Die Smartphones des chinesischen Herstellers OnePlus sind nicht erst seit kurzem ein Geheimtipp unter Android-Fans. Obwohl das Unternehmen auf das eigene “Oxygen OS” setzt, kommen die Geräte mit Google-Basis und wenig Schnick-Schnack daher. Nun hat CEO Pete Lau mit dem OnePlus 8T sein neuestes Baby vorgestellt. Ich konnte das Gerät bereits einige Zeit testen und verrate euch, warum es nach Googles Strategiewechsel das einzig wahre Android-Flaggschiff werden könnte.
Glas beim Gehäuse das Maß der Dinge
Groß und schlank – so lässt sich wohl das OnePlus 8T auf dem ersten Blick beschreiben. Mit Maßen von 16 Zentimetern in der Höhe, 7,4 Zentimeter in der Breite und einer Dicke von 8,4 Millimetern gehört es wohl zu den größeren Smartphones des sich zu Ende neigenden Modelljahres 2020. Sage und schreibe 6,5 Zoll misst das AMOLED-Display. Gemäß des Zeitgeistes nimmt es nahezu die komplette Front ein. Lediglich in der linken oberen Ecke verbirgt sich eine Selfie-Kamera. Anders als beim OnePlus 8 sind die Kanten des Bildschirms nicht abgerundet. Es mag Geschmackssache sein, aber ich finde dieses konventionelle Design deutlich praktischer. Zudem ist das verbaute Panel flexibel und dadurch 28 Prozent dünner als beim Vorgänger.
Das neue Modell werden Kenner der Marke zudem an der Rückseite direkt identifizieren können. Neuerdings befindet sich die rückwärtige Kamera des OnePlus 8T nicht mehr symmetrisch, sondern nach links versetzt. Das hat vor allem funktechnische und thermische Gründe. Die gläserne Rückseite dient als wärmeleitender Kühlkörper. Besonders stolz ist das Unternehmen auf die neue Farbgebung: Das türkise Gorilla Glass erzeugt diffuse Reflexionen, die unschöne Fingerabdrücke abschwächen. Auch wenn im Alltag die meisten Käufer auf die mitgelieferte Hülle zurückgreifen werden, ist der Effekt verblüffend gut. Ringsum ziert ein matter Aluminiumrahmen das Gerät, das mit einer IP68 Zertifizierung glänzt.
Farbenfrohes Display mit flüssiger Wiedergabe
Eines der großen Highlights des OnePlus 8T ist das Fluid AMOLED-Display. Es löst zwar lediglich mit Full-HD+ (2.400 x 1.080 Pixel) auf, einzelne Bildpunkte sind allerdings in der täglichen Nutzung nicht sichtbar. Dank front- und rückseitiger Lichtsensoren und neuartigen Algorithmen ist die Helligkeitssteuerung schnell und stufenlos. Apropos stufenlos: Wie auch beim direkten Vorgänger besitzt das Display eine Bildwiederholrate von 120 Hertz. Dadurch lässt es sich nicht nur sanft durch den Facebook- oder Twitter-Feed scrollen, sondern auch entsprechend angepasste Spiele zocken. Im Test überzeugte es zudem durch eine geringe Eingabeverzögerung.
Für Foto- und Video-Enthusiasten ist die sRGB-Farbraumabdeckung sowie DCI-P3 Zertifizierung ein nettes Feature. Das heißt die dargestellten Farben decken das komplette Farbspektrum ab und sind somit besonders realistisch. Dabei verbraucht das neue Panel weniger Energie als beim Vorgänger und emittiert 40 Prozent weniger schädliches blaues Licht. Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung lässt sich die Anzeige noch gut ablesen. Die maximale Helligkeit liegt laut OnePlus bei 1.100 nits. Unter dem Display befindet sich außerdem der optische Fingerabdrucksensor, der seinen Dienst im Test zuverlässig verrichtete.
Rasanter 5G-Prozessor mit großem Arbeitsspeicher
Wer Wert auf ein performantes Smartphone legt, ist beim OnePlus 8T definitiv an der richtigen Adresse: Unter der Haube steckt mit dem Qualcomm Snapdragon 865 ein Acht-Kern-Prozessor der neuesten Generation. Er ist mit einem 5G-Modul ausgestattet und somit für die neue Funkgeneration gerüstet. Dank schnellem 12 Gigabyte DDR4-Arbeitsspeicher und bis zu 256 Gigabyte UFS 3.1 Festspeicher ist das Tempo des Android-Phones grandios. Ein zusätzlicher Kartenslot fehlt leider weiterhin.
Im Alltag ist das OnePlus 8T über jede Aufgabe erhaben. Selbst länger Gaming-Session bringen das Android-Smartphone nicht ins Schwitzen. Dafür sorgt auch ein neues Kühlsystem, bestehend aus einer Dampfkammer aus Graphit. Die Abwärme kann so schneller und effizienter abgeführt werden. Selbst mit Kunststoffhülle gab es keine Performance-Einbrüche. Gaming-Fans freuen sich zudem über den Fnatic-Modus, der unnötige Nebenfunktionen drosselt und die Rechenleistung vollständig für die Spiele einsetzt.
Schlankes Oxygen OS auf Basis von Android 11
Auf dem OnePlus 8T läuft erstmals die neue Version von Oxygen OS 11. Sie basiert auf der neuesten Android-Distribution 11 und kommt mit etlichen schlauen Gimmicks daher. Nicht nur die Animationen und Grafiken sind realistischer und farbenfroher, sondern auch die einhändige Steuerung wurde verbessert. Dafür hat das chinesische Unternehmen auch das Feedback aus der Community einfließen lassen. Die Anordnung der Buttons wurde nach dem Goldenen Schnitt sowie einer strikten Bildschirm-Hierarchie definiert. Beim ersten Öffnen sind die Schaltflächen mit einer Hand zu erreichen. Leider wandern diese beim Scrollen aus dem erreichbaren Radius.
Der Darkmodus schont die Augen bei schlechten Lichtbedingungen, also vorrangig abends. Er lässt sich wie bei den meisten Mitbewerbern mit dem Sonnenuntergang aktivieren. Ein besonderes Feature ist der neue Sperrbildschirm mit skizziertem Hintergrund. Beim Entsperren wandelt sie sich zum gewählten, fotorealistischen Pendant um. Weiterentwickelt hat OnePlus auch den ZenMode, der es erlaubt, eine definierte Auszeit vom Smartphone zu nehmen. Im Gruppen-Modus lassen sich mehrere Telefone verbinden und eine gemeinsame Offline-Phase erleben. Während der Zeit gibt das OnePlus 8T keine Benachrichtigungen, Nachrichten und Anrufe durch.
Quad-Kamera erzeugt gute bunte und monochrome Fotos
Um mit dem neuen Modell noch bessere Fotos zu schießen, hat OnePlus auch Hand am Kamera-Hauptmodul angelegt. Es besteht nunmehr aus vier Objektiven, die sowohl einzeln als auch gemeinsam agieren. Das Hauptmodul löst mit bis zu 48 Megapixel auf und ist aus dem OnePlus 8 bekannt. Dank f/1.7-Blende ist es besonders lichtstark. Sowohl optischer als auch elektronischer Bildstabilisator sorgen für scharfe Foto und Videos. Leider ist die Linse weiterhin die einzige, die im Pro-Modus angesteuert werden kann und Aufnahmen im Raw-Format ermöglicht.
Die Ultra-Weitwinkelkamera löst mit 16 Megapixel auf und bietet gegenüber dem Vorgänger ein weiteres Blickfeld. Statt 116 Grad werden vor der Linse nun 123 Grad eingefangen. Mit einer Blende von f/2.2 ist es weniger lichtstark, was sich auf den Testaufnahmen bemerkbar macht. Die Makrokamera mit zweifacher Vergrößerung löst mit fünf Megapixel auf und bietet eine sehr gute Naheinstellgrenze von 3 Zentimetern. Das dürfte für Pflanzen- und Insekten-Fans ein schlagkräftiges Argument sein.
Neu hinzugekommen ist ein monochromes Objektiv, das zwar lediglich mit zwei Megapixel auflöst, allerdings die Fotoqualität für künstlerische Schwarz-Weiß-Aufnahmen spürbar verbessert. Zudem nutzt die Kamera-Software die Informationen für Aufnahmen bei schummrigen Licht. Während beim OnePlus 8 der Nachtmodus noch aktiv in der Kamera-App ausgewählt werden muss, schaltet die Software beim OnePlus 8T automatisch um auf längere Belichtungszeiten.
Testaufnahmen des OnePlus 8T:
Auch für Video-Fans hat OnePlus einige Features verbessert. Die 4K-Aufnahmen sind spürbar rauschärmer und stabiler. Leider steht hierfür nur die Hauptkamera zur Verfügung. Dank neuer KI-Software ist nun erstmals ein Bokeh-Video möglich. Dafür nutzt die App die Daten der unterschiedlichen Kameras und erzeugt einen unscharfen Hintergrund. Auch der Nachtmodus hält nun bei Bewegtbildern Einzug. Für Cineasten liefert OnePlus zudem einen 21:9-Modus. Auch als Konsument kommt man beim OnePlus 8T auf seine Kosten: Die Stereo-Lautsprecher wurde rein subjektiv soweit verbessert, dass es einen Vergleich mit dem iPhone 11 Pro nicht scheuen muss.
Zwei integrierte Akkus sorgen für Ladung in Rekordzeit
Bereits seit einigen Jahren setzt der chinesische Hersteller OnePlus mit Warp Charge den Benchmark, wenn es um schnelles Laden des Akkus geht. Beim neuesten Modell kommt die neueste Weiterentwicklung Warp Charge 65 zum Einsatz. Der Name verrät dabei den Ladestrom von nunmehr 6,5 Ampere. Möglich wird das durch zwei parallel geschaltete Module, die gleichzeitig geladen werden. Innerhalb von 15 Minuten sind 60 Prozent des 4.500 mAh fassenden Akkus geladen. Eine volle Ladung dauert nur 40 Minuten. Leider verzichtet OnePlus auf eine drahtlose QI-Option.
Im Test waren mit dem überdurchschnittlich großen Energiespeicher bei durchschnittlicher Nutzung von Mail, Social Media, Kamera und dem ein oder anderen Spiel zwei Tage Laufzeit möglich. Dafür sorgt neben der energiesparenden Hardware auch die schlanke Version von Oxygen OS.
Fazit OnePlus 8T: Preiswerter Kandidat für die Android-Herrschaft
OnePlus hat sich zu einer echten Stock-Alternative zu den schlanken Pixel-Smartphones entwickelt – nicht nur für Nerds. Das OnePlus 8T ist sowohl in Hinblick auf die Rechenleistung und Performance als auch des Displays, der Kamera und der Akkuleistung ganz vorn dabei im direkten Vergleich der Android-Phones. Kritikpunkte gibt es kaum. Einzige Wermutstropfen sind der fehlende Videomodus für die Ultraweitwinkelkamera, der Verzicht auf drahtloses QI-Laden sowie das ausbaufähige Einhand-Konzept. Mit 6,55 Zoll ist das Display für kleine Hände nämlich groß und unhandlich.
Dafür überzeugt der Preis umso mehr: Für 599 Euro in der 8/128 Gigabyte Variante und 699 Euro in der 12/256 Gigabyte Version gibt es High-End-Technik zum fairen Kurs. Für alle Android-Nutzer, die gerade auf der Suche nach einem neuen Flaggschiff-Gerät sind, ist das OnePlus 8T auf jeden Fall einen Blick wert. Ab sofort kann das OnePlus 8T auf der OnePlus-Webseite bestellt werden und ab 20. Oktober ist das Gerät im freien Handel verfügbar.
Images by Jonas Haller
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Schlagwörter: Android, oneplus, OnePlus 8T, Smartphone