Von der Fiktion in die Wirklichkeit: Diese Dinge aus dem Roman QualityLand sind schon Realität

„Come to where the quality is! Come to QualityLand”, sind die ersten Worte aus dem Reiseführer für QualityLand, die uns in Marc-Uwe Klings Bestseller aus 2017 begrüßen. Die in diesem Buch libertär-dystopische Zukunftsversion einer Welt, in der nur noch Gewinnmaximierung und Fortschritt zählt, hat viele Leser regelrecht vor dem Buch gefesselt. Wohl auch aufgrund der gewohnt sympathischen Figuren Klings, die sich oft einem beinahe kafkaesken System gegenübersehen. Erst kürzlich verkündete der Autor selbst auf Twitter, der amerikanische Fernsehprogrammanbieter HBO würde seinen Roman in eine Serie umwandeln. Wir sind in jedem Fall gespannt auf das Endergebnis. Gleichzeitig kommen wir nicht umhin, uns zu fragen: Wie realistisch sind die dystopischen Vorstellungen im Roman? Oder anders ausgedrückt: Wie viel QualityLand steckt in unserer Realität? Wir haben einmal fünf Zukunftstechniken aus QualityLand zusammengetragen, die sich bereits in der Wirklichkeit anbahnen.

Die Zukunft des Online-Shopping

„Exakt in dem Augenblick, als Peter zu Hause ankommt, trifft eine Lieferdrohne von TheShop ein. Über Zufälle dieser Art wundert sich Peter schon lange nicht mehr. […] Wer sich durch nur einen Kuss auf sein QualityPad für OneKiss anmeldet, bekommt fortan alle Produkte, die er bewusst oder unbewusst haben will, zugeschickt, ohne sie bestellen zu müssen.“ (Marc-Uwe Kling, QualityLand, Ullstein Buchverlage GmbH, 2018, Seite 17-18)

Dass Drohnen Pakete liefern ist nicht unbedingt eine Neuigkeit. Amazon arbeitet schon seit geraumer Zeit an einer zuverlässigen Technik, die das Liefern mit Drohnen ermöglichen soll. Drohnen sollen dann den Kunden innerhalb von 30 Minuten ihr Wunsch-Produkt liefern. Auch deutsche Unternehmen wie DHL probieren sich im Moment in Beta-Tests an den Drohnen aus. Wirklich interessant ist aber der zweite Teil des Zitats. Google und Co werten schon heute unser User-Daten aus und auch Onlineshops speichern genau, was wir auf ihren Websites angucken. Aus all diesen Daten lassen sich schon heute sogenannten Predictive Analysen erstellen, die schon jetzt herausfinden können, ob jemand schwanger ist, oder an einer Krankheit leidet. Diese Technik ist natürlich auch für Online-Händler höchst interessant. Sie könnten mit diesen Verhaltens-Analysen vorhersagen, was ihre Kunden wann kaufen wollen.

Online-Shopping wird interaktiver

„Denise guckt ihre Lieblingsserie. Es ist eine alte Show über vier Frauen, die in einer Stadt namens New York leben. „Stopp“, sagt sie, und das Bild friert ein. „Die Bluse von Carrie Bradshaw.“ Auf dem Bildschirm wird die Bluse markiert, die die Schauspielerin trägt. Produktname, Markenname und aktueller Preis bei TheShop […] werden eingeblendet.“ (Marc-Uwe Kling, QualityLand, Ullstein Buchverlage GmbH, 2018, Seite 126)

Nicht nur künstliche Intelligenzen und Predictive Analysen werden das Online-Shopping beeinflussen, sondern auch die Art wie wir einkaufen wird sich verändern. Erst kürzlich integrierte Instagram in den USA ein Bezahlsystem, das es ermöglicht, sofort in der App zu shoppen. Bei Snapchat soll es bald sogar eine Funktion geben, mit der man zum  Beispiel ein Bild von einer Handtasche machen, und sofort Online-Shops vorgeschlagen bekommen kann, wo es diese Handtasche zu kaufen gibt. Die neue Funktion Google Lens für Smartphones schlägt ebenfalls in diese Kerbe. Wenn der User seine Kamera auf Gebäude oder Gegenstände richtet, erkennt Google Lens die Objekte und gibt Informationen und bei Produkten auch Online-Shops vor. Hier sind wir der Idee in QualityLand also schon fast ebenbürtig.

Fokussieren auf die wichtigen Dinge

„Eine neue Frage erscheint auf Sandras Brille: „Möchtest du, dass QualityPartner automatisch Ort und Termin für ein Rendezvous mit deinem Partner ausmacht?“ Sandra fokussiert ihre Pupillen wieder auf „OK“.“ (Marc-Uwe Kling, QualityLand, Ullstein Buchverlage GmbH, 2018, Seite 49)

Es ist vielleicht eher ein kleines Detail, auf das wir uns hier stützen. Aber die Technologie hinter Eyetracking ist einfach zu interessant, um sie an dieser Stelle nicht einmal zu erwähnen. Gerade für Menschen mit eingeschränkten motorischen Fähigkeiten durch Alter, Unfälle oder Behinderung gibt es schon heute technische Geräte, die sich komplett mit der Eyetracking-Technologie steuern lassen. Ein Beispiel gefällig: Der Tobii Eye Tracker 4C ist ein Gerät, das für 150 Euro online gekauft und dann mit einem PC mit Windows 10 verbunden werden kann. Das längliche Board erkennt anhand von Infrarot-Strahlen, wie sich die Augen des Benutzers bewegen und ermöglichen Laut Test der COMPUTER BILD eine komplette Benutzung der Windows Oberfläche, nur mit den Augen.

KIs übernehmen die Kunstszene

„Ich bin Kalliope 7.3. Die weltbekannte E-Poetin. Verfasserin des erfolgreichen historischen Romans „Die Praktikantin und der Präsident.“ […] „Es ist Ihnen vielleicht auch bekannt, dass schon seit geraumer Zeit die erfolgreichsten Romane von E-Poeten verfasst werden, also von künstlichen Intelligenzen, die die marktkonformste Zusammenstellung von Wörtern ausrechnen?“ (Marc-Uwe Kling, QualityLand, Ullstein Buchverlage GmbH, 2018, Seite 65)

Wir berichteten vor Kurzem von AICAN, der ersten KI, die eigenständig Gemälde erstellt und diese für bis zu 18.000 US-Dollar verkauft. So weit hergeholt ist die Idee hinter Kalliope 7.3 also nicht. Denn auch aus der Welt der Literatur gibt es inzwischen schon einige KIs, die ihre Fähigkeiten als „E-Poeten“ unter Beweis stellen wollen. Der Autohersteller Lexus ließ sich vor Kurzem zum Beispiel das Drehbuch für seinen Werbespot von einer künstlichen Intelligenz schreiben. Auch die KI der Firma OpenAI versucht sich jetzt an kreativen Geschichten, und damit ist sie erfolgreicher, als die meisten anderen ihrer Art. Trotz all diesen Fortschritten stehen künstliche Intelligenzen, die kreativ sein sollen, aber noch vor einigen Herausforderungen, wie wir bereits einmal erörtert haben. Auf eine ausgeklügelte KI wie Kalliope 7.3 müssen wir also noch ein wenig warten. Diese leidet im Buch übrigens an einer Schreibblockade, übernimmt also sogar menschliche Fehler.

Autos übernehmen bei Unfällen

„Als sich Peter Arbeitsloser in einem autonomen Fahrzeug auf dem Weg nach Hause befindet, beginnt er eine Unterhaltung mit der KI des Autos. Diese teilt ihm mit, dass sie bei Autounfällen selbst die Kontrolle übernimmt und ausrechnet, welcher Ausgang des Unfalls den kleinstmöglichen Schaden verursachen würde. Daraus resultiert die KI: „Eine Maschine reagiert viel schneller und hat Zeit für genau diese komplexe Überlegung. Für uns beinhaltet fast jeder Unfall eine moralische Entscheidung.“ (Marc-Uwe Kling, QualityLand, Ullstein Buchverlage GmbH, 2018, Seite 154)

Ja, auch in diese Richtung wird im Moment schon geforscht. In einem Experiment des nature-Wissenschafts-Magazines wurde getestet, wie sich autonome Autos im Falle eines Unfalls verhalten würden. Wie sie sich zum Beispiel entscheiden würden, wenn entweder die Insassen des eigenen Fahrzeuges sterben müssten, oder drei Rentner, die die Straße gerade überqueren. In dem Experiment versuchten die Wissenschaftler zu analysieren, welche Moralvorstellungen überhaupt in die KIs implementiert werden sollten. Sie fanden heraus, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen auch unterschiedliche Moralvorstellungen vertreten. Diese einer künstlichen Intelligenz beizubringen dürfte eine große Herausforderung der Zukunft sein.

Es ist erstaunlich zu sehen in welchem Tempo sich im Moment die Technik weiterentwickelt. Dabei kommen wir der Fiktion des Sci-Fis und fiktionalen Zukunftsszenarien aus allen Genres immer näher. Bei der Recherche wurde ich selbst ein wenig überrumpelt, wie viele Dinge aus dem Roman von Marc-Uwe Kling inzwischen schon in der Realität auffindbar sind. Dass die technische Revolution in der Zukunft unseren Alltag umkrempeln wird, dessen sind sich viele sicher. Bleibt zu hoffen, dass wird dafür, anders als die Charaktere in QualityLand, nicht unsere Demokratie und Freiheit aufgeben müssen.

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Image by khius / adobestock.com

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