Spätestens mit dem KI-Hype ist es sehr ruhig um das Metaverse geworden. Wann kommt das Metaverse denn nun? Oder ist das Metaversum tot, noch bevor es so wirklich existiert hat?
Ganz so schnell sollten wir den Patienten nicht aufgeben. Auch wenn aktuell wenig darüber gesprochen wird, laufen gerade einige Entwicklungen zusammen, die Hoffnung für das Metaversum machen.
Beim Metaverse oder auch Metaversum handelt es sich übrigens um eine virtuelle Welt, die mit unserer realen Welt verschmilzt. Durch Technologien wie Virtual Reality oder Mixed Reality entstehen nahtlose Übergänge aus der echten Welt in die virtuelle und umgekehrt. In unserem Erklär-Artikel zum Metaversum beschreiben wir euch ausführlicher die Merkmale, Vorteile, Nachteile und Hürden dieser Vision.
Gerade die KI-Entwicklung, die das Metaverse aus dem Fokus vieler großer Technikunternehmen verdrängt hat, könnte sich als wichtiger Baustein zur Umsetzung erweisen. Mit der Meta Quest 3 und Apple Vision Pro gibt es zudem auch neue Hardware, die auf die Verschmelzung von Realität und Virtualität ausgelegt ist. Zugleich schickt sich das ungebrochen erfolgreiche Fortnite an, seine Metaverse-Pläne weiter durchzuziehen und hat dafür bereits weitere große Marken am Haken.
Mixed Reality Fortschritte
Wie bereits erwähnt gibt es nun mit der Meta Quest 3 und Apple Vision Pro eine neue Hardware-Generation. Bei den Produkten handelt es sich um Mixed Reality Headsets. Während Virtual Reality lediglich real wirkende aber dennoch künstliche Welten darstellt, kann Mixed Reality auch virtuelle Elemente in der realen Welt einblenden. Im Gegensatz zu einer Hololens von Microsoft oder Google Glass kann der Nutzer aber dennoch die Außenwelt abschotten und ganz in der virtuellen Welt versinken.
Die Apple Vision Pro war die große Neuankündigung 2023. Sie wurde direkt mit zahlreichen beeindruckenden Anwendungsmöglichkeiten gerade auch für Coworking und kreatives Arbeiten beworben. Das Spartial Audio, das virtuelle Objekte auch für das Gehör realistisch in der realen Welt verorten lässt sorgt, ermöglicht aber auch ganz neue Unterhaltungserlebnisse. Die etwas enttäuschende Laufzeit des externen Akkus und der hohe Einstiegspreis ab 3.499 US-Dollar machen die erste Generation jedoch eher zu einem teuren Spielzeug für Early Adopter.
Zum Glück gibt es da die Meta Quest 3. Sie wird zwar vor allem weiterhin als VR-Brille beworben, bietet aber auch Mixed Reality Features, die der Vision Pro nahe kommen. Überzeugend ist aber vor allem der Preis ab 499 US-Dollar. Der gleich dann auch die etwas schwächere Technik und ein fehlendes Front-Display mit Leichtigkeit aus. Außerdem ist der Akku bei der Quest 3 direkt im Gerät integriert.
Dass es nun zwei Produkte gibt, die sich zwar nicht direkt die Zielgruppe teilen, aber dennoch konkurrieren, ist auch für das Metaverse eine wichtige Entwicklung. Ein neuer technischer Grundstein ist damit gelegt.
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Stolperstein: Bequemlichkeit
Okay, einen Stolperstein darf man bei dem ganzen nicht übersehen. Ein Grund warum sich VR-Brillen nicht in der großen Masse durchsetzen, liegt am Komfort. Das Tragen eines solchen Headsets ist anstrengender und unbequemer als Maus und Tastatur oder Gamepad. Noch dazu gibt es wenig Spielgenres, indem sich die Immersion der Virtual Reality bei zugleich nicht so mobiler und sitzenden Position in der Realität ideal anfühlt. Das funktioniert am besten bei Rennspielen oder Weltraumsimulationen, wo man auch im Spiel sitzt.
Das lässt sich auch auf andere Situationen wie berufliche Meetings in virtuellen Umgebungen beziehen: Zunächst wirkt eine dynamische Meeting-Umgebung wie durch die Apple Vision Pro sensationell. Doch sobald sich der erste Kick abgenutzt hat, würde man vermutlich zu Gunsten des Komforts und der geringeren Anstrengung darauf verzichten.
Ähnliches passierte tatsächlich auch bei den 3D-Filmen. Nachdem Avatar für eine neue 3D-Welle sorgte, die mit massenweise 3D-Fernseher sogar den Heimmarkt zu übernehmen begann, hat sich dann doch mehr und mehr die Bequemlichkeit wieder durchgesetzt. Allerdings schaffte es auch kein Film danach die 3D-Effekte ähnlich gut zu nutzen. Es wirkte aufgesetzter und während 3D in den meisten Szenen zu lieblos wirkte, gab es dann wieder einzelne Szenen, wo man das Gefühl hatte, die wurden NUR für die 3D-Zuschauer reingepackt – gerne in Form eines unnötigen Jump Scares.
Das erhöht die Anforderungen an das Metaverse mit einem Mixed Reality Headset. Wenn eine neue Technologie in ihrer Nutzung unbequemer ist als das etablierte Medium, muss die Erfahrung das wettmachen. Das ist der Grund, warum ich Gaming als einen der wichtigsten Metaverse-Bereiche ansehe. Das Problem: Ohne große Marktdurchdringung lohnen sich keine aufwendigen Produktionen, die einzig auf die VR-Technologie ausgelegt sind und zugleich auch Metaverse-Möglichkeiten ausreizen, die erst ab einer großen Spieler-Basis wirklich gut funktionieren.
Geheimwaffe: Künstliche Intelligenz?
Weiter in eine virtuellen Gaming-Realität gedacht: Damit sich eine virtuelle Realität wirklich real anfühlt, müsste diese belebt sein. Gerade eine anfänglich womöglich kleinere Nutzerschaft kann das nicht so einfach bewerkstelligen. Auch wird nicht jeder Nutzer in dieser virtuellen Welt wirklich arbeiten. Künstliche Intelligenz könnte sich hier als Wundermittel beweisen.
Ich weiß: VR Games allein sind noch kein Metaverse. Bleiben wir dennoch bei einem Online-Rollenspiel. Wachen, Händler oder Handwerker könnten als KI-gesteuerte Bewohner auch eine Onlinewelt deutlich beleben und zudem Basis-Dienstleistungen bereitstellen. Das ist selbst beim fiktionalen Spiel Sword Art Online des gleichnamigen Animes der Fall.
KI wäre auch wichtig, um Regeln in virtuellen Welten, die sich der realen annähern, umzusetzen. Je realer die Welt, desto wichtiger dass sich Spieler an Gesetze halten. Und menschliche „Polizisten“ in einer virtuellen Welt könnten zunächst überfordert sein von der Masse an Spielern, die hinter dem Deckmantel ihres Charakters übergriffig werden. Das soll nicht bedeuten, dass ein Rollenspiel nicht noch immer die Rolle beinhaltet. Doch es macht einen Unterschied ob jemand in WoW in Unterwäsche neben einen tanzt oder ob jemand in einer absolut immersiven Umgebung aufdringlich wird.
Ein richtiger Gamechanger könnte übrigens die direkte Übersetzung mit der Stimme des Spielers in die Muttersprache seiner Mitspieler sein. Eigentlich ist die Technologie bereits da. Die Weihnachtsansprache 2023 des Bundespräsidenten Steinmeiers wurde mit seiner eigenen Stimme in 12 weitere Sprachen übersetzt – inklusive passenden Lippenbewegungen. In einer virtuellen Welt würde es aber nicht ohne Verzögerungen funktionieren. Zum einen müsste das Programm bevor wir sprechen schon wissen, was wir sagen wollen und selbst dann müsste es zeitlich passend ausgespielt werden, damit es nicht unecht wirkt. Trotzdem dürfte KI bei der Verständigung im Metaverse eine wichtige Rolle einnehmen.
Das Metaverse kommt – wenn wir bereit sind
2021 und 2022 war das Metaversum DAS große Thema der Digitalgiganten. Jeder wollte der sein, der es groß macht und Facebook nannte sich im Zuge des neuen Fokus sogar direkt in Meta um.
Doch Erfolg ist in den Techniktrends schwer planbar. Es gab schon erste Smartphones bevor Apple der große Durchbruch gelang. Und auch der war vor allem wegen dem iPod als Wegbereiter möglich. Es gab auch Elektroautos lange bevor Tesla der Elektromobilität ein neues Gesicht gegeben hat. Die Bluray konnte dagegen selbst nach dem gewonnenen Kampf gegen die HD DVD nie richtig die klassische DVD bezwingen, ehe plötzlich mit Netflix das Streaming-Zeitalter begann. Und KI war ein jahrelang präsentes aber nie wirklich greifbares Buzzword auf sämtlichen Tech-Events, bevor ChatGPT den großen Hype losbrach.
Techniktrends lassen sich nicht erzwingen. Oft existieren sie bereits lange vor ihrem großen Durchbruch, manchmal kommen sie auch gänzlich überraschend aus dem Nichts. Es braucht die eine Umsetzung, die beim Nutzer den richtigen Nerv trifft. Aber es ist auch Glück: Ein Trend muss viral gehen und eine regelrechte Lawine lostreten. Dann braucht es auch keine große Marketing-Maschinerie, weil automatisch darüber berichtet wird. Man muss nur dafür sorgen, dass diese Lawine nicht stoppt.
Ich glaube noch immer, dass das Metaverse nicht tot ist. Wann das Metaverse kommt? Keine Ahnung. Mit der KI, den neuen Mixed Reality-Brillen und den spielerischen Vorstößen fühlt es sich aber langsam greifbarer an. Es braucht nur diese eine Anwendung die viral geht. Das muss entweder so einfach verfügbar sein, dass es sich ohne Hürden bei der jüngeren Zielgruppe verbreitet oder ein derart sensationelles Erlebnis, dass sich nicht nur die Technik-Nerds die dafür nötige Hardware kaufen. Auch die stetige Metaverse-Transformation von Fortnite könnte den Durchbruch bringen.
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