Samsung Galaxy S21 Plus 5G im Test: Power-Smartphone für die Masse

Manche Dinge ändern sich nie. So wie das Android-Betriebssystem von Google das beliebteste Smartphone-Betriebssystem bleibt, verkauft Samsung die meisten Mobilgeräte. In Deutschland ist mehr als jedes dritte Telefon ein Samsung-Smartphone. Besonders gefragt sind die High-End-Phones der Galaxy-S-Serie. Anfang des Jahres wurde nun mit dem Samsung Galaxy S21 Plus 5G die neueste Version mit Triple-Kamera, großflächigem, flüssigem AMOLED-Display und 5G-Funkmodul vorgestellt. Ich konnte das Android-Smartphone in den letzten Wochen auf Herz und Nieren testen.

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Ein Schwergewicht mit Glas-Rückseite

Bereits im vergangenen Modelljahr hat der koreanische Hersteller in Sachen Frontdesign einen Schritt nach hinten getan. Und das setzt sich mit dem aktuellen Derivat fort: Das 6,7 Zoll große Display ist flach und weist an den Seiten keine abgerundete Kanten auf. Für meinen Geschmack ist das allerdings ein Feature und kein Bug, hatte ich die unpraktischen Rundungen doch als nervig empfunden. Grund dafür könnte die besonders filigrane Kameraaussparung im oberen Bereich sein. Aber dazu später mehr.

Das erste Hands-On trübt die Vorfreude: Mit 200 Gramm liegt es übermäßig schwer und wuchtig in der Hand. Neben den leistungsstarken Innereien wie dem gewachsenen Akku liegt das an der massiven Glasrückseite, dem Edelstahl-Rahmen sowie der voluminösen Kamera. Mit 16 x 7,5 Zentimetern besitzt das Samsung Galaxy S21 Plus 5G – gemessen an der Bildschirmgröße – fast schon kompakte Abmaße. Auf dem Papier ist es auch nur 7,8 Millimeter flach, kommt allerdings mit einem unschönen Kamera-Buckel daher.

Das Samsung Galaxy S21 Plus 5G gibt es unter anderem in einer extravaganten lilafarbenen Variante mit goldenem Rahmen.
Das Samsung Galaxy S21 Plus 5G gibt es unter anderem in einer extravaganten lilafarbenen Variante mit goldenem Rahmen. Image by Jonas Haller

Haptik-Fans freuen sich über eine Lautstärke-Wippe und einen Power-Button mit angenehmer Position und festem Druckpunkt. Die Unterseite beherbergt neben USB-C-Anschluss und SIM-Karten-Tray einen ersten Stereo-Lautsprecher. Zwischen Display und Metallrahmen findet sich mit der Hörmuschel der zweite Speaker. Die Verarbeitungsqualität ist auf gewohnt hohem Niveau. Sie wurde über ein Jahrzehnt perfektioniert.

Flüssiges AMOLED-Display aus eigenem Hause

Ein wahrer Blickfang ist das leuchtstarke Infinity-O-Display, das sich über die komplette Front erstreckt. Die Auflösung liegt zwar “nur” bei FullHD+ (2.400 x 1.080 Pixel), allerdings ist es für das menschliche Auge ausreichend scharf. Beeindruckend ist auch die maximale Helligkeit von 1.300 nits. Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung lassen sich Inhalte noch gut konsumieren. Im Test stellte es in dieser Disziplin das Apple iPhone 11 Pro im Wortsinn in den Schatten.

Für eine flüssige Darstellung von Bildschirminhalten unterstützt das Panel eine Wiederholfrequenz von 120 Hertz. Je nach Anwendungsfall reguliert die Software die Rate dynamisch, um neben dem besten Nutzungserlebnis auch die längste Akkulaufzeit zu ermöglichen. Der Test offenbarte ein flüssiges und höchst dynamisches Umschalten ohne Ruckler. So muss Displaytechnik sein!

Die Kritik, dass Samsung-Displays eine Spur zu farbintensiv sind, beantwortet der Hersteller beim Galaxy S21 Plus 5G mit fein regulierbaren Farbschemen. Im natürlichen Modus wirkt die Anzeige lebensecht, wohingegen das lebendige Profil eine poppige Kolorierung bietet. Hier lässt sich auch manuell der Weißabgleich konfigurieren. Für zusätzlichen Augenkomfort filtert das Android-Phone bei Finsternis blaues Licht heraus und schont so den Sehsinn. Natürlich spendiert der Hersteller auch einen ressourcenschonenden Dark Mode. Unter dem Display ist ein schneller, photosensitiver Fingerabdrucksensor verbaut. Ohne aktiviertes Always-On-Display ähnelt das Auffinden mit dem Daumen allerdings eher einem Glücksspiel. Es braucht einige Zeit der Eingewöhnung.

Die Frontkamera besitzt nur eine kleine Aussparung im Infinity-O-Display.
Die Frontkamera besitzt nur eine kleine Aussparung im Infinity-O-Display. Image by Jonas Haller

Acht Kerne für ein (Performance-)Halleluja

Bereits seit einigen Jahren überlässt Samsung in Sachen Prozessortechnik und Performance nichts dem Zufall und produziert eigene Chips. Das kommt dem koreanischen Hersteller in Zeiten von Lieferengpässen mehr als gelegen. Im Samsung Galaxy S21 Plus 5G werkelt mit dem Exynos 2100 ein Exemplar mit innovativer 5-Nanometer-Technologie. Während Mitbewerber wie Qualcomm auf jeweils vier schnelle und vier energiesparende Recheneinheiten setzen, besitzt der Exynos einen Performance-Kern mit fixer 2,9 Gigahertz Taktung sowie drei 2,8 Gigahertz und vier 2,2 Gigahertz Kernen. Damit schafft Samsung eine grandiose Spreizung zwischen Leistung und Energieeffizienz.

Im Test wechselte das High-End-Smartphone dank 8 Gigabyte RAM schnell und flüssig zwischen Apps und Spielen. Ladezeiten gab es selbst in grafisch aufwändigen Android-Games wie Asphalt 9 kaum. Wie auch die Geräte der Mitbewerber entwickelt das Samsung Galaxy S21 Plus nach längerem Spielen etwas Abwärme. Unangenehm wird das allerdings erst bei längeren Augmented-Reality-Spielereien. Der Festspeicher beträgt wahlweise 128 oder 256 Gigabyte, die sich erstmals nicht erweitern lassen. Grund dafür könnten neben wirtschaftlichen Interessen die neuen Kamera-Features sein.

Scharfe Kamera mit 8K-Video

Beim neuen Modell hat Samsung seine Triple-Kamera weiterentwickelt. Neben der Standard-Linse mit 12 Megapixel und einer nicht mehr ganz so starken f/1.8-Blende, integriert der Hersteller ein Ultraweitwinkel-Modul mit f/2.2-Blende sowie einen sinnvollen Dreifach-Zoom. Mithilfe mehrfacher Auslösungen schafft die Kamera-Software auch einen durchaus brauchbaren 10-fach-Zoom. Der dargebotene 30-fach-Zoom ist eher eine nette Spielerei und nicht wirklich für Mobilfotografen interessant.

Die Dreifach-Kamera erzeugt einen deutlichen Kamera-Buckel.
Die Dreifach-Kamera erzeugt einen deutlichen Kamera-Buckel. Image by Jonas Haller

Ambitionierte Hobby-Knipser können die Weit- und Ultraweitwinkelkamera im Pro-Modus nutzen und RAW-Fotos für Lightroom und Co schießen. Das ist allerdings angesichts der leistungsstarken Foto-Engine und der optionalen Filter kaum mehr nötig. Auch im normalen JPEG-Modus stimmt die Qualität. Videografen freuen sich über gestochen scharfe 8K-Videos, aus denen sich im Nachhinein einzelne Fotos extrahieren lassen. Und: Erstmals gibt es auch einen Pro-Modus für Bewegtbilder, in dem sich Mikrofone und Tonpegel konfigurieren lassen.

Bereits mit dem Samsung Galaxy S9 in 2018 gab es erste Augmented-Reality-Anwendungen, die nun deutlich ausgereifter daher kommen. So lassen sich mit dem aktuellen Modell dreidimensionale Formen um eure Freunde und Familie malen. Solange ihr euch dafür nicht zu viel Zeit lasst, sind Wow-Momente vorprogrammiert. Das Ganze funktioniert auch mit der 10 Megapixel auflösenden Frontkamera, die ein sehr ausgewogenes und scharfes Bild liefert. Ihre Schwächen hat sie auch weiterhin im Dunklen, wo sie zwar helle Fotos schießt, aber deutlich zu rauschen beginnt.

Testfotos Samsung Galaxy S21 Plus 5G

Durchschnittlicher Sound aus Stereo-Speakern

Die Achillesferse jedes kompakten Premium-Smartphones ist und bleibt der Lautsprecher. Samsung nutzt beim Galaxy S21 Plus 5G die Kompetenz des Tochterunternehmens AKG by Harman Kardon geschickt aus und verbaut solide Stereo-Speaker. Während der Haupt-Lautsprecher auf der Unterseite des Gerätes deutlich sichtbar ist, liegt die Hörmuschel im oberen Teil versteckt. Gestreamte Videos kommen so sogar mit etwas Stereo-Effekt daher. Samsung spricht sogar von Dolby Atmos Zertifizierung. Allerdings stört die unterschiedliche Strahlrichtung der Boxen.

Die konstruktionsbedingte Anordnung kann das Samsung Galaxy S21 5G leider nicht mit der Audio-Qualität wettmachen. Im Vergleich zu den Apple iPhones wirken sie plärrig und bieten kaum tiefe Frequenzen. Hier hätte ich mir mehr Druck gewünscht. Passende Kopfhörer hätten hier Abhilfe schaffen können, aber leider verzichtet auch Samsung auf entsprechende Exemplare im Lieferumfang.

Auf der Unterseite befindet sich ein Teil der Stereo-Speaker, die einen durchschnittlichen Klang bieten.
Auf der Unterseite befindet sich ein Teil der Stereo-Speaker, die einen durchschnittlichen Klang bieten. Image by Jonas Haller

Farbenfrohes One UI wirkt verspielt

Samsung und ich sind in den letzten Jahren nie so richtig warm geworden. Dabei lag es überhaupt nicht an den Spezifikationen oder Features, sondern vielmehr an der Benutzeroberfläche über dem Android-System. Und auch das Galaxy S21 Plus 5G kommt mit dem zwar verschlankten, aber weiterhin verspielten und farbintensiven One UI daher. Die Hersteller versucht in vielen Bereichen den Android-11-Unterbau zu verschleiern. Notification Bar? Schön und gut, aber wir wollen unsere eigene. Icon-Design? Googles ist konsistent, aber wir wollen Quadrate mit runden Ecken. Apps? Bietet Google passende an, aber wir wollen unser Design weiterführen.

Vor allem die unternehmenseigenen Programme wie Browser, Messenger, Galerie, Health oder gar Samsung Pay sind mehr oder weniger aufgezwungene Lösungen, die ein Problem beheben, das es gar nicht gibt. Besonders pikant: Mit der News-App Upday unterstützt man den Eigner und deutschen Boulevard-Verlag Axel Springer. Sogar ein eigener Galaxy Store ist an Bord, über den sich Apps installieren lassen. Auch wenn sich Samsung damit in gewissem Maße unabhängig von Google macht und den Kunden vor der Datengier des Softwaregiganten schützt, sind die Lösungen meist schlechter als “das Original”. Nicht ohne Grund hat sich der unternehmenseigene Assistent Bixby bis heute nicht durchsetzen können.

Lobenswert ist neben der Sicherheits-Software Samsung Knox die smarte Seiten-Paneele, die sich frei konfigurieren lässt und je nach Anwendungsfall Shortcuts bereithält. Ein Wisch mit dem Daumen und die oft genutzten Apps und Einstellungen sind da. Das optionale Always-On-Display weist permanent auf Benachrichtigungen hin, neue Meldungen erscheinen unaufdringlich als kleines Feld im oberen Bereich. Das gefällt.

Licht und Schatten des One UI: Schnellstartleiste top, Bloatware flop.
Licht und Schatten des One UI: Schnellstartleiste top, Bloatware flop. Screenshot by Jonas Haller

Zwei Tage Akkulaufzeit sind möglich

Für ein Grinsen im Gesicht sorgt die Energieeffizienz sowie Akkulaufzeit des Samsung Galaxy S21 Plus 5G. Unter der Haube steckt eine 4.800 mAh starke Batterie, die eine gute Ausdauer bietet. Bei Normalnutzung erreichte ich zwei Tage Laufzeit – ein grandioser Wert. Besonders der Energieverbrauch im Standby-Modus und bei einfachen Messenger- und Social-Media-Anwendungen überzeugte.

Geladen wird per mitgeliefertem USB-C-Kabel. Mit dem passenden Netzteil, das wie auch beim Apple iPhone nicht im Lieferumfang beiliegt, ist einigermaßen schnelles 25-Watt-Laden möglich. Da können Konkurrenten wie etwa OnePlus mit dem 8T deutlich mehr. Trotz allem ist das Samsung Galaxy S21 Plus 5G in etwas mehr als einer Stunde wieder vollständig geladen. Für Fans des kabellosen Ladens ist das Gerät auch QI-fähig.

Fazit Samsung Galaxy S21 Plus 5G: Solides Mainstream-Smartphone für Android-Fans

Erfahrung zahlt sich eben aus. Seit nunmehr über 10 Jahren entwickelt Samsung die Lieblinge der Galaxy-Serie. Auch das neueste Modell kommt mit leistungsstarker Hard- und Software daher. Da sind zum einen die im eigenen Hause entwickelten Displays und Prozessoren zu nennen, die perfekt abgestimmt sind und für ein flüssiges Nutzen sorgen. Ferner überzeugt die Dreifach-Kamera nicht nur mit gut balancierten Fotos, sondern auch hochauflösenden Videosequenzen.

Luft nach oben hat Samsung noch in Sachen Lautsprecher, Akkuladung und Software. Letztere wirkt rein subjektiv bunt verspielt und kommt mit allerhand Bloatware und teilweise drei ähnlichen Apps von verschiedenen Herstellern daher. Insgesamt bietet das südkoreanische Unternehmen aber ein stimmiges Gesamtpaket zu einem guten Kurs: Mit aktuell 850 Euro ist das große Samsung Galaxy S21 Plus 5G alles andere als billig, allerdings mit Blick auf die Mitbewerber durchaus fair bepreist.

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Image by Jonas Haller

arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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