Was bewegt die Technologie-Branche im Jahr 2015?

Traditionell lassen zum Jahreswechsel viele Menschen das alte Jahr Revue passieren, und einige wagen sogar einen Blick in die Zukunft, so auch in der Technologie-Branche. Die Tech-Branche ist extrem schwer vorherzusagen, was durchaus seinen Reiz hat und sie eigentlich erst spannend macht. Klar ist, was uns 2015 in Sachen Technologie erwartet, ist längt in Planung. Was die Sache aber so schwer vorhersehbar macht ist, dass es sich nicht immer nur um Weiterentwicklungen handelt, sondern immer wieder auch ein revolutionäres neues Produkt oder ein Dienst auf den Markt kommt. Spaß macht es aber trotzdem zu orakeln, wie es 2015 für die großen Unternehmen weiter geht. Diesen Spaß hat sich auch Ben Evans nicht nehmen lassen und auf seinem Blog 20 Fragen für 2015 formuliert.

Facebook und Samsung

Was wird Facebook dieses Jahr machen, außer die Reichweite der kostenlosen Werbelinks zu reduzieren? Der Messenger könnte endlich noch mehr Aufmerksamkeit erhalten und mit eigener Timeline im Wechat-Style zur ersten nativen „Mobile Experience“ des Unternehmens werden. Dieser Schritt wäre gerechtfertigt, schließlich legen Instant Messenger immer noch deutlich stärker an Nutzerzahlen und –Interaktionen zu als Social Networks. Oder wird der Messenger vielleicht sogar zugunsten von WhatsApp eingestellt? Und werden wir erfahren, wieviel von Facebooks Mobile Werbeumsatz auf App-Installationen zurückfällt?

Und wie sieht es im Hardware-Bereich aus? 2014 gehörte gerade im Mobile-Bereich nicht gerade zu den erfolgreichsten Geschäftsjahren für Samsung. Das Smartphone-Flaggschiff Galaxy S5 blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Kann Samsung sich von diesem Rückschlag noch mal mit Innovation erholen? In Anbetracht der immer härter werdenden Konkurrenz aus China, schätze ich die Chancen für eine Wiederauferstehung von Samsung als Smartphone-Alleinherrscher für eher gering ein. Der Koreanische Konzern wird seine Energien langfristig auf einen ganz anderen Bereich fokussieren. Auf der momentan in Las Vegas stattfindenden CES hat der Konzern medienwirksam verkündet, dass in den nächsten 5 Jahren jedes Gerät des Konzerns ein Internet-der-Dinge-Gerät sein wird. Also jede Waschmaschine, jede Mikrowelle, jeder Kühlschrank, jeder Toaster und jedes weitere traditionell nicht mit dem Internet verbundene Gerät, wird mit entsprechender Technologie ausgestattet und online steuerbar sein.

Apple, Android und Google

Was treibt Apple im neuen Jahr um? Wird das Unternehmen aus Cupertino endlich zu alter Innovationskraft zurückfinden und dem Rest der Branche mit einem Paukenschlag zeigen, wo es langgeht? Wahrscheinlich eher nicht. Die derzeitige Entwicklung sieht eher nach Pflege des Vorhandenen und Bindung der Kunden an das eigene Ökosystems aus. Neue Modelle bekannter Geräte werden sich sicher gut verkaufen, aber auch wieder für dezente Langeweile auf hohem Niveau sorgen. Und die Apple Watch? Kann sie dem Smartwatch-Markt endlich zum Durchbruch verhelfen? Oder bleibt sie eine Randerscheinung und hat eher einen Einfluss im homöopathischen Bereich, wie auch Apple Pay bisher? Wir könnten aber endlich eine Überarbeitung von Apple TV sehen. Nachdem Google mit Android TV nun auf Geräten von Sony, LG und Co vertreten ist, muss Apple sich auch für den Kampf um das Wohnzimmer wappnen. Ganz ähnlich wie beim Musik-Streaming. Google hat längst einen derartigen Service im Angebot und legt nun sogar mit Google Cast einen Konkurrenten für Apples AirPlay nach.  Es ist also höchste Zeit, dass Apple nun endlich den aufgekauften Dienst Beats Audio in iTunes integriert und in das Streaming-Geschäft einsteigt, auch wenn der daraus resultierende Preiskampf für die Künstler nicht unbedingt eine gute Nachricht ist.

Apple und Google lassen sich zwar ohnehin nicht vergleichen, aber wird Google es schaffen, den Innovationsdrang des letzten Jahres zu halten, oder sogar noch zu toppen? Wir könnten endlich wie versprochen eine finale Version der Datenbrille Google Glass sehen, vorausgesetzt Google stellt das Projekt nicht doch noch kurzerhand ein. Ein modulares Smartphone könnten wir im Laufe des Jahres ebenfalls endlich käuflich erwerben können. Auf die selbstfahrenden Autos werden wir dagegen noch ein bisschen länger warten müssen. Spannend könnte es dagegen für Android und Chrome OS werden. Eine Verschmelzung beider Systeme wird schon seit langer Zeit vermutet und ebenso lange von Google selber dementiert. Aber so ganz vom Tisch ist die Zusammenlegung auch noch nicht. Die Zusammenlegung wurde zuletzt unter dem Namen Project Hera für Android 5.0 erwartet – auch wenn sich dies nicht bewahrheitet hat, könnten wir in diesem Jahr neue Anzeichen dafür oder sogar die Umsetzung erwarten. Ein einheitliches Betriebssystem für alle Geräte ist die logische Entwicklung für Google um die Nutzer auch künftig fest ans eigene Ökosystem zu binden.

Die Entwicklung von Android auf Smartphones wird dabei sicher weiter von den immer schneller wachsenden chinesischen Herstellern wie Xiaomi, Huawei, OnePlus und Co. bestimmt, während die etablierten Hersteller es immer schwerer haben werden. Dementsprechend könnten wir 2015 auch weitere große Übernahmen, wie damals von Motorola durch Google sehen. Heiße Kandidaten dafür wären Sony und HTC, die beide mit im besten Fall stagnierenden Verkaufszahlen zu kämpfen haben. Und wie wird die nächste Iteration von Android aussehen? Kommt eine tiefere Integration von Sharing-Economy-Unternehmen wie Uber, Lyft oder Airbnb oder sogar etwas noch grundlegenderes Neues?

Amazon und Microsoft

Amazon scheint mit der Fire-Plattform soweit sehr zufrieden, mit einer Ausnahme, dem Fire Phone. Dieses Smartphone war aus wirtschaftlicher Sicht ein einziges Desaster. Hier bleibt abzuwarten, ob das Projekt nach einem Versuch zu den Akten gelegt wird, oder Steve Bezos nun nochmals seine Entwickler bestärkt, mit mutigen Schritten ein neues Smartphone zu entwickeln. Eric Schmidt zumindest sieht Amazon als Googles größten Konkurrenten und traut dem Unternehmen entsprechend also noch einiges zu.

Dies wiederum dürfte Microsoft ziemlich ärgern, denn die eigene Windows-Phone-Plattform wird wohl auch im neuen Jahr nicht abheben und den Platzhirschen Konkurrenz machen. Die Tatsache, dass Microsoft immer stärker den Fokus auf das offene Android-OS legt, ist dafür ein deutliches Zeichen. Diese Bemühungen werden 2015 sogar noch weiter zunehmen – ob das für alle Plattformen einheitliche Windows 10 dies ändern wird? Wohl eher nicht. Aber wie bei allen Prognosen gilt: Es sind nur Schätzungen und wir lassen uns gerne eines Besseren belehren und generell noch lieber überraschen.


Image (adapted) „portatil-tablet-smartphone“ by miniyo73 (CC BY-SA 2.0)


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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