2018 ist das Jahr der Podcasts. Die beliebten Audio-Dateien und -Streams erlebten in den vergangenen Monaten ein großes Comeback. Mittlerweile ist das passende Equipment für Medienschaffende dank leistungsfähiger Smartphones für beinahe jeden erschwinglich geworden. Aber gute Audio-Beiträge oder Handy-Videos stehen und fallen auch mit dem Sound. Hochwertiges Zubehör ist dafür wichtig. Vor diesem Hintergrund habe ich das Sennheiser HandMic Digital fürs iPhone ausführlich getestet. Das Handmikrofon von Sennheiser namens HandMic Digital ist ein dynamisches kompaktes Mikrofon für Podcaster, Reporter und Filmemacher. Ich habe das Fliegengewicht einem Langzeittest unterzogen und es zusammen mit einem iPhone X mit nach Las Vegas zur CES 2018 genommen und auch in Barcelona auf dem MWC 2018 damit produziert. Dabei ist schnell klargeworden, wo die Stärken und Schwächen des 260 Euro teuren Mikrofons liegen.
Sennheiser HandMic Digital im Test: Klein aber fein
Wer schon öfter mit schwereren Mikrofonen gearbeitet hat, wird vom Sennheiser HandMic Digital überrascht sein. Denn das Mikro bringt gerademal 340 Gramm auf die Waage, liegt dennoch ausgewogen und sicher in der Hand. Da das Mikrofon kurze 18 Zentimeter misst, wird es in größeren Händen beinahe verschwinden. Das Sennheiser HandMic Digital verfügt am unteren Ende über einen Micro-USB-Anschluss, in den das beiliegende zwei Meter lange Lightning-Kabel zum Verbinden mit dem iPhone eingeführt wird. Für einen Kontakt zum Computer liegt alternativ ein USB-Kabel im Lieferumfang. Ein Halter am Mikrofon-Kabel verstärkt den Micro-USB-Anschluss an der Unterseite zusätzlich. Den muss man allerdings mit roher Gewalt abziehen, wenn man das Micro-USB-Kabel vom Anschluss lösen möchte.
Die technischen Daten im Überblick
- Abmessungen: ø 48 mm, 180 mm Länge
- Anschlussstecker: Apple MFi-zertifizierter Lightning-Stecker oder USB
- Audio-Übertragungsbereich (Mikrofon): 40 – 16,000Hz
- Schalldruckpegel: min. Verstärkung 134 dB / max. Verstärkung 99 dB
- Kabellänge: ca 2 m
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Gewicht: ca. 340 g
- Richtcharakteristik: Niere
- Verstärkung: 0 – 35 dB
- AD-Wandlung: Apogee PureDigital A/D-Wandlung
- Energieversorgung: durch iOS-Gerät oder USB
- Empfindlichkeit, Übertragungsfaktor: min. Verstärkung –54 dBFS / max. Verstärkung –19 dBFS
- Wortlänge 16 / 24 bit
- Interne Signalverarbeitung: Auswählbare Presets via Apogee Maestro App
- Codec-Typ: Multibit DeltaSigma
- Samplingfrequenz: 44,1 / 48 / 88,2 / 96* kHz
Das Sennheiser HandMic Digital eignet sich vor allem aufgrund des geringen Gewichtes für mobilen Journalismus und Podcasting. Wer im Medienbereich tätig ist, schleppt schon mal eine ganze Reihe technisches Equipment mit sich herum. Im Langzeittest ist das Sennheiser-Mikro dabei nicht groß ins Gewicht gefallen und war trotzdem immer griffbereit.
Ideales Teamplay mit Apogee
Um das Mikro nutzen zu können, sollte man sich die App von Apogee im App Store herunterladen. Das ist aber kein Muss, denn das Sennheiser-Mikrofon funktioniert auch mit anderen Apps oder Apples vorinstallierter Sprachaufnahme-Anwendung auf dem iPhone. Die Apogee-Metarecorder-App ist regulär nur begrenzt kostenlos verwendbar und kostet mit vollem Funktionsumfang im Normalfall rund elf Euro. Wer allerdings das Sennheiser HandMic Digital anschließt, nachdem die App installiert und geöffnet wurde, schaltet dank einer Zusammenarbeit zwischen Sennheiser und Apogee jedoch die gesamte App automatisch frei. Die App ist zwar nur englischsprachig verfügbar, aber dennoch selbsterklärend und leicht verständlich aufgebaut. Wer ein wenig Ahnung vom Recording hat, sollte mit den Begrifflichkeiten zurechtkommen.
Innerhalb der Apogee-App können neben dem Lautstärkepegel auch die Sample-Rate und Marker eingestellt und einzelne Takes und Scenes aufgenommen werden. Die einzelnen Takes lassen sich normalerweise zudem direkt in die Dropbox jagen. Da der App-Entwickler seinen Metarecorder jedoch noch nicht an die neue Version von Dropbox angepasst hat, liegt das wichtige Feature seit Monaten auf Eis. Die Aufnahmen müssen also auf dem iPhone gesichert und dann weitergeleitet werden. Das funktioniert dann auch wieder per Dropbox, iCloud und Co.
Der Sound: So klingen Aufnahmen mit dem Sennheiser HandMic Digital
In Las Vegas habe ich für euch ein Video im Rahmen dieses Blog-Posts zusammengebastelt und das Sennheiser HandMic Digital zum Vertonen genommen. Sennheiser liefert hier einen recht schweren Ständer mit, damit das Mikro sicher auf dem Schreibtisch stehen kann. Die Sound-Qualität der Vertonung ist in Ordnung. Etwas mehr räumliche Tiefe und Bass hätten der Aufnahme jedoch gutgetan. Wer sich gut mit Tontechnik und Audio-Produktion auskennt, wird hier wohl das Maximum in der Nachbearbeitung rausholen können. Das Sennheiser HandMic Digital eignet sich nicht nur zum Vertonen von Videos oder Podcasting. Vor allem in Interview-Situationen auf dem überfüllten Messegelände war das Mikrofon ein echter Segen.
Dank zwei Meter langem Kabel konnten die Interviewpartner mit dem Mikrofon umherlaufen, während sie die neusten Innovationen erklärten. Gerade beim Stand von Samsung war während der CES 2018 die Hölle los und das Sennheiser HandMic Digital hat vor dem Riesenfernseher „The Wall“ sein ganzes Können unter Beweis gestellt. Auf den Aufnahmen waren kaum Hintergrundgeräusche und Stimmen zu hören, lediglich der Interviewpartner spielt eine Rolle in den Takes. So soll es bei einem Mikrofon mit Nierencharakteristik sein.
Ohne Klinkenstecker ist Abhören in Echtzeit nicht möglich
In diesen Situationen hätte man sich jedoch einen Klinkenstecker am Sennheiser-Mikrofon gewünscht, mit dem man die Aufnahme direkt in Echtzeit abhören kann. Da den meisten Apple-Smartphones seit der iPhone-7-Generation mittlerweile ebenfalls ein Klinkenstecker fehlt, und das Sennheiser-Mikro aufgrund der Stromversorgung über den Lightning-Anschluss verwendet werden muss, fehlt die Buchse am Mikrofon schmerzlich.
Adapter von Drittherstellern sollten hier im Zweifel jedoch Abhilfe schaffen. Stolze 35 Euro werden beispielsweise für den Belkin RockStar Klinken-Audio- und Ladeadapter (Provisions-Link) fällig, über den das Sennheiser-Mikro und gleichzeitig ein Kopfhörer angeschlossen werden könnten. Was im Test erstaunlich gut funktionierte, war die überdurchschnittliche Unempfindlichkeit gegenüber Wind. Bei Unwetter-Reportagen sollten Anwender allerdings nicht auf die „Tote Katze“ verzichten. Dabei empfiehlt es sich, unbedingt auf einen kleineren Windschutz mit maximal 4,8 Zentimeter Durchmesser zurückzugreifen. Reguläres Zubehör dürfte zu groß sein.
Fazit: Ein Mikro für alle
Professionelle Technik für Audioaufnahmen wird immer leichter und erschwinglicher. Das kommt Bloggern, Freiberuflern und Hobby-Filmern auf jeden Fall zugute. Sennheiser hat mit dem HandMic Digital einen guten Allrounder im Repertoire, der zuverlässig und kompakt daherkommt. Die Aufnahmen sind immer gut und verwertbar. Außerdem stellt die App von Apogee ein gutes Software-Pendant dar, das leider nicht mehr ganz so aktuell ist, mit dem sich aber viele Profi-Einstellungen vornehmen lassen. Wer in lauten Umgebungen aufnimmt, muss jedoch wohl oder übel zu einem Adapter mit zusätzlichem Klinkenanschluss greifen, da dieser wichtige Port dem Sennheiser-Mikrofon fehlt. Das Sennheiser HandMic Digital ist erstaunlich preisstabil und seit Veröffentlichung Ende 2017 zu einem Preis von rund 260 Euro verfügbar. Podcaster, Reporter und Hobby-Filmer werden mit dem Mikrofon glücklich. Das Sennheiser-Mikrofon fürs iPhone bei Amazon (Provisions-Link)
Dieser Artikel erschien zuerst auf Netzpiloten Apple.
Images by Julia Froolyks
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