Was ist Starlink? Das Satelliten-Internet von Elon Musk

Tesla-Gründer Elon Musk stellt der Ukraine im Krieg kostenlos sein Satelliten-Internet Starlink zur Verfügung. Einen großen Schwung der dafür nötigen Terminals ließ er selbst in die Ukraine liefern, doch auch von anderen Seiten gab es bereits Lieferungen. Doch was ist Starlink genau? Wir erklären, wie das Satelliten-Internet funktioniert und wie groß eigentlich der Nutzen für die Ukraine während der russischen Invasion ist. Da Starlink aber auch nicht frei von Kritik ist, klären wir ebenso über die Probleme auf. Ebenso erfahrt ihr, ob es Starlink auch in Deutschland gibt und ob es sich für uns überhaupt lohnt.

Was ist Starlink? Wie funktioniert Starlink?

Starlink ist ein Internetzugang, welcher die Daten nicht erdgebunden über Kabel transportiert, sondern per Licht über Satelliten. Damit ist es dem Glasfaserkabel recht ähnlich, doch das Signal ist schneller als in einem Kabel unterwegs, wo das Licht schon aus baulichen Gründen im Zickzackmuster verläuft.

Grundlage für Starlink ist ein zunehmend größeres Netz aus Satelliten, die Signale aneinander weiterleiten. Bis Ende 2021 schickte Starlink bereits rund 1.800 Satelliten für das Satelliten-Internet ins All. Insgesamt besteht bereits die Genehmigung für gut 12.000 Satelliten. Für weitere 30.000 Satelliten gibt es zudem Anträge. Um das ganze in Relation zu bringen: Seit dem ersten Satelliten Sputnik im Jahr 1957 bis 2019 sind „erst“ rund 8.500 Satelliten gestartet.

Neben den Satelliten benötigt das Satelliten-Internet aber auch Bodenstationen. Das Internet befindet sich schließlich nicht im All, sondern verteilt auf vielen Servern weltweit. Ein Glasfaserkabel kann also trotzdem schneller sein, weil das Satelliten-Internet auf jeden Fall den Weg zum Satelliten und wieder zurück zur nächsten Bodenstation gehen muss.

Gegenüber ähnlichen Anbietern hat Starlink trotzdem mehrere Vorteile. Zum einen befindet sich Starlink deutlich näher zur Erde, als seine Konkurrenten. Beim bisherigen Marktführer Hughesnet muss man aufgrund der Distanz mit mehr als 10 Mal so großen Verzögerungen rechnen. Die Satelliten der ersten Phase von Starlink haben eine Höhe von 550 Kilometern über der Erde. Später folgen Satelliten in einer Höhe von 328 bis 614 Kilometern. Hughesnet-Satelliten kreisen dagegen in einem Orbit 35.000 Kilometer hoch über der Erde. In seinem vollen Ausbau deckt Starlink außerdem fast den gesamten Globus ab. Dadurch profitieren vor allem Regionen, in denen es bislang kein oder nur sehr schlechtes Internet gibt. Profitieren können dadurch etwa die Hochseeschifffahrt, Entwicklungsländer oder ländliche Gebiete mit schlechter Verbindung.

Starlink-Empfangsgeräte richten sich eigenständig aus

Die Nutzung von Starlink ist unglaublich einfach. Das Empfangsgerät müsst ihr lediglich am Strom anschließen und zum Himmel ausrichten. Signale und Motoren im Gerät richten die Empfangsschüssel dann eigenständig aus und passen sich an, um einen neuen Satelliten anzusteuern. Dann nur noch einloggen und los geht’s.

Wie einfach das ganze ist, zeigt unter anderem der YouTube-Kanal AlexiBexi:

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Starlink für die Ukraine nur eingeschränkt nützlich?

Am 26. Februar wandte sich der stellvertretende Ministerpräsident der Ukraine, Mykhailo Fedorov, per Twitter an Starlink-Chef Elon Musk. Während er (Musk) versuche den Mars zu besiedeln, versucht Russland die Ukraine zu unterwerfen. Während Musk Raketen erfolgreich wieder landen lässt, greifen russische Raketen die ukrainische Zivilbevölkerung an. Fedorov bat Elon Musk um Starlink-Stationen.

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Elon Musk twitterte nicht einmal 30 Minuten später, dass der Service nun aktiv ist und weitere Terminals auf dem Weg sind. Die Geräte kamen noch am 28. Februar in der Ukraine an. Das hört sich zunächst nach einer Lösung des Internet-Problems an. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Starlink ist zwar unabhängig von Leitungen, da es sich mit Satelliten verbindet, aber dafür braucht es die gelieferten Empfangsgeräte. Diese Terminals verbinden sich erst mit dem nächsten Satelliten und dienen als Router, um Geräte zu verbinden.

Sollte Russland Herrschaft über den Luftraum erlangen, könnten sich die Terminals außerdem auch orten und zerstören lassen. Russland dürfte, etwa aus dem Syrienkonflikt, bereits Übung damit haben wichtige Kommunikationsziele auszuschalten. Da die Empfangsgeräte einen Sichtkontakt zu den Satelliten benötigen, ist es außerdem nicht möglich, sie einfach gut geschützt unterzubringen.

Täglich 150.000 Nutzer in der Ukraine

Was es Russland schwieriger machen könnte, das Satelliteninternet außer Gefecht zu setzen, ist jedoch die mittlerweile sehr hohe Zahl an Terminals, die in der Ukraine angekommen und in Betrieb sind. Am 2. Mai 2022 twitterte Fedorov, dass Starlink laut Rohdaten von täglich 150.000 Usern in der Ukraine genutzt wird. Zur Einordnung: Erst im März deutete Elon Musk an, dass Starlink 250.000 zahlende Abonnenten erreicht hätte.

Möglich ist diese hohe Zahl an Nutzern in der Ukraine allerdings auch nur, weil die Terminals von vielen Personen genutzt werden. Man geht aktuell von über 10.000 Terminals aus, die in der Ukraine im Einsatz sind. Bei der Zahl ist es mittlerweile schwierig, gezielte Angriffe auf diese neue Internetinfrastruktur durchzuführen, auch wenn bereits einige Empfangsgeräte durch russische Angriffe zerstört wurden. Starlink selbst hat mit einem Update zumindest den Schutz vor elektromagnetischen Angriffen etwas gestärkt.

Von den 10.000 Terminals kamen 3.700 direkt von SpaceX selbst. Rund 1.300 weitere Terminals hat die amerikanische Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID gekauft und in die Ukraine gebracht. Auch andere Länder, Privatunternehmen und Organisationen helfen, Terminals zu organisieren und schließlich auch ins Kriegsgebiet zu transferieren. Es ist also davon auszugehen, dass die Abdeckung mit Satelliten-Internet eher noch besser wird.

Gibt es Starlink in Deutschland?

In Deutschland ist Starlink seit Herbst 2021 flächendeckend verfügbar. Was ihr dafür braucht ist neben dem Empfangsgerät auch ein Vertrag bei Starlink als Provider. Günstig ist das Satelliteninternet dabei nicht. 500 Euro kostet allein das Empfangsgerät in form einer kleinen Satellitenschüssel – zuzüglich Versandkosten. Der Tarif kostet euch außerdem monatlich 99 Euro. Ab April gibt es in den USA eine Preiserhöhung von 99 auf 110 Dollar pro Monat und von 499 auf 599 Dollar für die Hardware. Die Preise können so ähnlich auch uns treffen.

Starlink lohnt sich daher weniger in urbanen Gebieten. Glasfaser-Tarife in Deutschland beginnen schon beim halben Preis und bieten zumindest in den höheren Preisklassen dann einen zumeist schnelleren Download und einen teils erheblich schnelleren Upload. Mittels Vectoring sind sogar ohne Glasfaser ähnliche Geschwindigkeiten möglich, wie der Starlink-Tarif.

Was ist Starlink in Deutschland also wert? Das hängt stark davon ab, wo man wohnt. Noch immer gibt es in Deutschland Orte mit extrem schlechter Internetverbindung. Dort kann sich der Aufpreis für eine schnelle Verbindung tatsächlich lohnen.

Interessant ist das Satelliten-Internet außerdem auch für Vielcamper oder Digital Nomads. Der größte Pluspunkt von Satelliten-Internet ist nämlich die Ungebundenheit vom Hausanschluss. Seid ihr mit dem Camper unterwegs, könnt ihr euren Internetanschluss direkt mitnehmen. Voraussetzung ist nur, dass ihr einen Ort für das Empfangsgerät habt, der freie Luft nach oben hat.

Starlink ist sehr umstritten

Das Satelliteninternet Starlink ist allgemein sehr umstritten. Der Vorstoß von Musk ist geradezu gnadenlos. Mit allen bereits genehmigten Starts wird Musk bereits mehr Satelliten im Orbit haben, als bis vor drei Jahren überhaupt je hochgeschossen wurden. Das gibt ihm eine unglaubliche Marktmacht in Sachen Internet aus dem All. Mit seinem Service wird kein aktueller Anbieter mithalten können und kaum jemand kann dann noch ein ähnlich engmaschiges Netz an Satelliten auf den Weg bringen.

Außerdem sorgt die niedrige Umlaufbahn für eine sehr schnelle Verbindung, Doch auch eine deutlich geringere Lebenszeit der Satelliten, die mit gut fünf Jahren angegeben wird. Um das System aufrechtzuhalten müssten also im Schnitt täglich mehrere neue Satelliten ins All gelangen. Immerhin sorgen sie nicht großartig für zusätzlichen Müll nach ihrer Lebenszeit. Stattdessen zerfallen sie bei Eintritt in die Atmosphäre zu Staubpartikeln. Diese fallen weder als Gefahr auf uns herab, noch bleibt Müll im Orbit der zur Gefahr für andere Flugobjekte wird. Die Satelliten verglühen also bewusst so wie kleinere Meteoriten.

Während sie aktiv sind, beeinflussen sie die Raumfahrt jedoch stark. Es ist damit zu rechnen, dass Starlink für über 90% aller „Near Misses“ verantwortlich sein wird. Das sind nahe Begegnungen von Objekten im All. Zwar passen sich die Satelliten selbst automatisch auf mögliche Begegnungen an, doch wird es für andere Flugobjekte damit noch schwieriger, auf die veränderten Kurse der Satelliten zu reagieren.

Neue Konkurrenten dürften es außerdem schwer haben für einen ähnlich hohen Orbit entsprechend viele Zulassungen zu erhalten. Sie müssen sich also nicht nur gegen den Erfahrungsvorsprung, sondern auch gegen die Dominanz im niedrigen Erdorbit durchsetzen. Selbst von der Nasa gab es Kritik, wie der Kanal Raumzeit angenehm einfach aufbereitet:

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Was ist Starlink? Eine Zusammenfassung

Starlink ist nicht das erste Satelliten-Internet der Welt, dafür aber das ambitionierteste. Kein anderer Anbieter schickt so viele Satelliten ins All und setzt dabei auf einen Ansatz der so wenig Latenz mit sich bringt.

Der ambitionierte Ansatz kommt aber mit einem Preis. Die Satelliten haben durch ihren niedrigen Orbit eine sehr kurze Lebenszeit und um das Netz aus tausenden Satelliten zu halten müssen ständig neue ins All geschossen werden. Der Ansatz ist also alles andere als nachhaltig und kann andere Raumfahrtunternehmungen zusätzlich behindern. 

Auch ist Starlink für die Ukraine aktuell kein Internetzugang für jeden. Um es nutzen zu können, benötigt man erst ein Empfangsgerät. Trotzdem ist es beeindruckend in welch kurzer Zeit man eine neue Internetinfrastruktur aufbauen konnte, die aktuell täglich 150.000 Ukrainer nutzen.

Vielleicht gibt es irgendwann einen globalen Ansatz für Space-Internet, das von allen mehr oder weniger genutzt werden kann. Aktuell sieht es jedoch eher nach einem privatwirtschaftlichen Quasi-Monopol für Elon Musk aus – was eher eine Gefahr für den Markt darstellt.


Image by jim via Adobe Stock


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