Die Übermacht der britischen Casting-Shows ist gebrochen: Erstmals seit Jahren ist in Großbritannien kein Popklon vor Weihnachten an die Spitze der Charts gestürmt, sondern ein über zehn Jahre altes Metal-Evergreen: „Killing in the Name of“ von Rage against the Machine.
Wie es dazu kommen konnte? Das Internet ist mal wieder schuld: Die „Christmas Number one“ ist in den UK ein großes Ding, wie wir aus diversen britischen Filmen wissen. Und Jahr für Jahr waren es Gewinner der britischen Castingshow X-Factor, die sich diesen Titel ans Revers heften konnten. Dieses Jahr schickten sie 08/15-Beau Joe McElderry ins Rennen — bekam aber Konkurrenz. Eine Facebook-Gruppe rief dazu auf, den uralten Metal-Titel von Rage Against the Machine. Einfach, um dem Retortenpop in diesem Jahr mal einen Strich durch die Rechnung zu machen. Mit Erfolg: 500.000 Mal wurde der RATM-Song heruntergeladen, die Facebook-Gruppe zählt heute sogar über 980.000 Mitglieder.
„Rage“-Sänger Zack de la Rocha reagierte über diese „unglaublich organische Graswurzel-Kampagne“ – der BBC sagte er:
„It says more about the spontaneous action taken by young people throughout the UK to topple this very sterile pop monopoly,“ he said.
Recht hat der Mann — einmal mehr lässt die difuse Gruppe der Netznutzer ihre Massenintelligenz-Muskeln spielen und zeigt, wie Soziale Netzwerke die Konsumlogik von Großunternehmen unterwandern. Ganz wie es auch in der neuen UK-Christmas No.1 heißt: „Fuck you, I wont’t do what you tell me“.
Der unterlegene X-Faktor-Musiker McElderry gab sich ebenfalls in der BBC als fairer Verlierer: Er sei „enttäuscht“, sagt aber, er könne sich nicht beschweren.
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Schlagwörter: facebook, Musik, Rage against the Machine