Map of Super Tuesday States 2016 (adapted) (Image by DonkeyHotey [CC BY-SA 2.0] via flickr)

Wahlupdates und politische Nachrichten via Kurznachricht mit Purple

Mit Purple kommen Kurznachrichten kommen wieder in den Trend. Es handelt sich allerdings nicht um Spam-SMS, sondern gezielte Liveberichterstattung über aktuelle politische Themen. Das Startup nutzt Kurznachrichten, um seine Nutzer über den Vorwahlkampf der US-Präsidentschaftskandidaten auf dem Laufenden zu halten.

Stunden vor dem Ende der ersten Abstimmungen am Super Tuesday vibrierte mein Handy. Ich hatte eine neue Kurznachricht.

Ahhh Joseph, ich bin so aufgeregt! Heute ist Super Tuesday, der wichtigste Tag des bisherigen Wahlkampfs. Heute finden in 12 Staaten die Vorwahlen statt und ich werde das Geschehen mitverfolgen. Sende eine SMS mit LIVE, um mit mir dabei zu sein oder eine SMS mit DANACH, wenn du einfach nur erfahren möchtest, was passiert ist sobald alles vorbei ist.

 PurpleText1A (Image by Joseph Lichtermann Screenshot)

Die Nachricht kam von Purple, einem SMS-basierten Service, der die Nutzer während der Präsidentschaftswahl via Kurznachrichten auf dem Laufenden hält. Purple bietet ihren Nutzern die Option der Liveberichterstattung an, bei dem diese sowohl mit ersten Ergebnissen und Diskussionen versorgt werden, als auch Hintergrundinformationen und Analysen des Wahlkampfrennen erhalten.

Ich entschied mich für die Liveberichterstattung, und so schickte mir Purple im Laufe der Nacht Updates über die bedeutenden Erfolge, die Donald Trump oder Hillary Clinton feierten. Die Kurznachrichten enthielten Zitate von den Kandidaten gegenüber ihren jeweiligen Unterstützern, Hochrechnungen der Delegierten sowie Links zu weiteren berichtenden Portalen, wie beispielsweise FiveThirtyEight und Politico.

“Trump wird gleich in Miami vorsprechen und Chris Christie stellt ihn vor. Er sagt: ‘Heute Abend beginnt Donald Trump damit, seine Partei für den großen Triumph im kommenden Herbst zusammenzutrommeln.’”, berichtet Purple im selben Moment als Trump die Bühne betritt, um den Sieg zu verkünden. 

PurpleText2A (Image by Joseph Lichtermann Screenshot)

Nachdem Hillary Clinton knapp die Vorwahlen in Massachusetts gewonnen hatte, schrieb Purple: “Uuuuuuund Massachusetts geht an Hillary, große Niederlage für Bernie.”

Das Ziel von Purple ist es, die Nutzer auf einer angenehmen Art und Weise zu informieren, ohne sie mit einem endlosen Reihe an Inhalten zu überfordern. Vergangenen Dienstag, während der Wahlkampfveranstaltung der Republikaner, war ich auf einem Abendessen, wo wir den Geburtstag eines Freundes feierten. Hierfür eigneten sich die Nachrichten von Purple als eine unauffällige Methode, immer auf dem Laufenden zu bleiben, ohne dauerhaft am Telefon kleben zu müssen. (Obwohl Purple den meistdiskutierten Teil der Veranstaltung nicht übertrug: nämlich als Trump, Marco Rubio und Ted Cruz begannen, sich gegenseitig immer wieder zu beleidigen.)

Rebecca Harris, Geschäftsführerin und Mitbegründerin von Purple, die im vergangenem Jahr an der Universität von New York ihren Abschluss in den Fächern Existenzgründung und Journalismus machte und die sich selbst als “großer Politiknerd” bezeichnet, sagte, dass sich das Unternehmen zunächst auf Kurznachrichten fokussiert. Dies sei einfacher als die Menschen dazu zu bewegen, sich eine weitere neue App herunterzuladen und zu benutzen.

“Es ist die bei Weitem gängigste Handlung, die wir mit unserem Handy vollziehen.”, erzählt mir Harris “Die Benachrichtigungsplattformen haben die sozialen Medien erobert. Hier findet sich die Verbindlichkeit der Nutzer.”

Purple plant, auf andere Benachrichtigungsplattformen zu expandieren, unter anderem WhatsApp, Facebook Messenger und Slack. Purple ist ebenfalls dabei auch Sportereignisse abzudecken, und fing im letzten Monat mit den NCAA Basketball-Wettkämpfen an. Purple habe zusätzlich ein Auge auf die Bereiche Business und Musik geworfen, sagt Harris. Nachdrücklich betont sie, dass das endgültige Ziel darin liege, dass sich die Nutzer, auf der Basis ihrer persönlichen Interessen, die Feeds, die sie erhalten wollen, selber aussuchen können.

Am Anfang lancierte Purple als eine politische Webseite und als ein E-Mail Newsletter-Dienst. Im letzten November jedoch entschieden sie und Co-Gründer David Heimann, die Seite als Kurznachrichtendienst mit einer Testgruppe von 50 Nutzern neu auf den Markt zu bringen. Mittlerweile haben sich mehr als 800 Leute für den Service registriert. Und der Erfolg kam von ganz alleine: “Wir haben keinen Cent für das Marketing ausgegeben”, sagt Harris.

Bis zu diesem Punkt haben Harris und Heimann Purple mit der Unterstützung ihrer Familien und Freunde finanziert. Laut ihnen sind bereits einige externe Investoren an Purple interessiert.

Harris sagt, dass Purple sich bereits nach Möglichkeiten umschaut, den Service zu monetarisieren, zum Beispiel mithilfe von Werbung oder kostenpflichtigen Abonnenten, aber “Geldeinnahmen sind für uns noch ein weiter Weg”.

Unser Fokus liegt derzeitig auf dem Produkt und auf dem Nutzerwachstum”, sagt sie. “Monetarisierung wird mit der Menge der Nutzer zusammenhängen.

Da die Anzahl der Leute, die Nachrichtendienste nutzen, angestiegen ist — laut einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2015, benutzt die Hälfte der Smartphone- Benutzer zwischen 18 und 29 eine Nachrichten-App wie WhatsApp oder iMessage — haben sich Nachrichtendienste darauf spezialisiert, um auch jüngere Zielgruppen zu erreichen.

Dazu einige Beispiele: The Guardian hat im Dezember eine GOP-Debatte auf WhatsApp übertragen, The Economist veröffentlichte Grafiken direkt bei Line, und die New York Times sendete Neuigkeiten über die Präsidentschaftswahlen via Slack. Der WNYC-Podcast “Note to Self” sendete kürzlich als Teil eines Experiments, bei dem Informationsüberschuss gemessen wurde, etwa 300.000 Nachrichten an 15.000 Leute. WNYC benutzte Twilio, eine Plattform, die Entwickler Nachrichten und Anrufe programmieren lässt, um das Experiment zu unterstützten.

Purple nutzt ebenfalls Twilio und Harris schreibt die Nachrichten, die Purple verschickt, selbst. Sie sagt, dass es ihr Ziel sei, die Nachrichten so kommunikativ und eingängig wie möglich zu formulieren, und dennoch präzise und unparteiisch zu bleiben.

“Das, was den Erfolg bringt, ist die Fähigkeit, mit den Lesern so zu reden, wie man es mit jedem anderen auch machen würde” sagt sie.

Etwa 85 Prozent der Nachrichten sind automatisiert. Viele der Nachrichten, die Purple sendet, enthalten Schlüsselwörter in Großbuchstaben. Wenn die Nutzer mit diesen Worten antworten, erhalten Sie eine Antwort mit weiteren Informationen.

Am Montagnachmittag zum Beispiel schickte mir Purple eine Nachricht, um mich zu erinnern, dass der Super Tuesday kurz bevorstand.

“Ich hoffe, du hattest ein tolles Wochenende, Joseph! Morgen ist SUPER TUESDAY, der wichtigste Tag des Wahlkampfs bisher. Und: diese Woche gab es große UNTERSTÜTZUNG für Trump.”

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Indem ich mit “Unterstützung” antwortete, erfuhr ich Details über die Unterstützung, die Alabamas Senator Jeff Session Trump zusprach und wie dies ein „großer Schlag in das Gesicht von Ted Cruz, der mit Sessions befreundet ist”, war. Indem ich “Super Tuesday” sendete, erhielt ich Informationen darüber, wie viele Abgeordnete zugeteilt werden. Zusätzliche Nachrichten brachten mir detaillierte Vorschauen, Staat für Staat.

Die Nutzer können außerdem Schlüsselwörter auswählen, um zu bestimmen, wie sie die Benachrichtigungen erhalten wollen. So lässt Purple die Nutzer entscheiden, ob sie Livebenachrichtigungen im Laufe der Nacht bekommen möchten oder nur eine Zusammenfassung des Geschehens, wenn alles vorbei ist. Zusätzlich bietet Purple den Nutzern die Option an, die Nachrichten erst am nächsten Morgen zu erhalten, da beispielsweise die Ergebnisse der Wahlen in Nevada erst nach Mitternacht zu erwarten waren.

PurpleText3(Image by Joseph Lichtermann Screenshot)

Über die automatisierten Antworten hinaus reagiert Harris auch selbst auf spezifische Fragen der Nutzer, die nach ihrer Schätzung etwa 15 Prozent ausmachen.

Ungeachtet dessen, wie die Nutzer mit Purple interagieren, hat sich Purple das Ziel gesetzt, die Nachrichten für die Nutzer persönlicher erscheinen zu lassen als der typische Nachrichtendienst.

“In ihren Augen sind wir ihre politikbegeisterten Nerd-Freunde”, so Harris.

Dieser Artikel erschien zuerst auf “Nieman Journalism Lab” unter CC BY-NC-SA 3.0 US. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.


Image (adapted) “Map of Super Tuesday States 2016” by DonkeyHotey (CC BY-SA 2.0)


schreibt für das an der Harvard Universität angesiedelte Nieman Journalism Lab über Innovation in der Medienbranche. Davor arbeitet er für die Nachrichtenagentur Reuters und berichtete über den wirtschaftlichen Niedergang von Detroit.


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