Jay Abo singt lächelnd seinen letzten Song „City Lights“ an der Gitarre – um ihn herum wird es nach dem begeisterten Applaus wieder still. Seine Zuhörer sitzen auf dem Boden oder stehen an einer der vielen Imbissbuden.
Szenen, die an Musikfestivals in Europa erinnern, sich aber dank The Sound Gaarden nun auch in Dubai abspielen. Die Online-Plattform promotet seit November 2015 lokale Musiker in der Weltstadt.
Bei sommerlichen Temperaturen treffe ich Zain Khan zum Kaffee, der mir die Idee seiner Plattform erklärt: „The Sound Gaarden gibt lokalen Musikern die Möglichkeit, vor Publikum zu spielen, was sonst nicht so einfach ist in Dubai. Straßenmusiker gibt es hier nicht und die unzähligen Hotels, Restaurants und Veranstalter gehen ungern Risiken ein, wenn sie Musiker buchen. Sie engagieren lieber international bekannte Künstler, die Erfolg garantieren. Wir wollen aber den Talenten vor Ort Gehör verschaffen!“
The Sound Gaarden organisiert dafür eigene Events und produziert Videos der mittlerweile über 100 registrierten Künstler. Auch bieten sie Unternehmen und Privatleuten an, die Bands, Sänger und Songwriter über ihre Webseite zu buchen. Die Plattform ist die wichtige Schnittstelle zwischen den kreativen Köpfen und den Organisatoren großer und kleiner Events: „Aber wir stellen klar, dass unsere Künstler aus ihrem eigenen Repertoire die Show zusammenstellen und keine Cover-Versionen von großen Stars spielen müssen. Man bucht sie mit ihrem Talent und ihrer Kreativität – The Sound Gaarden garantiert dafür, dass es ein toller Abend wird!“
Der gelernte Investmentbanker wurde in Pakistan geboren, kam aber schon im Alter von drei Monaten nach Dubai „als hier noch Nichts war.“ Der 24-jährige vermisste eine bunte, junge und vielseitige Musikszene. Genauso wie sein Freundeskreis, zudem auch Jay Abo zählt. Khan merkte schnell, dass er von unglaublichem musikalischen Potential umgeben war, Dubai aber sich selbst im Wege steht: „Alle sagen immer, dass Dubai so zukunftsorientiert ist und eine Vorbildfunktion hat. Das stimmt nicht! Wenn man herkommt sieht man, wie gerade in der Musikszene oft nur das kopiert wird, was in Berlin, Amsterdam oder London funktioniert. Das ist ein großes Problem!“ The Sound Gaarden will nun mit der Vorstellung der Künstler via Video und eigenen Events den Veranstaltern das Vertrauen geben, was sie sonst nur in ausländische Produktion haben. Viel Arbeit für das mittlerweile dreiköpfige Team, die aber durch Erfolg belohnt wird. 119 Events sind bereits über die Bühne gegangen, weitere werden folgen.
The Sound Gaarden klärt zugleich ein wenig über die Musikszene in Dubai auf, die schwer zu beschreiben ist. Anders als in Berlin, das für seine House-Music oder Brooklyn, das für die Hip-Hop -Szene bekannt ist, gibt es für Dubai keinen gemeinsamen Nenner, erklärt Khan: „Es ist wirklich interessant hier, da eigentlich jeder ein Expat ist. In der Musik verbinden sich damit unfassbar viele Stile, die man nicht zu einer Richtung zusammenfassen kann. Das macht die Künstlerszene so vielseitig – aber man weiß nie, was einen erwartet, wenn man einen Musiker einlädt.“ Umso spannender ist es, den YouTube-Kanal von The Sound Gaarden zu durchstöbern.
Die letzte Frage, bevor der Kaffee ausgetrunken ist: Wie kam es eigentlich zu dem Namen? Lachend erklärt Khan: „Ich liebe die gleichnamige Band und habe ganz nach Dubai-Art einfach noch ein kleines A hinzugefügt und fertig war der Seitenname.“ Bis zu den Höchsttemperaturen im Sommer stehen noch viele Events auf der Agenda und Interessierte im Ausland sind eingeladen, immer wieder den Youtube-Kanal für neue Musikschätze zu besuchen.
Image (adapted) „Gitarre“ by tresdetres (CC0 Public Domain)
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