Weltweit höchster mobiler Datenverkehr in… Curaçao?

Für viele Menschen hat das Smartphone schon längst Laptop und PC als Hauptgerät abgelöst. Ob soziale Netzwerke, Streaming oder mittlerweile auch KI-Nutzung: Das Smartphone ist schnell gegriffen. Das bringt das monatliche Datenvolumen schon gerne an die Grenzen. Doch welche Länder haben überhaupt den höchsten mobilen Datenverkehr? Visual Capitalist hat die teilweise überraschenden Ergebnisse in einer Grafik aufbereitet. Der eindeutige Sieger: Curaçao.

Als Datengrundlage für die Grafik diente übrigens der Digital Progress und Trends Report 2023 von der World Bank Group. Der Report ist öffentlich zugänglich und beleuchtet auf über 160 Seiten den Digitalsektor, die Infrastruktur und in einem eigenen Abschnitt sogar die Künstliche Intelligenz. In diesem Artikel geht es aber nur um den mobilen Datenverkehr. Neben den Top 10 aus der Grafik, schauen wir dabei auch auf die Positionen einiger großer Industrieländer jenseits der Top 10 und ziehen einige Schlüsse für die Situation in Deutschland.

Erst einmal aber die Grafik von Visual Capitalist mit dem Ranking und ihrer geografischen Verortung:

Eine Grafik, die die 10 führenden Länder im mobilen Datenverbrauch und ihre Verortung auf der Weltkarte zeigt. Ganz vorne ist der Inselstaat Curacao
Curaçao führt das Ranking mit großem Vorsprung an. Doch auch Kuwait und Suriname auf den nachfolgenden Plätzen überraschen ein wenig. Image by Visual Capitalist.

Unerwartete Länder aus Südamerika führen den mobilen Datenverkehr an

Suriname? Curaçao? Noch nie gehört – oder eher in Verbindung mit einem oft blau gefärbten Likör. Was mobilen Datenverkehr ist, stehen sie allerdings auf Platz 1 und 3 der Studie und sind die beiden einzigen Länder aus Südamerika

Genau genommen gehört die 444 Quadratkilometer große Karibikinsel Curaçao zum Königreich der Niederlande. Sie gehört allerdings nicht zur Europäischen Union und verfügt über ein eigenes Parlament und in den meisten Bereichen vollständige Autonomie. Mit einem monatlichen Datenverkehr von 131,3 GB pro Kopf führt Curaçao das Ranking mit fast 50 GB Vorsprung vor Platz 2 an. Die Insel ist nicht flächendeckend mit Breitband-Internet ausgestattet, hat dafür aber sehr starke Mobilfunktarife. 2023 standen zudem 1,3 Millionen Touristen (davon aber 710.000 Kreuzfahrtgäste) einer Bevölkerung von 150.000 Bürgern gegenüber.

Suriname ist  ein nördlich an Brasilien angrenzendes Land am atlantischen Ozean, das bis zu seiner Unabhängigkeit 1975 auch eine niederländische Kolonie war und dessen Amtssprache noch immer niederländisch ist. Auch hier haben nur 20% der Bevölkerung einen Breitbandanschluss, gegenüber 56% der Bevölkerung, die einen Vertrag für mobiles Internethaben. Insgesamt haben nur 66% der Bevölkerung Zugang zum Internet.

Persischer Golf, Baltische Staaten, Finnland und Österreich

Abseits Südamerikas verwundern die Platzierungen eher weniger. Mit Kuwait (Platz 2), Saudi-Arabien (Platz 6) und Bahrain (Platz 8) ist eine größere Gruppe wohlhabender Staaten am persischen Golf vertreten. Die Länder verfügen über einen sehr guten 5G-Ausbau. Visual Capitalist gibt den 5G-Ausbau auf 97% der Bevölkerung an und hebt die Bemühungen hervor, mobile Plattformen für behördliche Vorgänge wie Strafzettel-Begleichung zur Verfügung zu stellen.

Auch dass alle drei baltischen Staaten Lettland ( Platz 5), Estland (Platz 7) und Litauen (Platz 10) vertreten sind, verwundert nur am Rande. Vor allem Estland ist in Europa längst zu einem technologischen Vorreiter in Europa avanciert und hat sogar 2005 bereits die Möglichkeit zur Online-Wahl eingeführt, war bei der Europawahl 2024 jedoch noch das einzige Land mit Online-Abstimmung. Bald soll auch die Wahl direkt per Handy-App folgen. Auch insgesamt punktet das Baltikum mit einem sehr guten Mobilnetz und insbesondere in Lettland bekommt man auch schon Simkarten mit 7 Tage unbegrenztem Datenvolumen für 2,99€.   

Auch Finnland (Platz 8) galt einst als baltisches Land und passt somit ziemlich gut ins Muster des Rankings. Dass das Land weitgehend dünn besiedelt ist, dürfte auch eher zu einer höheren Mobilnutzung gegenüber der Breitbandverbindung motivieren. Finnland ist zudem aber auch das erste Land mit einem Test-Netzwerk für 6G. Da ist Österreich (Platz 9) im Ranking eher eine kleine Überraschung.

Wo liegen Deutschland, USA oder Südkorea?

Dass Deutschland nicht vorne mitspielen kann, war eigentlich schon im Vorfeld klar. Weder spielen wir bei der Geschwindigkeit an der Weltspitze mit, noch sind unsere Verträge sonderlich attraktiv, um verschwenderisch mit den mobilen Daten umzugehen. Laut Studie kommen wir auf 6,7 GB mobilen Traffic pro Kopf. Aber mal als Beispiel: 10GB reiner Datentarif kosten bei der Telekom auch schon 19,95€ pro Monat. Bei Konkurrent Congstar sind es 17€ in der Allnet-Flat, die allerdings auch Telefonie- und SMS-Flat beinhaltet. Gerade in den größeren Paketen gibt es zwar mittlerweile Streaming-freundlichere Volumen, aber wir sind international noch immer sehr teuer.

Ein ähnliches Problem haben auch die USA, die mit 13,4 GB pro Kopf auf Platz 34 des mobilen Datenverkehrs kommen. Die Unlimited Flex von US Mobile kostet 17,50$ im Monat mit 10GB Premium Data. Im Gegensatz zu unseren geschwindigkeits-beschränkten Volumen ist die Premium Data in den USA einfach eine Bevorzugung in Gebieten mit besonders hohem Datenverkehr. Die Datenrate kann daher stärker variieren.   

Eine kleine Überraschung dürfte Südkorea sein. Das Land gilt eigentlich als Vorzeige-Beispiel für schnelles und überall verfügbares Mobil-Internet. Mit 17 Gigabyte Traffic pro Kopf liegt man zwar noch vor den USA und Deutschland, aber trotzdem noch weit abgeschlagen hinter den Top 10. Allerdings verfügen 94% der Bevölkerung über einen Vertrag für mobiles Internet – Weltweit der Spitzenreiter.


Image by nenetus via Adobe Stock

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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