In seiner Kolumne beschäftigt sich Nico Lumma mit dem Medienwandel und Kompetenzen die damit einhergehen. Nicht nur im Beruf, sondern auch in der Schule und Familie.
Vor ein paar Tagen war ich eingeladen, um mit Renate Künast (Grüne) über die Fragestellung „Kann die Digitalisierung Politikverdrossenheit abbauen oder befeuert sie diese?“ zu diskutieren. Natürlich ist die Antwort ein klares „sowohl als auch!“, was dann unweigerlich zu einem Nachdenken darüber führt, wie man möglichst elegant aus einer Phase des Slacktivism herauskommen kann und wirkliche politische Beteiligung verankert.
Derzeit ist es zwar ein leichtes, Bilder mit politischen Botschaften zu teilen, oder an Petitionen teilnzunehmen oder an Projekten teilzunehmen, die Tools wie Adhocracy einsetzen. Aber während man durchaus mal Bilder teilt oder für die gute Sache irgendwo mitzeichnet, so wird es doch schon um einiges aufwendiger, wenn man gemeinsam mit anderen Vorschläge oder Anträge erarbeitet. Ehrlich gesagt verlässt mich dann immer ganz schnell der Elan, weil mir das alles auch zu umständlich ist.
Was ich allerdings erstaunlich finde, ist der Umstand, dass wir bislang das Web 2.0 für lauter interessante Dinge nutzen, dass wir Tools haben, um miteinander zu arbeiten, miteinander Spaß zu haben, mit einander zu reden, Musik zu hören, Videos zu gucken – es gibt für viele Dinge, die uns im Alltag interessieren, gute Anwendungen. Nicht nur das, sie werden sogar genutzt, und zwar von Hunderten von Millionen Nutzern. Wenn man sich allerdings die Tools anguckt, bei denen es um politische Willensbildung geht, dann fühlt man sich doch um etliche Jahre zurückversetzt. Die Nutzer fehlen und die Nutzbarkeit auch, aber niemand kommt auf die Idee, einmal Kickstarter oder Seedmatch zu nutzen, um Tools zu entwickeln, die uns als Gesellschaft voranbringen. Warum ist das so? Wer 5€ in die Entwicklung einer iPad-Halterung stecken kann, der kann doch auch Geld für die politische Willensbildung überhaben, oder?
Die Digitalisierung der Gesellschaft hat natürlich die Gefahr, dass die digitale Spaltung für ein Entrücken von Nutzern und Politik führen kann. Aber das Potential, das entsteht, wenn die Digitalisierung genutzt wird, um mehr Menschen am politischen Willensbildungsprozeß zu begleiten, ist immens. Es müsste nur mal jemand den Anfang machen, damit die anderen wieder munter clicken können. Und vielleicht entstehen dann ja Tools, die mehr als nur das Clicken erlauben, sondern Texte leichter verstehbar machen, Diskursstränge abbilden, Kosten transparent machen oder Kompromisslinien aufzeigen, also alles das, was Politik so anstrengend, aber auch von Außen gesehen so schwer nachvollziehbar macht.
Image (adapted) „8719015047“ by re:publica 2017 #LoveOutLoud (CC BY-SA 2.0)
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Schlagwörter: digitalisierung, Gesellschaft, politik, renate künast, Slacktivism
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Die Digitalisierung der Gesellschaft hat natürlich die Gefahr, dass die digitale Spaltung für ein Entrücken von Nutzern und Politik führen kann. Aber das Potential, das entsteht, wenn die Digitalisierung genutzt wird, um mehr Menschen am politischen Willensbildungsprozeß zu begleiten, ist immens. Es müsste nur mal jemand den Anfang machen, damit die anderen wieder munter clicken können. Und vielleicht entstehen dann ja Tools, die mehr als nur das Clicken erlauben, sondern Texte leichter verstehbar machen, Diskursstränge abbilden, Kosten transparent machen oder Kompromisslinien aufzeigen, also alles das, was Politik so anstrengend, aber auch von Außen gesehen so schwer nachvollziehbar macht.