Push-Benachrichtigungen, die mich kennen

Jeder mit einer Apple Watch wird dir das selbe sagen: es geht nur um die Benachrichtigungen, nicht um die Apps. Das Vibrieren an meinem Handgelenk machen glasklar, wie dumm manche Benachrichtigungen sind.” Vor einigen Wochen saß ich in einem etwas anstrengenden Meeting auf der Arbeit. Meine Apple Watch vibrierte an meinem Handgelenk und so wie ich es immer tue wenn ich eine Benachrichtigung erhalte, werfe ich einen kurzen Blick darauf, um mich zu versichern, dass es meiner Tochter gut geht und die Welt nicht in völligem Chaos kollabiert.

Die Benachrichtigung kam von NYT Cooking über Notify, der Facebook-App. Diese sagte, “Du wirst viele von diesen brauchen – und essen: ab nächster Woche gibt es zarte hausgemachte Kekse.” Ich war teils überrascht, teils genervt. Aber vor allem war es mir mehr als klar, dass Benachrichtigungen noch einen langen Weg vor sich haben, bis sie mich wirklich ergründet haben.

Ich liebe alles, was NYT Cooking produziert. Ich liebe ihre Benachrichtigungen. Ich finde es toll, Kekse zuzubereiten. Aber ich möchte nicht mitten am Arbeitstag von ihnen gestört werden. Facebook weiß, dass ich arbeite und an der Ostküste der USA lebe, somit ist es kein großer Aufwand für die App, anzunehmen, dass ich mich um 16:52 Uhr bei der Arbeit befinde und jegliche Nachrichten – außer es handelt sich um etwas wirklich Weltbewegendes – durchaus bis später warten können.

Jedoch sind wir noch nicht an dem Punkt, an welchem die meisten Benachrichtigungen unseren Standort, unseren Terminplan, unsere Leseangewohnheiten und unsere Freunde kennen und diese für intelligent für sich nutzen. Ich sage voraus, dass 2016 ein Jahr wird, in welchem wir Durchbrüche an dieser Front erleben werden.

Da Neuigkeiten und andere Inhalte immer kleinteiliger heruntergebrochen und von den Apps oder Herausgebern, die sie veröffentlicht haben, abgetrennt werden, wird es immer wichtiger, dass die Benachrichtigungsebene intelligenter wird. Die Erwartung, dass Menschen ihre Präferenzen, darüber was sie wollen und was sie nicht wollen, editieren würden, ist ein Gedanke, der eher dem Web 1.0 entspricht. Nachrichtenorganisationen wissen was wir lesen, somit sollten diese Gewohnheiten registriert werden, bevor sich Apps dazu entscheiden, etwas zu pushen.

Dies wird bei tragbaren Geräten sogar noch wichtiger, obwohl diese, trotz gegensätzlicher Vorhersagen, noch nicht bei der breiten Masse angekommen sind. Jeder mit einer Apple Watch wird dir dasselbe sagen: es ginge nur um die Benachrichtigungen, nicht um die Apps. Das Vibrieren an meinem Handgelenk macht deutlich, wie stupide manche Benachrichtigungen sind. So wie Paul Adams, Vizepräsident der Produktabteilung bei Intercom, kürzlich schrieb: “Trotz all der Fortschritte der letzten 20 Jahre – Benachrichtigungen stecken noch immer im Jahr 1999 fest.

Aber es gibt einige Entwicklungen, welche die Fortschritte ankurbeln sollten. Beispielsweise beginnen Benachrichtigungen langsam, zu einem eigenständigen Kanal zu werden, mit Hilfe dessen man nach Informationen sucht. Ich habe darauf gewartet, dass das Benachrichtigungscenter auf meinem iPhone damit aufhört, sich wie verschwendeter Speicherplatz anzufühlen. Dies hat für mich nun endlich mit Slack und Facebook Notify begonnen. Nun gehe ich immer zum Benachrichtigungscenter, um mich darüber zu informieren, was ich alles verpasst habe. Das geht schneller und ist entspannter als die Nachrichten auf Facebook oder Twitter zu abzurufen.

Michael Cerda, Produktleiter bei Facebook, verkündete, dass Facebook seine Benachrichtigungen als eigenes Medium ansieht, getrennt von anderen Konsumplattformen. Wenn Facebook denkt, dass Benachrichtigungen immer noch ein sich entwickelndes Medium ist, auf das achtzugeben sich lohnt, kann man annehmen, dass wir große Verbesserungen von den Entwicklern sehen werden und es hierfür sein gesamtes Wissen und technisches Talent aufbringen werden.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr einfach ist, zu verlangen, dass Benachrichtigungen intelligenter sein sollen, aber es ist zweifelsohne nicht einfach, dies dann auch umzusetzen. Bei Meetings haben wir ein Team, welches ein auf Mitglieder zentriertes Benachrichtigungssystem baut, um den Mitgliedern zu gewährleisten, dass diese nicht mit Benachrichtigungen zugeschüttet werden, so wie wir es von E-Mails kennen. Wir wollen sicher gehen, dass wir die Benachrichtigungen dann rausschicken, wenn sie auch von Nutzen sind, beispielsweise direkt vor oder nach dem Meeting.

Unser System bewertet jede Benachrichtigung und erfasst wie ein Nutzer mit Benachrichtigungen in der Vergangenheit umgegangen ist. Dies ermöglicht es uns die Inhalte festzulegen und das Timing zum Aussenden dieser zu bestimmen. Das vielleicht wichtigste hierbei ist wohl die Tatsache, dass dies die Chance erreicht, dass du dein Telefon nicht voller Wut durch den Raum schleudern willst, weil du dich gestört oder zugemüllt fühlst.

Unsere Produktmanager werden durchblicken lassen, dass dies ein hartes und kompliziert zu lösendes Problem ist. Und trotzdem ist das Potenzial riesig – wir gestalten die Apps mit dem Erlebnis der Benachrichtigungen im Mittelpunkt und nicht als Nebengedanke. Angesichts der enormen Zunahme im Datenverkehr, den die Nachrichtenorganisationen mit Push-Benachrichtigungen bereits erahnt haben, hoffe ich, dass diese genau das selbe tun. Denn das bloße Senden von mehr Benachrichtigungen wird das Problem nicht lösen. Sie müssen intelligent werden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf “Nieman Journalism Lab” unter CC BY-NC-SA 3.0 US. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.


Image (adapted) “Apple Watch Sport” by LWYang (CC BY 2.0)


 

ist Vizepräsidentin der Produktion bei Meetup und ehemalige Redakteurin für die Bereiche Mobile und Web bei der New York Times.


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