Roboter werden unsere Jobs übernehmen! Und was dann?

2015 hat die US-Wirtschaft 2,7 Millionen neue Jobs geschaffen und damit die Arbeitslosenquote auf unter 5 Prozent gedrückt. Das ergibt den höchsten Anstieg der Beschäftigungszahlen innerhalb von zwei Jahren seit den 90er Jahren. Wenn man allerdings den Worten der Verschwörungstheoretiker glaubt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis moderne Technik die meisten, der von uns erledigten Arbeiten überflüssig macht – mit der künstlichen Intelligenz werden Lehrer, Fahrer, Reiseleiter, Übersetzer und eine Menge anderer Jobs ersetzt. Etwa die Hälfte aller Jobs in den USA seien bedroht, so eine Erhebung der Oxford University im Jahre 2013. In den nächsten zwei Jahrzehnten werden diese von Automaten ersetzt. Die höchste Gefahr existiere für den Personenverkehr, das Transportwesen und Verwaltungsaufgaben.

Werden alle Angestellten in diesen Bereichen bald in der Arbeitslosigkeit verschwinden? Ist der momentane Aufschwung der letzte Höhepunkt, bevor Roboter und Automaten das Feld übernehmen? Oder können menschliche Arbeiter und künstliche Intelligenz gemeinsam nebeneinander wirken?

Sowohl die Wissenschaft als auch unsere jüngere Geschichte halten diese Sorgen für übertrieben. Sie halten Sorgen mit einer von Robotern dominierten Arbeitswelt oder anderen utopischen Vorstellungen wie eine Welt ohne menschliche Arbeitsplätze für übertrieben. Menschen werden auch in Zukunft noch wirtschaftlich von Bedeutung sein, auch wenn noch nicht klar ist, in welchem Bereich des Arbeitsmarktes.

Der Aufstieg der Luddites

Die heutigen Sorgen in Bezug auf den technologischen Einfluss auf den Arbeitsmarkt sind nicht neu. Die Angst begann bereits im frühen 18. Jahrhundert, als in den Fabriken die Textilarbeiter Maschinen, die ihre Notwendigkeit am Arbeitsplatz verringerten, zerstörten. Sie wurden bekannt unter der Bezeichnung “Ludditen”. Die heute beleidigende Bedeutung des Wortes Ludditen ist Beweis dafür, dass die damaligen Sorgen weitestgehend unbegründet waren. Tatsächlich profitierte der Arbeitsmarkt im 19. und 20. Jahrhundert von der nun gesteigerten Produktivität.

Es gibt Befürchtungen, dass diese Entwicklung sich nun geändert hat. Larry Summers, früherer Präsident in Harvard und Direktor des National Economic Councils des Weißen Hauses, beispielsweise hat seine Meinung zur uneingeschränkten Vorteilhaftigkeit moderner Technologie vor kurzem geändert.

„Bis vor ein paar Jahren war mir noch nicht bewusst, wie kompliziert dieses Thema ist; ob die Ludditen falsch lagen und diejenigen, die Technologie und dem technologischen Fortschritt vertrauten, auf der richtigen Seite waren. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.“

Derek Thompson, leitender Redakteur der Zeitschrift The Atlantic, fasst die Argumente dafür, warum Automaten die menschliche Arbeitskraft diesmal auf Dauer ersetzen werden, in dem Artikel “A World Without Work” (Eine Welt ohne Arbeit) zusammen.

Erstens hat sich der Anteil der Wirtschaftsleistung, die an Arbeiter ausgezahlt wird, verringert. Zweitens ergänzen Maschinen menschliche Arbeit nicht mehr nur, sie dringen stattdessen immer schneller in Bereiche vor, die bisher auf menschliche Arbeit angewiesen war. Außerdem lässt die Abnahme, der im idealen Alter befindlichen männlichen Arbeitskräfte (zwischen 25 und 54 Jahren), auf ein früheres Ende von menschlicher Arbeitskraft schließen.

Panikmache

Mein eigener Blick auf die Daten ergibt, dass die Pessimisten der Gegenwart genauso wie die Kritiker der Vergangenheit Panikmacher sind.

Ja, es ist richtig, dass von 1980 bis 2014 der Anteil, an der Produktion der menschlichen Arbeitern zugeschrieben werden kann, von 58% auf wenig mehr als 52% gesunken ist – ein Beweis für Thompson, dass die Bedeutung von Arbeitern langsam aber sicher abnimmt.

Allerdings zeigt eine aktuelle Studie von Benjamin Bridgman, ein Wirtschaftswissenschaftler im Amt für Wirtschaftsanalyse, dass es nicht unbedingt schlecht um die amerikanischen Arbeitern steht, sobald die Abschreibungen und die Produktionssteuern in Betracht gezogen werden. Während neuste Daten zeigen, dass der Nettoarbeitsanteil in den USA über die Jahre sinkt, war das Niveau noch im Jahr 2008 auf derselben Höhe wie im Jahr 1975.

Wegen des schnellen technologischen Fortschritts nimmt der Wert des Kapitals auch immer mehr ab. Unternehmen oder Vermögensbesitzer müssen einen größeren Anteil ihrer Gewinne investieren, um ihre Technik auf dem neusten Stand zu halten. Dies führt dazu, dass der Rückgang von Ausgangsaktien der Arbeiterschaft direkt im Zusammenhang mit dem Anstieg der Ausgangsaktien betrachtet wird, die für Technologie ausgegeben werden. Seit 1970 sind die Ausgangsaktien, die in die Technologie investiert werden, gerade mal von etwa 13 Prozent auf etwas über 15 Prozent angestiegen.

Außerdem wird der an Arbeiter ausgezahlte Absatz, wann immer es Änderungen im Bereich der Produktionssteuern (also Eigentums-, Verbrauchs- und Umsatzsteuern) gibt, sinken. Infolgedessen lässt sich die Verringerung des Anteils am Kapital durch die Arbeiterklasse anhand von technologischen Fortschritts und Veränderungen in der Unternehmenspolitik erklären.

Ersetzen oder Ergänzen?

Maschinen sind tatsächlich dabei, den Menschen zu ersetzten – und zwar schneller als vermutet. Bis vor kurzem haben wir geglaubt, dass es Fähigkeiten gibt, die einzigartig für den Menschen sind, jetzt aber von der Maschine reproduziert wird.

Beispielsweise hätten zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch die wenigsten von uns geglaubt, ein Computer könnte den weltbesten Schachspieler schlagen. Und siehe da, im Jahr 2011 tat IBMs Supercomputer Watson genau das, als er die beiden früheren Schach-Superstars Ken Jennings und Brad Rutter schlug.

Aber der Fokus auf die ersetzende Rolle der Technologie auf dem Arbeitsmarkt lässt außer Acht, wie ebenjene ergänzend wirken kann. Es werden weiterhin Jobs verloren gehen, aber wie schon in der Vergangenheit werden sich Lücken auftun, die zu neuen Tätigkeiten für die menschliche Arbeitskraft führen.

Watson ist ein typisches Beispiel. 2012, ein Jahr nach seinem Sieg gegen die Schach-Superstars, ging IBM eine Partnerschaft mit der Cleveland Klinik ein und unterstützten Physiker, um die Schnelligkeit und Genauigkeit von medizinischen Diagnosen und Vorgängen zu verbessern. In diesem Fall steigerte Watson die Fähigkeiten der Ärzte, womit er die Nachfrage nach Ärzten mit Zugang zum Supercomputer erhöhte.

Das größte Risiko ist, dass der Arbeitsmarkt polarisiert wird und die Nachfrage vor allem nach Arbeitern mit sehr hohem oder sehr niedrigem Bildungsstand steigt. Diese Entwicklung dokumentiert der Wirtschaftswissenschaftler David Autor bereits seit 1979. Hochausgebildete Arbeitskräfte im Management, in der Unternehmensführung oder in technischen Berufen sind deutlich gefragter, genauso wie Dienstleistungsberufe, die nur eines geringen Bildungsniveaus benötigen (eben weil es schwierig ist, die Arbeit von Friseuren oder Hausmeistern zu automatisieren).

Obwohl diese Polarisation kurzfristig einen negativen Effekt auf den Mittelstand haben kann, ist es ein Fehler, die langfristigen Konsequenzen zu dramatisieren.

Was wirklich mit all den Menschen passiert

Tatsächlich ist es richtig, dass sich seit 1967 der Anteil von Menschen ohne Arbeitsstelle im Alter von 25 bis 54 Jahren mehr als verdreifacht hat – von fünf auf 16 Prozent.

Aber die Gründe für die Arbeitslosigkeit hängen weniger mit dem Anstieg der Maschinen zusammen, als wir vermuten. In einer Umfrage über arbeitslose Amerikaner in der New York Times, CBS News und der Kaiser Family Stiftung, gaben 44 Prozent der Befragten an, in ihrem Arbeitsbereich seien Arbeitsplätze vorhanden, sie aber nicht willig sind, diese anzunehmen. Außerdem sagte rund ein Drittel der Befragten (auch Frauen), dass ein Ehepartner, Lebensmittelgutscheine oder Unfähigkeitsvorteile eine alternative Einkommensquelle darstelle.

Die fehlende Bereitschaft, sich geografisch neu zu orientieren, könnte ebenfalls den Rückgang an der Teilnahme am Arbeitsmarkt erklären. In einer durchgeführten Umfrage aus dem Jahr 2014 gaben 60 Prozent der Befragten an, nicht bereit zu sein, für einen Job in einen anderen Bundesstaat zu ziehen.

Diese Erkenntnisse zeigen, dass die meisten Arbeitslosen aus verschiedenen Gründen nicht in ihren Job zurückkehren wollen, während sich die Regierung damit rühmt, die meisten Jobangebote (5,6 Millionen) zur Verfügung zu stellen, seit diese bundesweit verfolgt werden.

Noch heißt es nicht Mensch gegen Maschine

Diese Erhebungen zeichnen ein ganz anderes Bild des derzeitigen Problems. Neben den geographischen Einschränkungen, dem Ehegattenunterhalt und anderen staatlichen Einkommenshilfen, die dazu führen, dass immer weniger Menschen überhaupt arbeiten wollen, herrscht ein Mangel an Fähigkeiten. Zum Glück kann mit einer besseren Ausbildung und Schulung, dieses Problem behoben werden, statt resigniert auf den Niedergang der Notwendigkeit menschlicher Arbeitskraft in verschiedenen Jobs zu blicken.

Während des letzten Konjunkturabschwungs erlebten wir einen Rückgang bei Jobs im Bauwesen und in der Produktion, die üblicherweise ein niedriges Bildungsniveau voraussetzen und einen Anstieg an Jobs in der Krankenpflege und im Bereich der Fachdienstleistungen, bei denen oftmals ein hoher Bildungsgrad vorausgesetzt ist.

Anstatt zu jammern sollten wir unsere Ärmel hochkrempeln und dafür sorgen, dass Menschen, die ihren Job an die Technologie verloren haben, umgeschult werden. Jedoch sollte einem bewusst sein, dass es mehr Geduld erfordert, Menschen auf Jobs mit einer höheren Qualifikation umzuschulen.

Bis die Zahl der Jobangebote sinkt und dann dauerhaft niedrig bleibt, sollte man vorsichtig sein, den Menschen in Konkurrenz zur Maschine zu stellen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf “The Conversation” unter CC BY-ND 4.0. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.


Image (adapted) „the future soon“ by k rupp (CC BY 2.0)


ist stellvertretender Professor und Dozent für ökonomische Studien an der Universität von Cincinnati. Er leitet zusätzlich die Forschungsabteilung des Economics Center of Cincinnati. Sein Forschungsgebiet umfasst die Themen Arbeits- und Lehrökonomie sowie die öffentliche Wahrnehmung der Arbeit.


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