Es ist noch gar nicht lange her, da wurden uns die ersten von künstlichen Intelligenzen generierten Text-to-Image-Bilder in unseren Instagram-Feed gespült. Nur wenig später scheinen KI-Tools für viele absolut selbstverständlich geworden zu sein. Vor allem über Memes und die ständige Präsenz in den News wurden Anwendungen von OpenAI in Rekordzeit Teil des kulturellen Kanons. Das liegt nicht zuletzt an den diversen Einsatzmöglichkeiten in kreativen, aber auch technischen Bereichen. Auffällig viel Anklang haben die KI-Assistenten bei Freelancern gefunden, die jede Möglichkeit zur Effizienzsteigerung für sich nutzen, um auf dem freien Projektmarkt erfolgreich zu sein. Eine aktuelle Umfrage zeigt nun, dass ein Großteil der Freiberufler tatsächlich bereits die Unterstützung von KIs in Anspruch genommen hat. Angst davor, ersetzt zu werden, haben derzeit nur wenige.
Midjourney, ChatGPT und Co.: KI als größter Techniktrend 2023
Themen wie das Machine Learning und Artifical Intelligence begleiten die Diskussionen, um die Ambivalenz von technologischem Fortschritt bereits seit vielen Jahrzehnten. Hollywood malte sich vor allem Dystopien aus, in denen KIs die Menschheit übertrumpfen, versklaven oder sogar auslöschen. Andere hingegen teilten deutlich positivere Visionen und schwärmten von der vollautomatisierten Idealgesellschaft. Die Realität verwies solche Gedanken jedoch schnell ins Reich der Fantasie, da KIs lange Zeit eher experimenteller Forschungsgegenstand waren, als praktisches Werkzeug.
Spätestens mit dem großen Hype um ChatGPT hat sich das geändert und damit auch die Art und Weise, auf die KI rezipiert wird. Während die smarten Bildgeneratoren, die aus kurzen Beschreibungen teils fotorealistische Deepfakes oder fiktive Kunstwerke erzeugten, noch als Spielerei belächelt wurden, stellen Chatbots der neusten Generation täglich ihren praktischen Nutzen unter Beweis. Der Erfolg von ChatGPT ist dabei vor allem auf dem Umstand zurückzuführen, dass der Bot selbst anspruchsvolle Aufgaben lösen kann. Auf Befehl plant er ganze Reisen, erstellt wissenschaftliche Arbeiten oder schreibt den Quellcode für Websites. Damit ergeben sich völlig neue Möglichkeiten für die professionelle Nutzung in unternehmerischen Kontexten.
Die meisten Freelancer haben KI-Tools bereits für sich entdeckt
Eine Gruppe scheint die Vorzüge der KI-Technologie besonders schnell erkannt zu haben: die Freiberufler. Da die meisten Soloselbstständigen darauf angewiesen sind, fortlaufend neue Aufträge und Projekte an Land zu ziehen, werden Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Automatisierung von Aufgaben gern genutzt. Vor allem, wenn Freiberufler gerade erst gestartet sind und aufgrund vorerst geringerer Umsätze als Kleinunternehmer gelten, kann die gesparte Zeit gut für die Akquise und den Aufbau eines festen Kundenstammes genutzt werden. Rund ein Drittel der Freelancer gibt an, gelegentlich KI-Tools zu nutzen. Ein weiteres Drittel hat KI-Anwendungen sogar bereits fest in den Workflow integriert und greift regelmäßig darauf zurück. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage von Freelancermap. Befragt wurden 854 deutschsprachige Freiberufler und zudem noch 142 Projektanbieter. Bei den Einschätzungen dazu, welche Branchen in Zukunft stark von der KI-Nutzung profitieren werden, gaben die meisten an, besonders große Vorteile für Tech-Jobs zu sehen. Damit beurteilen Freiberufler die Lage deutlich anders als der öffentliche Diskurs, der sich in jüngster Vergangenheit vor allem auf die Verwendung im Kreativbereich konzentrierte. Dennoch scheint gerade der Content-Sektor massive Vorteile aus der Verfügbarkeit von flexibel einsetzbaren Chatbots zu ziehen.
Mehr Effizienz bei der Recherche und der Ideenfindung
In Bezug auf die Frage nach der Art der Nutzung zeichnet sich ein klares, aber auch differenziertes Bild ab. Mit 51 Prozent hat die Informationssuche den absoluten Vorrang. Dicht darauf folgt die Texterstellung mit 40 Prozent. Auf Platz drei landete die Themen- und Ideenfindung. Diese Beispiele zeigen ganz klar, wie Arbeitsprozesse mithilfe von KI effizienter gestaltet werden können. Recherchen sind Teil vieler freiberuflichen Tätigkeiten, sei es im Journalismus, im Consulting oder im Marketing. Der gekonnte Einsatz von Chatbots verkürzt die Dauer zum Sammeln von zuverlässigen Informationen erheblich. Allerdings funktioniert dies nur im Zusammenspiel mit einer professionellen Herangehensweise. Denn konstruktionsbedingt sagen auch KIs nicht immer die Wahrheit, weshalb die fundierte Quellenkritik gleichzeitig umso wichtiger wird.
Schnellerer Projektabschluss bringt Wettbewerbsvorteil
Zu den klaren Stärken von den aktuellen KIs auf dem Markt gehören ein gekonnter Umgang mit Zahlen und das Extrahieren von Daten aus Texten. Genau diese Fähigkeiten kommt vielen Freelancern entgegen, da sie über kein festes Einkommen verfügen. Die gesteigerte Produktivität hat daher direkten Einfluss darauf, wie hoch die Monatseinkünfte sind. Dank der Zeitersparnis bei diversen Arbeitsschritten können in derselben Zeit mehr Aufträge erledigt werden als es ohne KI der Fall war. Da viele Freelancer projektbezogen arbeiten, macht sich diese Vorgehensweise schnell in den Umsatzahlen bemerkbar. Gleichzeitig können sich Freiberufler durch das Einhalten knapper Deadlines einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen, die bisher noch auf Chatbots verzichtet.
Ersetzen kann die KI den Experten (noch) nicht
Die wichtigste Voraussetzung für das Dasein als Freelancer ist die Expertenrolle, die sich sowohl aus Wissen als auch aus Erfahrung speist. Da KIs schon jetzt Blog-Artikel schreiben, Drehbücher verfassen und Kunstwerke kreieren können, steht nach wie vor die Frage im Raum, wann ein Chatbot vom Werkzeug zum vollwertigen Ersatz wird. Die Kreativbranche scheint von den bereits spürbaren Auswirkungen einer solchen Tendenz vergleichsweise stark betroffen zu sein.
Einfache Tätigkeiten, wie das Schreiben von simplen Gebrauchstexten erledigt ChatGPT problemlos und selbst die Ergebnisse komplexer Aufgabenstellungen können sich sehen lassen. Am ehesten werden daher voraussichtlich Aufträge aus dem Bereich der zweckdienlichen Contenterstellung wegfallen. Auch dies war Thema der Umfrage. Freiberufler aus den Bereichen Grafik, Content und Medien fürchten daher am häufigsten um ihre berufliche Zukunft. Am wenigsten Sorgen machen sich hingegen Fachkräfte aus dem Bereich SAP und dem Ingenieurwesen.
Image via unsplash.com ©Zac Wolff CCO Public Domain
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