In unserer modernen Welt gibt es viele Dinge, die ganz intuitiv funktionieren, ohne, dass wir sie groß hinterfragen müssten. Das Betätigen des Gaspedals lässt das Auto schneller fahren, Knöpfe mit einem runden Kreis und kleinen Strich oben in der Mitte schalten technische Geräte an oder aus und das rote X in der rechten oberen Ecke schließt Programme und Websites. Wie sehr wir jedoch automatisch auf diese Gegebenheiten konditioniert sind, wird uns erst bewusst, wenn diese Gesetzmäßigkeiten auf einmal wegfallen. Genau mit dieser Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität spielt die Website User Inyerface. Sie führt uns beeindruckend vor, wie sehr wir uns auch in der Online-Welt von Gewohnheiten leiten lassen.
Nichts ist, wie es scheint
Sobald man User Inyerface öffnet, wird man mit einem Design konfrontiert, das zwar minimalistisch ist, aber deswegen nicht weniger verwirrend. Auf der Website selbst wird uns auch gleich erklärt, dass es sich hier um ein Spiel handelt. Ziel ist es erst einmal, möglichst schnell und möglichst akkurat das folgende Registrierungsformular auszufüllen.
Natürlich ist der Witz des Ganzen, dass das Design auf den ersten Blick einfach, aber eben doch verwirrend ist. So ist zum Beispiel in dem Satz “Please click here to go to the next page” zwar das “click” unterstrichen, und das “GO” in Großbuchstaben, aber erst hinter dem “HERE” verbirgt sich der echte Link. Erschwerend kommt hinzu, dass der Cursor, der für gewöhnlich eine kleine Hand abbildet, wenn er auf einen Link klickt, einfach ein Strich bleibt, wie er es in Schriftstücken tut.
User Inyerface als Spiel auf Zeit
Zum Glück ist es auch gar nicht nervig, dass auf User Inyerface tatsächlich ein Timer mitläuft, der uns dann und wann erinnert, dass wir uns beeilen sollten. Das Schließen des Timers, damit wir eben unser Daten angeben können, ist auch etwas kompliziert. Allgemein stößt man immer wieder an Grenzen beim Ausfüllen des Formulars, mit denen man nicht gerechnet hätte. Bewusst ist zum Beispiel die Passworteingabe viel zu kompliziert gestaltet und es wird sogar in roter Schrift darauf hingewiesen, sollte das Passwort ausversehen zu gut sprich; zu sicher sein.
Ein besonderes Highlight ist für mich die unglaublich un-hilfreiche “How can we help?” Box, die uns eigentlich etwas Sicherheit suggerieren sollte. Wenn wir den Kasten nicht mehr sehen wollen, können wir zwar auf den “Send to Bottom”-Button klicken, nur bewegt sich die Box dann ganz, ganz langsam an den unteren Bildschirmrand. Ebenfalls ein schönes Gimmick: Klicken wir auf “Help” erscheint die Nachricht “there are 465 people in line”, super.
Was soll das Ganze?
Hat man es dann endlich durch den quälend langsamen Anmeldeprozess geschafft, so bekommt man…ein GIF. Nun ja, was hatte ich anderes erwartet. Und einen Hinweis auf die Firma, die hinter diesem Website-Desaster steht. Bagaar ist eine belgische Tech-Firma, die sich auf Websitedesign und die Entwicklung von Tech Gadgets spezialisiert hat. Mit dieser Website wollten sie nicht unbedingt ihr Können unter Beweis stellen, sondern eher zeigen wie wichtig es in der heutigen Welt ist, eine gut programmierte und ansprechende Website zu haben, die allem voran userfreundlich ist. Darüber hinaus kann man Seite User Inyerface auch als Homage an alte Websites betrachten, die noch nicht so ausgereift waren, wie moderne Sites.
Alles in allem ist User Inyerface aber in erster Linie ein Spiel, das durch seine Absurdität durchaus einen gewissen Unterhaltungswert hat. Vorausgesetzt man bricht das “Experiment” nicht aus Frustration ab. Hier könnt auch ihr euer Glück versuchen, möglichst schnell das wohl komplizierteste Anmeldeformular der Welt auszufüllen.
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Schlagwörter: Bagaar, Design, User, User Interaction, User Interface, Webdesign, Website