Das IT-Marktforschungsinstitut Gartner malt ein wahrhaft düsteres Zukunftsbild. Die Einbußen für Rechteinhaber durch 3D-Drucker sollen bis zum Jahr 2018 auf mindestens 100 Milliarden US-Dollar anwachsen. Doch wer wird dafür die Verantwortung tragen? Die Analysten des IT-Marktforschungsunternehmens Gartner sagen für die nächsten Jahre ein immenses Anwachsen der Urheberrechtsproblematik voraus.Die massive Verbreitung von 3D-Druckern soll bis zum Jahr 2018 wegen der damit verbundenen Urheberrechtsverletzungen weltweit zu Einbußen von bis zu 100 Milliarden US-Dollar führen. Mithilfe der neuen Technologie ist es schon jetzt für Heimanwender möglich, in den eigenen vier Wänden Gegenstände aus Plastik herzustellen.
Da sich bei sinkenden Einkaufspreisen die investierten Gelder schneller auszahlen, werden zunehmend kleine Unternehmen auf den Zug mit den 3D-Druckern aufspringen. In absehbarer Zeit sei laut Gartner mit der Einführung von 3D-Copyshops und 3D-Druckbüros zu rechnen. Da es bereits möglich ist, Fahrzeugteile oder sogar Waffen herzustellen, ist laut Analyst Pete Basiliere damit zu rechnen, dass schon bald der 3D-Druck mit Keramik, rostfreiem Stahl beziehungsweise Titanium- oder Kobalt-Gemischen durchgeführt wird. Auch für die illegale Verbreitung von Geistigem Eigentum eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.
Fluch und Segen zugleich?
Wird sich die Geschichte der Digitalisierung von Musik und der Einführung von Napster im Jahr 1999 wiederholen? Die Erfindung der MP3 und die extrem simple Musik-Distribution über P2P-Tauschbörsen haben für die Kreativwirtschaft bis heute empfindliche Umsatzeinbußen zur Folge. Manch einer wird sich fragen, warum er teure Designermöbel nicht dreidimensional einscannen und ausdrucken sollte, statt den extrem hohen Preis des Herstellers zu bezahlen. Realistisch betrachtet muss man mit einer Wiederholung der Urheberrechtsproblematik der Musikindustrie rechnen.
3D-Drucker als Jobkiller
Doch die Zukunft gehört laut dem Informatiker Jaron Lanier weder den Schwarzkopierern noch den Rechteinhabern. Wer auch immer in der Welt die größten Rechenzentren unterhält und sich als Dienstleister von seinen Nutzern für lau mit eigenen Werken und ihren Daten zum Konsumverhalten versorgen lässt, dem wird die Welt gehören.
Lanier kritisiert insbesondere große Konzerne wie Facebook und Google. Beispielsweise der Brin- und Page-Konzern habe ein großes Interesse daran, dass wir ganz selbstverständlich unsere Informationen kostenlos bereitstellen. Sowohl in den USA als auch Europa stehen bei Google zudem große Budgets für Lobbyarbeit bereit, um Politiker davon zu überzeugen, dass man die bestehenden Gesetze nicht verschärfen sollte. In den USA standen im Jahr 2012 18,2 Millionen US-Dollar dafür bereit.
Jaron Lanier sieht das größte Problem in der Vernichtung von Arbeitsplätzen. In einem ZEIT-Interview vergleicht er große IT-Dienstleister mit dem Markt für Fotos. Beschäftigte Kodak in den USA früher hunderttausend Menschen, so wurden im April 2012 beim Fotodienst Instagram nur 13 Angestellte gezählt. Facebook erwarb Instagram im April 2012 zum stolzen Preis von einer Milliarde US-Dollar. Und Kodak? Das Unternehmen stellte im Januar 2012 einen Insolvenzantrag, aus dem Geschäft mit den Kameras hatte man sich schon vorher zurückgezogen und auf die Herstellung professioneller Druckmaschinen konzentriert. Die meisten Arbeitsplätze gingen bereits bei der Umstellung des Kerngeschäfts verloren.
Der Abbau von Arbeitsplätzen fand auch in der Musik- und Filmindustrie, im Journalismus und im Buchmarkt statt. Die neue Technik ist dabei Fluch und Segen zugleich. Zwar kann man mithilfe der IT-Konzerne z.B. kostenlos eigene Fotos hochladen, sich online austauschen oder Videos anschauen. Doch die betreffenden IT-Unternehmen sind laut Lanier in gleichen Teilen auch für die Vernichtung der Mittelschicht und große Teile der Kreativwirtschaft verantwortlich.
Raubkopierer als Gewinner?
Die Schwarzkopierer haben sich wie üblich schon längst auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. So wurde bereits im Januar 2012 beim BitTorrent-Indexer The Pirate Bay eine neue Kategorie für 3D-Pläne erstellt. Die eigens dafür eingerichtete Domain theproductbay.org wurde dem hingegen schon wieder eingestampft. Die Betreiber schrieben auf ihrem Blog, es scheiterte letztlich an einem Logo. Sie hätten zur Erstellung des Logos einen Grafiker bezahlen müssen. Man werde sich stattdessen irgendwann ein passendes Logo herunterladen. Ohne Entlohnung des Urhebers, versteht sich.
Image (adapted) „3D Printer at the Fab Lab“ by Keith Kissel (CC BY 2.0)
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Schlagwörter: 3D-Drucker, digitalisierung, Produktion, urheberrecht
1 comment
… auch für die 3D-Drucker-Hersteller kann es dann irgendwann eng werden. Eine Schlüsselposition behalten in jedem Fall die Energiedienstleister.