Whisper kooperiert mit dem TV-Startup Fusion

Die Smartphone-App Whisper startet mit ihrer neusten Content-Sharing Kooperation eine Teilhabe am TV-Geschäft – was Fragen der grundsätzlichen Validität von Fusion aufwirft. //von Anna Maria Landgraf

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Whisper dealt mit Geheimnissen. Das muss den Usern bewusst sein, die insgesamt mehr als sechs Milliarden anonyme Nachrichten pro Monat in die Netzwelt verschicken – mit dem Versprechen des App-Betreibers, die Identitäten nicht preiszugegeben. Durch die neuste Kooperation mit dem TV-Broadcast Unternehmen Fusion sind nun einige dieser Nachrichten auch als Stream im Netz zu sehen.


Warum ist das wichtig? User-generated Content in journalistischen Formaten wirft grundsätzlich die Frage der sauberen Quellenbewertung auf und ist hier noch dringlicher zu stellen, da die verwendeten Beiträge anonym und somit nicht überprüfbar sind.

  • Durch die Kooperation mit Whisper hat Fusion Zugriff auf die anonym geposteten Geheimnisse der User.
  • Ob diese Inhalte von Whisper den journalistischen Wert der Plattform steigern ist fraglich.
  • Whisper beugt virale Katastrophen vor, indem sie bei personen- oder ortsbezogenen Content nachhaken und die Geschichte hinter dem Post recherchieren.

Gewinner oder Verlierer

Fusion kann bei diesem Deal nur gewinnen, oder? Frische Informationen zu heiklen Themen wie Sex und Drogen – am besten noch von der Zielgruppe für die Zielgruppe. Junge Millenniums, die auf sie zugeschnittene Formate über News, Lifestyle und Pop Kultur sehen wollen. Welcher Partner ist dafür besser geeignet als die Geheimnis-App Whisper? Themen wie Drogenmissbrauch an den Top-Universitäten Amerikas sind schon auf Fusion zu sehen – alle Informationen von anonymen Posts auf Whisper. Sie sitzen direkt an der Quelle, natürlich lässt sich damit gut Geschäfte machen. Whisper selbst glaubt, das das Konzept eines anonymen sozialen Netzwerkes die nächste Millionen Dollar Idee ist – wovon Investoren auch überzeugt sind, wie wir schon einmal in einem Beitrag über die Sicherheit der User-Daten berichteten.

Gut für beide Parteien also? Das ist nicht gleich der Fall, auch wenn es zuerst den Anschein macht. Problematisch wird es für Fusion, wenn die von Whisper zugespielten Posts als bare Münze gesehen werden. Natürlich sind die Inhalte nicht von überbordender Relevanz – aber journalistische Glaubwürdigkeit ist eben journalistische Glaubwürdigkeit, sind die Themen auch noch so unkontrovers. Nathaniel Mott stellt in seinem Artikel für PandoDaily die Frage, ob diese Kooperation nun zu mehr Substanz oder zu mehr Verdorbenheit im Internet führt. Fusion sieht es als Bereicherung für ihre Geschichten: „By incorporating Whisper content into our reporting, we´ll be able to expand and enhance our ability to tell stories from a unique perspective„, sagt Fusion CEO Isaac Lee.


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User-generated Content verbreitet sich auf Newsportalen

Auch andere Newsformate sehen in der App eine hilfreiche Quelle. Anfang des Jahres machte Whisper einen ähnlichen Deal mit der Nachrichtenplattform BuzzFeed, wie wir berichteten. Auch Huffington Post gehört zu deren Geheimnis-Kunden. Darf dieser anonyme User-generated Content nun als journalistisch tragbar gesehen werden? David Holmes brachte die Problematik auf den Punkt und schrieb auf PandoDaily: „It [Whisper Posts] looks like news, it sounds like news, and because it involves sex and celebrities people will chlick on it. But it also comes from an anonymous invisible source offering no proof of authority or trustworthiness.

Ferner stellt sich das Problem der personen- oder ortsbezogenen Daten, wenn diese einfach unüberprüft veröffentlicht werden und somit erheblichen Schaden verursachen können. Ein Whisper Post über Gwyneth Paltrow und ihren angeblichen Ehebruch brachte Bewusstsein für sensible Behauptungen und deren Auswirkungen auf die Betroffenen. Für Whisper CEO Michael Heyward war das kein Grund zur Aufregung. Diese Art von Inhalt sei nicht Teil des Services der App, so Heyward. Und wenn einmal sensible Daten preisgegeben werden, recherchieren die Betreiber die Geschichte dahinter und nehmen direkten Kontakt zum User auf.

studiert Philosophie und Politikwissenschaft im Master und hat während ihres Journalistik-Bachelors Erfahrungen im Print-, Online- und TV-Bereich gesammelt. Seit Juni 2014 schreibt sie für die Netzpiloten vor allem über Medien und Gesellschaft.


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