Eine wohlgelittene Open-Source-Anwendung für Nachrichtenredaktionen sucht einen oder mehrere Journalisten-Entwickler – oder sogar eine Organisation – die die Zügel in die Hand nehmen kann und dabei hilft, eine größere Nutzergemeinschaft aufzubauen. PANDA („PANDA A News Data Application“, nicht zu verwechseln mit der „Python-Datenanalyse-Bibliothek„), war 2011 Gewinner der Knight News Challenge. In ihrem Kern befindet sich eine Data-Warehouse-Anwendung, die lokalen Nachrichtenagenturen einen zentralen Ort zum Erhalt, zur Organisation und zur Analyse von Datensätzen, einschließlich riesiger Mengen wie Wählerregistrierungsdaten, bietet. (Bekanntmachung: Nieman Lab wird auch von Knight unterstützt, wenn auch nicht Form einer Förderung der News Challenge.) Reporter können ihre eigenen Datensätze hochladen oder nach vorhandenen Daten und Dokumenten suchen. Interessierte Entwickler können dabei helfen, den Code zu optimieren und die Programmierschnittstelle von PANDA auf die Bedürfnisse ihrer Redaktionen anzupassen. Das Tool wurde so konzipiert, dass Funktionen wie eine unscharfe Suche (auch Fuzzy-Suche genannt) und eine Sprachübersetzung integriert sind. Dabei hat man an Personen gedacht, die als Gruppen in lokalen Redaktionen arbeiten. Hier ist der springende Punkt: Von den Leuten aus dem PANDA Projekt arbeitet keiner mehr in lokalen Redaktionen. Aber das Team schätzt, dass Dutzende Redaktionen oder mehr das Tool verwenden – und das nicht nur in den USA. Einige als Superuser, die sogar selbst zusätzliche Funktionen aufgebaut haben und andere, die im kleinen Rahmen mit ein paar interessierten Reportern hin und wieder Daten hochladen. Hinzu kommen Redaktionen, die es installiert haben, aber eben auch nicht weitergekommen sind. PANDA wurde offiziell auf der „NICAR Konferenz“ 2012 in Zusammenarbeit mit „Investigative Reporters & Editors“ vorgestellt. Brian Boyer, damals Teil des Nachrichten-App-Teams der „Chicago Tribune“ und heutiger Redakteur des „NPR Visuals Team“, Joe Germuska, ein anderer Tribune-Entwickler und nun an der „Northwestern University Ritter Lab“ und Ryan Pitts, damaliger Chefredakteur und Manager der Web-Entwicklung im „Spokane Spokesman-Review“ und jetzt bei „Knight-Mozillas OpenNews“, erarbeiteten zusammen den News Challenge Antrag. (Das Tribune-Intranet für Datenbanken diente als Inspiration für PANDA.)
Viele Leute nutzen es intensiv und ich bin weit davon entfernt, es als tot zu bezeichnen, sagte Boyer. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was der nächste Schritt ist. Es ist einfach stumpfes Glück, dass jeder einzelne von uns dahin ging, wo PANDA nicht unbedingt Sinn macht!
Boyer schlug vor, PANDA könne einen neuen Partner finden und das Ruder aus der Hand geben. Jemand von IRE könne sich darum kümmern und es zum Vorteil für Mitglieder anbieten, sodass das Tool einen zentralen Verwalter bekommen würde. Oder das ursprüngliche PANDA-Team könne eine weitere Förderung beantragen, um einen Entwickler für das Aufbauen neuer Funktionen anzustellen. „Es fällt uns etwas schwer, herauszufinden, was wir tun sollten, da allgemein die Aufnahme der App sehr unterschiedlich ausfällt. Einige nutzen sie intensiv, andere installieren sie und vergessen sie anschließend und andere kommen nicht einmal so weit“, sagt Christopher Groskopf, PANDAs ursprünglicher Haupt-Entwickler. (Groskopf war damals Entwickler von Nachrichten-Apps bei Chicago Tribune, ist jetzt Reporter bei „Quartz“.)
Einen genauen Plan für das weitere Vorgehen hat es nie wirklich gegeben. Wie bei vielen Open-Source-Projekten arbeiten wir in dynamischen Durchläufen und ungefährer Übereinstimmung und ohne eine genaue Idee dazu, wie genau die Dinge getan werden sollen, hängt gerade alles etwas in der Luft.
Germuska und Pitts waren beide auf der diesjährigen NICAR-Konferenz in Denver und Germuska berief ein Mittagessen für PANDA-Nutzer ein, um mehr darüber herauszufinden, wie diese das Tool verwenden und dessen Zukunft zu besprechen. Der Aufruf war an tatsächliche Nutzer gerichtet, doch auch Menschen (wie auch ich), die einfach nur neugierig waren, tauchten ebenfalls auf. Matt Kiefer hörte zum ersten Mal von PANDA, als das Projekt die News Challenge 2011 gewann. Damals arbeitete er nicht in einer Redaktion, in der die Installation des Tools sinnvoll eingebracht hätte werden können. Nach einigen Monaten begann er als Daten-Editor in einer Non-Profit Ermittlungsstelle beim Chicago Reporter zu arbeiten. Die Redaktion ist klein, sie zählt vielleicht ein Dutzend Mitarbeiter und jongliert mit vielen Datensätzen. „Um die Daten vernünftig zu speichern und das System überschaubar zu halten, bedarf es auch in einer kleinen Nachrichtenredaktion irgendeiner Art von System mit Standards“, meint Kiefer. Ihm erschien das PANDA-Setup einfach. (Die Dokumentation war sehr simpel – ich begann nach einem Treffen mit meinem Chef am späten Nachmittag und hatte es am Laufen, bevor ich nach Hause ging). Es gibt immer noch auszuarbeitende Stellen, aber er hoffe, dass seine Nachrichtenredaktion in der Lage sein wird, mithilfe der PANDA API-Funktionen den Arbeitsablauf zu vereinfachen.
PANDA bietet als Data Warehouse eine gute Lösung, sagt Kiefer. „Bevor Daten ihrem letzten Zweck, sei es in einer Grafik-, einer Mapping-Software oder Sonstigem, dienen, können diese auf organisierte Weise gespeichert und auf Fakten geprüft werden. Mit PANDA könnten unsere Daten in der Phase zwischen der Recherche und der Berichterstattung zum Leben erweckt werden.
The Associated Press bekam das Programm und nutzt PANDA seit einem Jahr und war in der Lage es an die Bedürfnisse der Redaktion anzupassen, einschließlich jeweiliger Logins für das Personal der Nachrichtenredaktion, berichtete mir AP-Journalist Serdar Tumgoren. PANDA erlaubt Entwicklern, fehlerhafte und veraltete Programme loszuwerden und eine strukturierte Nachrichten-App zu nutzen. Es ermöglicht Journalisten, die mit einer großen Menge an Daten arbeiten, diese direkt mit einem funktionalen Data-Warehouse handzuhaben. AP nutzt PANDA, um riesige Mengen an Wählerregistrierungsdaten zu speichern. Automation Editor Justin Myers-Feeds speist regelmäßig veröffentlichte Daten, wie Wirtschafts- und Arbeitsstatistiken, termingerecht in PANDA ein.
Wir suchten nach einem Weg für die Reporter, um Daten intern zu teilen und PANDA ermöglicht dies in vielerlei Hinsicht. Ich bin sehr zufrieden mit vielen der Funktionen. Einigen Reporter scheint das Tool wirklich zu gefallen und sie verwenden es für einen Großteil ihrer Recherchearbeit.
Tumgoren würde ein komplexeres Managementsystem gefallen, das Intensivnutzern, die an investigativen Fällen arbeiten, erlauben würde, den Zugriff auf die Daten und Dokumente zu beschränken. Er räumt jedoch ein, dass PANDA von seinem Konzept aus als „Basar der verfügbaren Materialien“ auf die „Bereitstellung besser auffindbarer Informationen“ ausgerichtet ist. Nach dem, was man hört, haben alle PANDA-Erschaffer, obwohl sie nicht mehr offiziell beteiligt sind, sich so verfügbar wie möglich für Rückmeldungen und Anfragen gemacht. (Es gibt auch eine halbwegs aktive Google-Gruppe.) „Open-Source-Software hat ihre Höhen und Tiefen, und sie bleiben am Leben, weil die Leute entscheiden, dass es sich lohnt„, sagt Tumgoren. „Ich schätze, was das Team getan hat. Sie reden nicht über ein Ende, sondern versuchen vielmehr, Leute zusammenzubekommen, um zu sehen, wie es am Laufen gehalten werden kann, solange es noch Nutzer gibt.“ „Eine der ältesten Regeln für Open-Source-Software ist, dass sie funktioniert, wenn sie Menschen reizt und diese dadurch motiviert sind, Problemstellen zu beheben“, sagt Germuska. „Das ist nicht etwas, das Teil unseres Alltags ist. Aber wenn es Leute gibt, die nicht wissen, wie sie beginnen sollen, zur Installation jedoch motiviert sind, wollen wir ihnen helfen.“
Image (adapted) „Montréal, QC (Maison Radio-Canada)“ by JasonParis (CC BY 2.0)
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