7 Aha-Erlebnisse über Digitalisierung (aus 99 Podcasts)

Digitalisierung ist eines dieser Worte, das viele von uns wohl nicht mehr hören können. Immerhin taucht es gefühlt überall auf und ist oft auch nicht mehr als ein Schlagwort mit dem ein diffuses Bestreben zum Ausdruck gebracht wird, sich weiterzuentwickeln und bei aktuellen Entwicklungen, den Anschluss nicht zu verlieren. Dabei ist die Digitalisierung ein spannendes Feld. In unserem Podcast Tech & Trara habe ich das Privileg, mich jede Woche mit vielen verschiedenen Expert*innen zu allen möglichen Themen zu unterhalten und in diese einzutauchen. All diese Gespräche eint die Frage, welche Rolle Technologien eigentlich für das jeweilige Themengebiet spielen. Im Laufe dieser Gespräche habe ich eine Menge gelernt – speziell über das Thema Digitalisierung. 

Die Dinge, die ich hier gelernt habe, möchte ich euch zugänglich machen. Dabei beziehe ich mich nicht mit jeder Aussage konkret auf eine Folge, gebe euch am Ende des Artikels aber noch eine Hörempfehlung für einige tolle Folgen mit, die sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen.

Digitalisierung ist mehr als der Einsatz von Technologien

Für den einen oder anderen mag das eine recht triviale Erkenntnis sein. Aber dennoch finde ich sie wichtig. Nach diversen Gesprächen hat sich für mich ganz klar herauskristallisiert, dass es bei der Digitalisierung nicht nur darum geht, technische oder digitale Lösungen einzusetzen. Natürlich ist das ein entscheidender Aspekt. Genauso wichtig ist aber die Frage nach den Fragen, die sich wiederum durch die Verwendung neuer Technologien ergeben. Wie verändern sie das Miteinander? Die Art wie wir denken, arbeiten, forschen oder wirtschaften? Wollen wir das? Wie können wir das nach unseren Wünschen gestalten?

Digitalisierungsforschung ist interdisziplinär

Mit Prof. Dr. Christoph Bieber, Forschungsprofessor am Center for Advanced Internet Studies, habe ich über Digitalisierungsforschung gesprochen. Er hat mir erklärt, dass Digitalisierung kein in sich bestehendes Thema ist. Vielmehr ist sie in vielen Disziplinen verortet und braucht daher auch Expert*innen aus vielen verschiedenen Disziplinen. Spannend wird es dann, wenn sich Erkenntnisse aus einem Bereich in einen völlig anderen übertragen lassen. Denn da scheint man auf ein Phänomen gestoßen zu sein, das wohl nicht den Bereichen, sondern der Digitalisierung innewohnt. 

Wissensarbeit kann neu gedacht werden

Mit der Digitalisierung ändern sich die Arbeitsbedingungen gravierend. Das ist spätestens seit der Corona-Pandemie jedem klar. Über dieses Thema habe ich sowohl mit Dr. Anja C. Wagner, als auch mit Patrick Postel gesprochen. Wissensarbeit stellt neue Anforderungen an uns. Wir müssen verfügbarer sein, wir müssen neue und ganz andere Fähigkeiten entwickeln und vorweisen. Ich habe aus den diversen Gesprächen die Erkenntnis gezogen, dass wir aus diesem Grund die Art, in der wir arbeiten überdenken können. Nicht müssen!

Wir arbeiten ortsunabhängig, das ist klar. Aber wie definieren wir beispielsweise Leistung? Arbeitet die Person “am besten”, die am meisten arbeitet? Wie misst man den Erfolg gelungener Arbeit? Wie bilden wir uns überhaupt aus, um den Ansprüchen einer Wissensarbeiter*innengesellschaft gerecht zu werden?

Wusstet ihr, dass unser Bildungssystem eigentlich noch ein Relikt des Industriezeitalters ist und darauf ausgelegt ist, Menschengruppen für eine Wirtschaft “hervorzubringen”, die es so heute gar nicht mehr gibt? In diesem Artikel habe ich das, was Anja C. Wagner mir dazu erklärt hat, bereits ausführlich zusammengefasst.

Von Prof. Dr. Sabine Fischer habe zudem ich den Begriff “Ideenökonomie” kennengelernt. Laut Sabine sind Ideen die Währung einer digitalisierten Gesellschaft. Besonders spannend fand ich die Frage nach der Qualität von Ideen. Sie hat mir erklärt, dass es Ideen gibt, die nur in einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Bedingungen gut sind. Dann gibt es aber auch Ideen, die die verschiedenen Zeiten überdauern – zum Beispiel das Rad – und das sind dann die wirklich guten Ideen!

Analoge Arbeit ist wichtig

Bei all der Digitalisierung habe ich mit jedem Gespräch gemerkt, dass auch die analoge Arbeit wichtig ist. Natürlich besteht da das Szenario, in dem sämtliche handwerklichen Tätigkeiten irgendwann von viel schnelleren Maschinen erledigt werden können. Aber wollen wir das? Tut uns analoge und zumindest körperlich beschwerliche Arbeit nicht auch gut? Braucht unser Kopf nicht auch mal eine Pause? Digitale Lösungen können uns das Leben immer mal wieder erleichtern und sind in Teilbereichen sicher auch Lösungen für echte Probleme. Aber dennoch ist es manchmal gut, wenn wir uns die Zeit nehmen, Dinge händisch zu tun und dabei einen kleinen Umweg gehen. Das Schöne ist, im Gegensatz zu vor 100 Jahren haben wir jetzt diesbezüglich eine Wahl. Die Digitalisierung macht dabei auch die Frage „Was ist Arbeit?“ auf. Laut Anja C. Wagner können wir die analoge Erwerbsarbeit vielleicht wirklich irgendwann auslagern. Die Zeit, die wir dadurch gewinnen würden, ließe sich zum Beispiel mit ganz analoger Gartenarbeit verbringen. Oder man macht es wie Lutz Staacke und strickt dann einfach. Mit ihm habe ich über die Bedeutung analoger Hobbies für digital Arbeitende gesprochen.  

Digitalisierung in der Politik ist zäh

Gut, das war uns allen schon länger klar. Tatsächlich hat das aber auch Gründe, die nicht immer als “Schuld” von Politiker*innen bewertet werden müssen. Das hat mir Dr. Christoph Egle, wissenschaftlicher Geschäftsführer am BIDT, erklärt. Der politische Betrieb und auch der Föderalismus in Deutschland machen digitale Innovationen zu einer schweren Angelegenheit, an der sich selbst diejenigen in der Politik, die ein echtes Interesse daran haben, gerne mal die Zähne ausbeißen.

Transformation fängt beim Individuum an

Mit Jörn Hendrik Ast habe ich über das Thema Transformation in Unternehmen gesprochen. Von ihm habe ich gelernt, wie komplex dieser Prozess ist. Denn immerhin laufen in so einem Unternehmen eine ganze Menge Individuen mit eigenen Prägungen und Gefühlswelten herum, die an einem Transformationsprozess beteiligt sind. Auch wenn es banal erscheint, habe ich hier erstmals wirklich verstanden, wie wichtig es ist, diese Individuen bei derartigen Prozessen mit hoher Priorität mitzudenken. Deren Emotionen sind unfassbar wichtig und sollten eine wirklich große Rolle spielen.

Digitale Weiterbildung muss immer ein Nachspiel haben

Simone Ashoff hat die Good School gegründet, die lange Zeit Digitalisierungsschulungen angeboten und Lerninhalte erschaffen hat. Mittlerweile heißt die Firma “This is Learning” und berät Firmen in Hinblick auf Weiterbildung. Sie hat mir klargemacht, dass es extrem wichtig ist, nach einer Weiterbildung dafür zu sorgen, dass das Gelernte in den Köpfen bleibt und seinen Weg ins “Tun” findet, damit derartige Fortbildungen Erfolg haben.

Hörempfehlungen

Natürlich kann man in Tech & Trara noch viel mehr lernen. Das waren aber in Bezug auf das Stichwort “Digitalisierung” die 7 Dinge, die wirklich bei mir hängen geblieben sind und die mich schwer beeindruckt haben. Hier findet ihr eine Auswahl an Folgen, die sich mit wichtigen und spannenden Themen und Fragen rund um die Digitalisierung beschäftigen. Dabei versuche ich immer die Buzzword-Falle zu umgehen und dem Thema einen neuen Blickwinkel zu geben. Schreibt mir gerne auf Twitter (@techundtrara oder @mo_dulo), ob ihr findet, dass das gelungen ist und welche Blickwinkel euch interessieren würden!

 


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