Der beste Teil der Reihe? Resident Evil Village im Test

Mit dem neuesten Ableger der Serie, Resident Evil Village genannt, wollen die Macher*Innen bei Capcom an die goldenen Zeiten von Resident Evil 4 erinnern und haben eine Fortsetzung kreiert, die dem legendären Teil Konkurrenz macht.

16 Jahre ist es nämlich schon her, dass Resident Evil 4 auf den Markt kam und dabei wie kein Spiel vor ihm die Genres Horror und Action in Einklang brachte. Seitdem hat sich die Reihe stark gewandelt. Mal gab es Ableger mit mehr Fokus auf Bombast und Zerstörung à la John Rambo, wie in Resident Evil 6. Oder es wurde sich auf die Wurzeln der Reihe rückbesonnen, wie es der Vorgänger und Survival-Horror-Hit Resident Evil 7 Biohazard gekonnt inszenierte. Der neueste Teil versucht nun, Angst und Explosionen so gekonnt wie damals zu verschmelzen. Seit dem 7. Mai können Spieler*Innen auf Xbox, Playstation und PC in den Genuss eisiger osteuropäischer Schlösser und ihrer garstigen Bewohner kommen.

Die Vergangenheit holt dich immer ein

Doch worum geht es überhaupt? Resident Evil Village ist ein lupenreines Sequel und knüpft direkt an die Ereignisse des 7. Teils an. Ihr spielt wieder Ethan Winters, der sich und seine Frau Mia aus den Fängen der Hillbilly-Familie Baker und der sie kontrollierenden Biowaffe Evelyne retten konnte. Mit der Hilfe des eingesessenen Resi-Veteranen Chris Redfield begannen die beiden ein neues Leben in Osteuropa und gründeten eine Familie mit ihrer neugeborenen Tochter Rose.

Eine vermeintliche Idylle, die schnell zum Albtraum wird, als besagter Chris in das Haus eindringt, Mia erschießt und Rose entführt. Ethan wird anschließend abtransportiert, erwacht aber nach einem Autounfall an einer schneebedeckten Straße. In einem nahegelegenen Ort stößt er auf einen Kult, der sich einer gewissen „Mutter Miranda“ verschrieben hat und diese anbetet. Miranda hat auch eine Familie, doch ihre besteht aus einer 3 Meter großen Vampirfrau namens Lady Dimitrescu, einem abgehalfterten Hutträger mit Magnetfähigkeiten namens Heisenberg, einer Puppenspielerin namens Beneviento und einem Fischmenschen namens Moreau. Inmitten dieser Truppe befindet sich nun auch seine Tochter Rose, die Ethan nun irgendwie aus den Fängen dieser Verrückten befreien muss.

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Wo sich Werwölfe und Vampire die Hände reichen

Die erste Station ist ein Dorf, dessen Bewohner von Werwölfen komplett ausgelöscht wurden. Ja, ihr habt richtig gehört, Werwölfe. Keine wackligen Zombies, die stöhnend auf euch zukriechen. Diese Gegner sind flink, zäh und stark, was vor allem am Anfang zu Problemen führen kann, je nach Schwierigkeitsgrad. Doch sie stören nicht, sie fügen sich perfekt in das transilvanische Ambiente ein, welches das Spiel erzeugt. Im Hintergrund des Dorfes überragt nämlich ein gigantisches Spuckschloss die Kulisse und gibt einem das Gefühl, mitten in Bram Stoker’s Dracula zu stecken.

Blick auf das Spielgebiet mit Opferkreis im Vordergrund und Schloss Dimitrescu im Hintergrund
Das Schloss thront über der unheimlichen Kulisse

Abgerundet wird dieser Eindruck unter anderem durch die einzigartige Lady Dimitrescu und ihren wahnsinnigen Töchtern, die das Schloss bevölkern. Selten war eine Videospielantagonistin so hinreißend und furchteinflößend zugleich. Die Inszenierung ihrer Größe innerhalb des Schlosses, wenn sie sich beispielsweise durch jede Tür hindurchbücken muss, sind Details, die dem Charakter besondere Tiefe geben. Aber auch die anderen ‚Fürsten‘ sind eingängig und machen Spaß in der Konfrontation. Der immer entspannte Heisenberg mit seinen Magnetfähigkeiten lässt beispielsweise den Eindruck eines Van Helsing entstehen, den es so auch noch nicht gab. Vor allem die Lady Dimitrescu hat es dem Internet angetan und es hat so einige witzige Seiten mit Memes über sie gefüllt.

Besonders an jedem Boss ist, dass sich mit ihm oder ihr auch das Genre des Spiels ändert. Ist man anfangs noch im Schloss Dimitrescu, erinnert es stark an die Villa der Bakers aus Teil 7. Man wird hier verfolgt und muss Rätsel lösen, um voranzukommen. Daraufhin kommt man jedoch in ein Herrenhaus und die Stimmung ändert sich. Plötzlich ist man in einer Art Escape Room gefangen, alles wird dunkel und das Kopfkino beginnt. Gegen Ende dann werden die großen Geschütze ausgefahren, Ballerei und Explosionen gehen dann in Resident Evil Village Hand in Hand.

Viele Waffen, viele Gegner

Um dies zu erreichen, werden den Spieler*Innen einige Werkzeuge an die Hand gegeben. Zu Beginn muss Ethan mit Pistole und Messer auskommen. Kurz darauf gesellt sich aber noch eine Schrotflinte hinzu und im Verlauf des Spiels noch einige durchschlagskräftigere Kaliber. Serientypisch ist Munition rar, das Inventar begrenzt und Gegner nicht so schnell kleinzukriegen, – zumindest anfangs. Im Verlauf des Spiels gewöhnt man sich aber an die Knappheit. Dabei hilft den Spieler*Innen ein mysteriöser Händler, der sich selbst „der Duke“ nennt. Bei ihm könnt ihr Munition kaufen, Waffen upgraden und später Boni für euren Charakter herstellen. Theoretisch sehr hilfreich, doch da die Upgrades sehr teuer sind und das benötigte Geld erst im letzten Drittel des Spiels wirklich vorhanden ist, noch ausbaufähig.

Biest aus dem Spiel
Einige Kreaturen sind zäher als andere

Zu linear und zu kurze Level

Hinzu kommt die eingeschränkte Karte. Besonders im Schloss Dimitrescu hat man anfangs das Gefühl, sich frei im Gebäude bewegen zu können. Doch schnell wird klar, das Spiel gibt die Wege vor und es gibt nur vereinzelt nicht-Story relevante Bereiche zur freien Erkundung. Etwas Schade, da die Location das Highlight des Spiels ist und doch so schnell abgehakt ist. Dadurch fühlt man sich zwangsläufig an die viel zu kurz geratene Neuauflage Resident Evil 3 erinnert, welche letztes Jahr veröffentlicht wurde und nicht ganz das Niveau der letzten beiden Ableger erreichen konnte.

Doch so weit ist es bei Village dann doch nicht. Tröstend ist der Söldnermodus, der nach dem Durchspielen der Hauptstory freigeschalten wird. Hier können Spieler*Innen ihr Können testen, indem sie in ausgewählten Arealen des Spieles gegen Horden von Gegnern antreten. Dabei erhöhen ein Timer und begrenzte Munition die Aufregung, während die Gegner immer stärker werden. Eine tolle Dreingabe, die Spieler*Innen die Möglichkeit bietet, das intensive Spielgefühl während der Kämpfe wirklich auszureizen.

Auch das Gameplay ist äußerst intuitiv und flüssig. Sequenzen gehen nahtlos aus dem Spielfluss in die Cutscenes über und wieder heraus, was ein intensives Erlebnis erzeugt. Abzüge kann man bei der Story geben. Diese wirkt gegen Ende hin etwas konstruiert, gibt der Geschichte aber zumindest ein schlüssiges Ende. Aber dadurch, dass es sich aus etlichen Versatzstücken des Horrorgenres zusammenfügt, kommen Horrorfans sicherlich auf ihre Kosten und können das ein oder andere Easteregg entdecken, Stichwort Moreau.

Lady Dimitrescu und ihre Töchter
Die Atem(- und blut-)raubende Lady Dimitrescu und ihre wahnsinnigen Töchter erwarten euch schon früh im Spiel

Neues Update behebt Performanceprobleme und fügt FSR ein

Ein neues Update aus dieser Woche soll vor allem PC-Spieler*Innen ein besseres Spielerlebnis bringen. Capcom reagiert damit auf Berichte, nach denen es in wichtigen Cut-Scenes zu Frameinbrüchen kam. Mittels der Implementierung von FSR (FidelityFX Super Resolution) aus dem Hause AMD gibt es optional außerdem großen Performance-Gewinn durch nur kleine optische Einbußen. Bei FSR für Resident Evil Village handelt es sich um ein KI-Upscaling. Das Bild wird in geringerer Auflösung berechnet und eine KI generiert daraus ein Bild in der gewählten Auflösung. AMD antwortet mit FSR auf das Nvidia-eigene KI-Upscaling DLSS. Dieses bietet zwar etwas mehr Qualität, setzt dafür aber eine aktuelle RTX-Grafikkarte voraus. Mit beidem wird eine höhere Bildwiederholungsrate gewährleistet und nach neuesten Berichten scheint dies für Resident Evil Village auch gut zu funktionieren.

Resident Evil Village macht dem 4. Teil Konkurrenz

Wo genau sind die Parallelen zum 4.Teil? Es ist diese gekonnte Mischung aus Horror und Action, die das Spiel erzeugt. Ihr beginnt als hilfloser Vater, der sich durch ein Werwolfdorf flüchtet, hinein in ein Vampirschloss, wo ihr von der Hausherrin unerbittlich gejagt werdet. Enden tut das Ganze dann in einer Sequenz, die auch aus dem neuen Call of Duty stammen könnte. Der 4. Teil begann ebenfalls als kleine Horrorgeschichte, die sich nach und nach entfaltete und die wirklichen Ausmaße erst gegen Ende des Spiels ersichtlich machte. Es mag nicht ganz an die Abwechslung, die Länge und die Qualität eines Resident Evil 4 heranreichen, die Spielemacher*Innen sind aber auf bestem Wege mit dem 9. Teil der Reihe dieses Erbe zu erfüllen.

Alles in allem kann Resident Evil Village als gelungene Fortsetzung und ebenso gelungener Teil der Serie gesehen werden. Besonders für Fans von Horrorfilmen und einer ausgewogenen Mischung aus Survival und Action ist dieser Teil zu empfehlen. Er revolutioniert zwar nicht die Videospiellandschaft, sorgt aber für ein durchgehend spannendes und intuitives Spielerlebnis, was durch seine entspannte Länge von knapp 11h auch für erneutes Spielen sicherlich in Frage kommt.


Images via IGDB.com

Hat seinen Master in Medienwissenschaften an der Universität Hamburg abgeschlossen und ist nun als Executive Assistant bei seinem langjährigen Arbeitgeber Netzpiloten tätig. Er liebt es, neue Themen auszuprobieren und Netzpiloten fit für die Zukunft zu machen. Er tobt sich vor allem im Bereich Podcast-Management und Business Developement aus.


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