 Pie ausgeliefert. Googles Betriebssystem stülpt OnePlus jedoch noch eine eigene Oberfläche namens Oxygen OS wieder. Sie ändert optisch wenig an der Android-Vorlage, erweitert sie jedoch um wirkungsvolle Tweaks, wie OnePlus verspricht.
Beispielsweise soll die Funktion Smart Boost häufig genutzte Apps in den Arbeitsspeicher packen und dafür sorgen, dass sie bis zu 20 Prozent schneller starten. Light Lock heißt eine Funktion, mit der Nutzer den Helligkeitssensor fixieren können. Dann ändert er die Helligkeit nicht mehr in wilder Folge, wenn Nutzer etwa im Zug schnell an Bäumen vorbeifahren, durch die die Sonne scheint.
OnePlus 6T erscheint am 6. November ab 549 Euro
An der Rechenhardware ändert OnePlus praktisch nichts. Mit dem Snapdragon 845 hatte das OnePlus 6 ja auch schon einen Top-Prozessor am Start. Stattdessen sortiert der Hersteller die Speicherausstattung neu. Eine Variante mit 64 GB gibt es nicht mehr, dafür aber eine mit 256 GB. Folgende drei Varianten stehen zur Auswahl: 6 GB RAM und 128 GB Speicher, 8 GB RAM und 128 GB Speicher sowie 8 GB RAM und 256 GB Speicher. Mit Preisen zu 549 Euro, 579 Euro und 629 Euro sind die Geräte sehr scharf kalkuliert und eine attraktive Alternative zu den Top-Modellen von Huawei, Samsung und LG. Marktstart ist am 6. November.
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Images by OnePlus, Berti Kolbow-Lehradt
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Schlagwörter: Android 9 Pie, Fingerabdruckscanner im Display, Notch, Oberklasse-Smartphone, oneplus, OnePlus 6, OnePlus 6T