Staubsaugen muss sein. Wem Saugroboter zu schlampig putzen, der erledigt die Aufgabe auch weiterhin von Hand. Trotzdem muss der Bodenputz heute nicht mehr so mühevoll ausfallen wie früher. Akkustaubsauger kommen ohne Kabelsalat aus und sind daher eine wendige und oft auch leichtere Alternative zu Bodenstaubsaugern. Wie gut und komfortabel lässt es sich mit dem ersten Modell dieser Art von der Xiaomi-Vertragsmarke Roborock saugen? Um das herauszufinden, hatte ich den 400 Euro teuren Roborock H6 im Test. Ab dem 14. Mai ist er im Handel erhältlich.
Ein Design wie bei Dyson
Für starke und gleichzeitig schicke Akkusauger steht bisher vor allem Dyson. Das Modell V11 Absolute (Pro) gilt als Referenz dieser Gerätekategorie. Roborock hat sich dort für die eigene Premiere viel abgeschaut.
Bisher stellte die Marke ausschließlich Saugroboter wie den Roborock S6 (zum Test) her. Bei dem H6 handelt es sich um einen Handstaubsauger mit Saugrohr, an dessen Ende eine Motorbürste rotiert. Ohne Saugrohr verwandelt sich das Modell zum handlichen Kleinsauger. Mit einem Gewicht von 1,4 Kilogramm ist das Kerngerät im Vergleich nur halb so schwer wie ein Modell von Dyson oder anderen Herstellern. Betriebsbereit bringt der Roborock H6 im Test aber ein zusätzliches Kilogramm auf die Waage, wenn Saugrohr und Bürste montiert sind.
Für ein Haushaltswerkzeug bietet der Akkustaubsauger mit seinen matt-grauen und metallic-grauen Oberflächen einen vergleichbar coolen Look wie die Luxus-Geräte von Dyson. Das rote Saugrohr und Filtergehäuse setzen einen schicken Farbakzent.
Das Gerät besteht aus hochwertigem Kunststoff und ist tadellos verarbeitet. Alle Komponenten lassen sich mittels eines durchdachten Klicksystem einfach befestigen und entfernen.
Roborocks Lieferumfang ist üppig. Neben zwei motorisierten Bürsten für Hartböden, Teppiche und Polstermöbel gehören dazu eine Staubbürste mit langen Borsten für unebene Flächen und eine Fugendüse für schmale Nischen. Mittels eines flexiblen Kurzschlauchs lassen sich etwa Bilderrahmenkanten vom Staub befreien, ohne den kompletten Sauger über Kopf zu halten.
Ihre Pausenzeiten verbringen Sauger und Zubehör in schöner Ordnung in einer mitgelieferten Ladestation, die sich an der Wand befestigen lässt. Wer eine passende Bodenhalterung dazu kauft, spart sich die Wandmontage.
So reinigt der Roborock H6 im Test
Grundsätzlich sind Akkusauger meist noch keine vollwertige Alternative zu herkömmlichen Bodenstaubsaugern, weil die Saugkraft nur selten vergleichbar hoch ausfällt. Das trifft grundsätzlich auch auf das Roborock-Modell zu. So souverän wie ein handelsüblicher Normalo-Sauger von Siemens putzt der Roborock H6 im Test nicht. Und das, obwohl es sich mit einer Saugkraft von 25.000 Pascal bereits um ein sehr leistungsstarkes Gerät handelt.
Angesichts des Komfortgewinns ist der Saugkraftnachteil aber akzeptabel. Zumindest in den beiden höheren von drei Saugstufen überzeugen die Ergebnisse. Dagegen enttäuscht die niedrigste Stufe, der Eco-Modus, in der Praxis.
- Hartböden reinigt der Roborock H6 im Test nicht immer auf Anhieb überzeugend. Mitunter entfernt der Sauger Katzenstreukrümel nur nach zwei bis drei Durchgängen. Dann ist das Ergebnis aber sehr gut. Von Nachteil ist, dass die Standarddüse keine Außenbürsten bietet, die gröberen Schmutz binden.
- Auf Teppich ist das Ergebnis in meinem Praxistest mit dem eines Bodenstaubsaugers vergleichbar gut. Praktisch ist, dass die Elektrodüse den Stoffboden automatisch erkennt. Dann dreht der in der Düse eingebaute 50-Watt-Motor zusätzlich auf und lässt die Karbonfaserbürste bis zu 4.000 mal pro Minute rotieren. Dafür von Hand eine höhere Saugstufe zu aktivieren, ist nicht nötig.
- Polstermöbel saugt der Roborock H6 im Test tadellos sauber. Katzenhaare verschwinden restlos in der motorisierten Minibürste, die für diesen Einsatzzweck gedacht ist.
Ein dreistufiger Hepa-Filter soll dafür sorgen, dass der Roborock H6 selbst feine Schmutzpartikel wie Schuppen, Sporen und Pollen nicht am anderen Ende wieder in die Luft bläst. Meinem subjektiven Eindruck zufolge fällt das Rückhaltevermögen vorbildlich aus. Allergiker dürften mit dem Gerät gut klarkommen.
Lautstärke: Robo rockt im Rahmen
Akkustaubsauger können genauso wie Bodengeräte wahre Krawallmacher sein. Der Roborock H6 ist auch kein Leisetreter. Aber dessen Lautstärkepegel bleibt trotz hoher Saugleistung im Rahmen. Dazu trägt Roborock zufolge die Konstruktion bei. Demnach sind Schmutzkammer und Filter so entworfen, dass sie Geräusche mindern.
Auf maximaler Saugstufe arbeitet der Roborock H6 laut Hersteller mit 72 Dezibel. Zum Vergleich: Bei einem Gespräch auf Zimmerlautstärke sind 50 bis 60 Dezibel messbar. Im Einsatz würgt der Roborock H6 daher jedes Schwätzchen ab. Lauter als ein üblicher Bodenstaubsauger ist er aber keinesfalls.
Akku: 40 Minuten saugen, vier Stunden laden
Bodenstaubsauger saugen so lange, wie das Kabel in der Steckdose hängt. Nicht so Akkustaubsauger. Ihre Ausdauer ist stark begrenzt. Das trifft auch auf den festeingebauten Akku des Roborock H6 im Test zu.
Zwar wirbt der Hersteller mit einer Laufzeit von der Länge eines Fußballspiels. Doch 90 Minuten schafft der Roborock H6 im Test nur im leistungsschwachen und kaum praxistauglichen Eco-Modus. Allerdings ist das immer noch viel Zeit. Nur wenige Geräte wie der Dyson V11 Absolute halten mit 120 Minuten länger durch.
Doch die wahre Bezugsgröße für einen aussagekräftigen Vergleich ist die Ausdauer bei einer Saugleistung, die auch wirklich sauber reinigt. Realistisch hält die Puste des Roborock H6 im Test für eine Fußballhalbzeit von etwa 45 Minuten, wenn ich die Standard-Saugstufe wähle. Diese Zeit und Saugkraft genügen, um den 90-Quadratmeter-Testhaushalt komplett zu reinigen. Bei maximaler Stufe reicht die Energie nur für einen Kurzeinsatz von zehn Minuten. Aber den Roborock H6 derart anzuspornen, ist in der Praxis selten nötig.
Gute vier Stunden dauert es, den Akku des Roborock H6 im Test aufzuladen. Nicht gerade ein kurzer Boxenstopp. Doch andere Geräte müssen mit einer Ladedauer von bis zu sechs Stunden noch länger an die Strippe. Damit der Akkusauger einen Einsatz vollständig absolvieren kann, ist es wichtig, ihn immer gleich vollzutanken. Sonst machen die langen Verschnaufpausen den Bodenputz zur Geduldsprobe.
Bedienung: Alles im Blick und Griff
Von den meisten anderen Handstaubsaugern hebt sich der Roborock H6 durch ein OLED-Display auf der Oberseite ab. Nur wenige andere Modelle, wie das bereits genannte Vorbild von Dyson, bieten ebenfalls eine derartige Anzeige. Der helle Bildschirm informiert beim Putzvorgang kontinuierlich über die Akkukapazität in Prozent und die Restlaufzeit in Minuten. Bei einem Wechsel zwischen den Saugstufen aktualisiert das Gerät die verbleibende Einsatzdauer. So lässt sich gut kalkulieren, wie viel noch zu schaffen ist, bevor der Roborock H6 an die Steckdose muss.
Der eigentliche Saugbetrieb lässt sich mit drei Tasten steuern. Die Moduswahltaste wechselt zwischen den drei Saugstufen. Den Motor startet ein Abzug in der Griffmulde. Mit einer Sperrtaste in Daumenhöhe lässt sich der durchgedrückte Abzug arretieren – ähnlich wie bei einer Zapfpistole an einer Tanksäule. Dann ermüdet der Abzugsfinger nicht im Dauerbetrieb.
Auch das übrige Bedienkonzept ist gut durchdacht. So lassen sich die Saugaufsätze dank eines Schnellverschlusssystems einfach wechseln. Mit einem satten Klicken rasten sie ein, ein sanfter Tastendruck entriegelt den Verschluss und gibt den Aufsatz wieder frei.
Die Putzhilfe putzen
Um den Staubbehälter vom Inhalt zu befreien, genügt ein Zug an einem Hebel. Anschließend lässt ein Federmechanismus die Bodenplatte aufklappen. Idealerweise passiert das über einem Mülleimer. Dann bleiben die Hände beim Entsorgen des Schmutzes sauber.
Allerdings lässt sich ein Kontakt mit dem Inhalt des Staubbehälters des Roborock H6 im Test nicht immer vermeiden. Denn mitunter setzt sich Schmutz zwischen der Behälterwand und der direkt in die Schmutzkammer eingesetzten Hepa-Filtereinheit fest. Schütteln nützt dann nichts, nur durch einen beherzten Eingriff von Hand lässt der Schmutz sich lockern.
Dabei verschmutzt auch der Filter selbst von außen zum Teil stark. Zwar lässt er sich herausnehmen, zerlegen und reinigen. Weil er im Praxistest aber sehr langsam durchtrocknet, ist er für die lange Zeit von rund zwei Tagen nicht einsatzfähig. Bei seinen Staubsaugerrobotern hat Hersteller Roborock dies durch räumlich getrennte Filter und Schmutzbehälter besser gelöst.
Fazit: Viel Leistung für nicht wenig Geld
Als schick, stark und praktisch erweist sich der Roborock H6 im Test. Der Akkustaubsauger wertet die Hausarbeit durch einen coolen Look auf, saugt für ein Gerät dieser Kategorie sehr gut, hält überdurchschnittlich lange durch und überzeugt durch ein cleveres Bedienkonzept.
Willkommene Extras sind das OLED-Display, die Sperrtaste für den Dauerbetrieb, das Schnellverschlusssystem und die Wandhalterung. Sie erleichtern das Handling in der Praxis beträchtlich. Roborocks Konzept ist gut durchdacht und spielt die Komfortvorteile von Handstaubsaugern bestens aus.
Obendrein kostet das Ganze auch noch 200 bis 300 Euro weniger als bei Branchenreferenz Dyson. Trotzdem greift Roborock zweifellos ins hohe Preisregal. Wer auf Komfortmerkmale wie etwa eine Restlaufzeitanzeige verzichten mag und angesichts einer kleineren Reinigungsfläche mit weniger Akkupower klarkommt, kann auch zu noch günstigeren Geräten greifen.
Der Roborock H6 sollte ursprünglich bis Juni 2020 zum Preis von 399 Euro in den Handel kommen. Jetzt hat es der Hersteller so gar schneller geschafft.
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