http, HTML und CSS haben vermutlich schon viele einmal gehört und können es auch mit dem Internet in Verbindung bringen. Doch was ist das W3C (World Wide Web Consortium)? Das Gremium, das die Standards für das Internet überhaupt setzt ist dann doch etwas weniger geläufig. Zeit ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen!
Wir erklären euch, wofür das W3C verantwortlich ist und wühlen ein wenig in der noch vergleichsweise jungen Geschichte des Gremiums. Außerdem werfen wir einen Blick auf die aktuellen Tätigkeiten und welche Standards vor allem in Zukunft noch besonders wichtig sind.
Was ist das W3C / World Wide Web Consortium?
Das W3C ist eine von Tim Berners-Lee gegründete Mitgliedsorganisation, die vor allem technische Spezifikationen und Richtlinien für das Internet setzt. Tim Berners-Lee gilt als Erfinder des World Wide Web, das die Webseiten im heutigen Internet möglich macht.
Berners-Lee erkannte die Notwendigkeit eines Konsortiums, das die Weiterentwicklung des Webs koordinieren und zugleich sicherstellen würde, dass alle Teile des Internets reibungslos zusammenarbeiten. Die Gründung des W3C war ein wichtiger Schritt, um das Web vor proprietären Technologien zu schützen und seine offene Natur zu bewahren. Das bedeutet, dass das WWW von allen Geräten nutzbar sein soll, indem sich jeder an die geltenden Standards hält. Damit diese nicht in der Entscheidungsgewalt eines einzigen Unternehmens ist, setzt sich das W3C aus Mitglieder zusammen, die aus der ganzen Welt und aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen.
Die Organisation des W3C
Verwaltet wird das W3C von den 4 Hostorganisationen. Diese bestehen aus den Forschungsinstitutionen MIT (USA), der ERCIM (Europa), der Keio University (Japan) und der Beihang University (China). Die rund 60 Angestellten sind größtenteils Mitglieder dieser Hostorganisationen. Weltweit verteilte Büros helfen dabei, auch regional Bewusstsein für die Standards zu schaffen und W3C-Mitglieder zu unterstützen.
Jede Organisation kann Mitglied des W3C werden. Dabei spielt es keine Rolle ob man politische oder wirtschaftliche Interessen verfolgt oder eine Universität oder Forschungseinrichtung ist. Auch die Mitgliedsbeiträge ergeben sich individuell aus der Form der Organisation und dem Herkunftsland. Die Empfehlungen des W3C werden in Arbeitsgruppen erarbeitet, die aus Mitarbeitern unterschiedlicher Mitglieds-Organisationen bestehen.
An der Spitze des W3C steht ein Direktor. Diese Position wird seit der Gründung von Tim Berners-Lee bekleidet. Unterstützt wird der Direktor von einem Verwaltungsrat, der sich aus Vertretern der Mitgliedsorganisationen zusammensetzt. Unabhängig davon können Mitglieder aber auch so Vorschläge einreichen, um neue Impulse zur Weiterentwicklung des Standards zu geben.
Die Rolle des W3C bei der Standardentwicklung des WWW
Das World Wide Web Consortium (W3C) spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Standards, die das Internet regeln und seine Funktionsweise bestimmen. Das W3C hat eine Vielzahl von Web-Standards entwickelt, die das Fundament des modernen Internets bilden. Zu den wichtigsten zählen:
- HTML (HyperText Markup Language): Die grundlegende Sprache, die verwendet wird, um Webseiten zu strukturieren und anzuzeigen.
- CSS (Cascading Style Sheets): Eine Sprache, die zur Gestaltung und Formatierung des Layouts von Webseiten verwendet wird.
- XML (Extensible Markup Language): Eine flexible Textformatierungssprache, die für den Austausch von Daten zwischen verschiedenen Systemen verwendet wird.
- SVG (Scalable Vector Graphics): Ein XML-basierter Standard für die Darstellung von zweidimensionalen Vektorgrafiken.
- WCAG (Web Content Accessibility Guidelines): Richtlinien, die sicherstellen, dass Webinhalte für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind.
Ein zentrales Ziel des W3C ist die Interoperabilität, also die Fähigkeit verschiedener Systeme und Software, nahtlos miteinander zu arbeiten. Dies stellt sicher, dass Web-Inhalte und -Anwendungen unabhängig vom verwendeten Gerät oder Browser zugänglich sind.
Ein zentraler Aspekt des W3C-Standardsentwicklungsprozesses ist die Konsensfindung. Die Arbeitsgruppen arbeiten kollaborativ und suchen nach Lösungen, die von allen Beteiligten unterstützt werden. Abstimmungen werden genutzt, um wichtige Entscheidungen zu treffen und sicherzustellen, dass alle Stimmen gehört werden.
Kritik und Herausforderungen
Das W3C wird oft für seine langsamen Entscheidungsprozesse kritisiert. Da der Konsensfindungsprozess viele verschiedene Interessen und Meinungen berücksichtigen muss, kann die Entwicklung und Verabschiedung neuer Standards Jahre dauern. Dies steht im Kontrast zur schnellen Entwicklung von Technologien und Marktanforderungen.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Dominanz großer Technologieunternehmen innerhalb des W3C. Kritiker argumentieren, dass diese Unternehmen unverhältnismäßig viel Einfluss auf die Standardisierungsprozesse haben und ihre eigenen Interessen stärker vertreten könnten als die Interessen der gesamten Web-Community. So blockierte Google 2019 mit ihrem Veto-Recht Vorschläge der Privacy Interest Group (PING), die von allen anderen 24 Stimmen befürwortet wurden. Auf der anderen Seite stimmte das W3C gegen Google Pläne ihr Third Party Cookie-Tracking in Chrome zu ersetzen.
Neue Herausforderungen für das W3C sind künstliche Intelligenz (KI) oder das Metaverse, da sie neue Standards und die Anpassungen bestehender Standards erfordern. Das W3C muss flexibel und innovativ bleiben, um mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten und sicherzustellen, dass das Web weiterhin interoperabel und zugänglich bleibt.
Image by Jérôme Rommé via Adobe Stock
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