Spotify laufen die Künstler weg – allen voran Taylor Swift

Taylor Swift ist nicht die erste Künstlerin, die ihre Musik komplett aus dem Spotify-Katalog hat entfernen lassen und sie wird sicher auch nicht die letzte sein. Sie war mir persönlich bis vor kurzem überhaupt kein Begriff. Aber das ist das ja kein Maßstab, wie ihre Millionen Fans weltweit deutlich zeigen. Die werden allerdings wenig Erfolg haben, wenn sie bei Spotify nach dem neuen Album der Künstlerin suchen, da sie sich weigert es dort zu veröffentlichen. Auch ihre restliche Musik hat sie vom Streaming-Dienst entfernen lassen und es damit vielen anderen Künstlern, wie Thom Yorke, den Black Keys oder David Byrne nachgetan. Zudem könnten ihrem Beispiel viele Künstler folgen – dass Spotify darüber nicht erfreut ist, überrascht dabei nicht.

Was nichts kostet ist auch nichts wert

Warum entzieht sich ein so großer Star wie Taylor Swift aber einer so großen Plattform wie Spotify? Die stark vereinfachte Antwort lautet, wie so oft, des Geldes wegen. In einem nahezu schmerzhaft optimistischen und leicht naiven Beitrag im Wall Street Journal hat sich Swift bereits im Juli darüber beklagt, dass Raubkopien, Filesharing und Streaming die Albumverkäufe drastisch reduziert haben. Damit geht logischerweise auch einher dass die Künstler und Plattenfirmen weniger verdienen. Besonders Spotify steht diesbezüglich schon lange in der Kritik, obwohl das Unternehmen immer wieder betont, dass es 70 Prozent der Einnahmen an die Künstler auszahlt – in diesem Jahr immerhin 1 Milliarde US-Dollar.

Doch vielen Künstlern reicht dies nicht, da von dem angesprochenen Geld kaum etwas bei ihnen ankommt. Ex-Talking-Heads-Frontmann David Byrne beklagte sich im vergangenen Jahr etwa, dass nur etwa 15 bis 20 Prozent des Geldes beim Künstler ankommt. Nun könnte man natürlich argumentieren, dass die Plattenfirmen den Rest einbehalten und die Künstler ohne diese besser dran wären – allerdings ist es ganz so einfach dann ja leider auch nicht. Spotify selber hatte vor einem Jahr, nach starker Kritik von Radiohead-Frontmann Thom Yorke, seinen Berechnungsschlüssel offengelegt und dabei verraten, dass ein Künstler für jeden gespielten Track ungefähr 0,007 US-Dollar erhält. Nicht gerade viel also. Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass Spotify die Preise derzeit schrittweise senkt, um sich auf den Preiskampf mit Apple vorzubereiten, wird dieser Betrag in naher Zukunft sicher noch weiter sinken.


Mark Sovel erklärt den Hintergrund der Meldung um Taylor Swift und Spotify:

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Geld ist nicht alles

Verständlicherweise beklagen sich die Künstler über die geringen Einnahmen aus den Streaming-Diensten, allerdings scheint dies nicht der alleinige Grund für den Rückzug von Swifts Musik von Spotify zu sein. Wie Business Insider aus einer Quelle aus der Industrie erfahren hat, soll der Grund darin liegen, dass die Plattenfirma Big Machine derzeit zum Verkauf steht und der CEO, Scott Borchetta, hohe Chartplatzierungen als einzigen Anreiz für Interessenten sieht. Allerdings wäre dies sehr kurzsichtig, denn das Album fehlt zwar bei Spotify, steht aber bei Google Play Music, Beats Music und anderen Anbietern zum Stream bereit. Ob dies also reicht, um die Nutzer vom Stream zum kostenpflichtigen Download, oder gar dem Erwerb eines physischen Datenträgers zu bewegen, darf bezweifelt werden.

Eine gelungene Marketing-Aktion ist der musikalische Rückzug von Spotify aber allemal und dürfte den Verkaufszahlen wahrscheinlich dank der zusätzlichen Aufmerksamkeit auch so zugutekommen. Derzeitigen Schätzungen zufolge könnte Swifts Album das erste und bisher einzige Platin-Album des Jahres werden. Dies alleine ist ein Indiz dafür, wie schlecht es um die Musikindustrie und die Verkaufszahlen derzeit gestellt ist. Ob ein Spotify-Embargo allerdings die Lösung ist?

Spotify selber gibt sich jedenfalls kämpferisch und hat Swift in einem Blogpost offen die Liebe gestanden und wie sehr man sie sich zurück wünscht. Es wird neben einer Playlist für Taylor mit versteckter Nachricht sogar mit nackten Zahlen um sich geworfen. Von den über 40 Millionen Nutzern haben in den letzten 30 Tagen 16 Millionen Swifts Musik gespielt. Ob die daraus resultierenden 112.000 US-Dollar allerdings reichen, damit Swift ihre Meinung noch mal ändert, bleibt abzuwarten. Denkbar wäre allerdings auch, dass viele Künstler mit deutlich geringeren Wiedergabezahlen die nun angestoßene Diskussion als Inspiration nutzen, dem Streaming-Dienst als potenzielle Einnahmequelle den Rücken zu kehren, da es sich ja offenbar nicht einmal für große Künstler wirklich rechnet. Eine faire Bezahlung der Künstler wäre wohl der beste Schritt für Spotify, doch dafür müssten wohl erst mal die eigenen Einnahmen steigen, was in einem anstehenden Preiskampf kaum passieren wird. Schon gar nicht, wenn einer der Gegner Apple heißt.


Image (adapted) „Taylor Swift“ by Eva Rinaldi (CC BY-SA 2.0)


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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