Ihre ersten Schritte in Richtung E-Government, Christoph Bieber?

Die Netzpiloten feiern 15 Jahre Expeditionen in den Cyberspace und fragen prominente Wegbegleiter nach ihrem denkwürdigsten Erlebnis der digitalen Revolution. – Heute den Inhaber der Johann-Wilhelm-Welker Stiftungsprofessur für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft,  Prof.Dr. Christoph Bieber.

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Am beeindruckendsten waren für mich eigentlich immer Zugangsfragen: zum Netz selbst, aber auch zu Personen und Informationen. Besonders spannend war das im Umfeld meines ersten Forschungsaufenthaltes in den USA 1996 – ich hatte damals gerade mit der Arbeit an meiner Dissertation begonnen. Während wir in unserer Gießener Doktorandengruppe noch die Netzwerkkabel selbst verlegen mussten, um einen sicheren Online-Zugang ans Institut zu bekommen, ging das in den US-Unis schon viel besser. In Bibliotheken und Buchhandlungen wurde man von der Literatur zu den gesellschaftlichen Folgen des Netzes geradezu erschlagen. Und ansehen konnte man sich diese Folgen natürlich auch schon: in Boston war ich zum Beispiel in einem Internet-Café, das von einem „Bürgernetzverein“ als Non-profit-Initiative betreiben wurde. Dort hat mir ein Pensionär den Umgang mit einem FTP-Client erklärt, und ich konnte HTML-Dokumente für unser „Virtuelles Institut“ hochladen. Wenn der Laden mal zu hatte, konnte man über einen der im Ortsnetz kostenlosen AOL-Einwahlknoten online gehen, dafür hatte ich mir extra eine sündteure PCMCIA-Modemkarte gekauft – mit dem Büchergeld für meine Doktorarbeit. In Washington, D.C. traf man zu der Zeit einige „early adopter“, die den Senatoren und Kongressabgeordneten erklärten, was man mit diesem Internet so alles machen konnte. IBM und noch ein paar andere Hardware-Anbieter hatten an der Pennsylvania Avenue so eine Art „Versuchszentrum“ mit ein paar „E-Government“-Anwendungen aufgebaut, um die Rechnerverkäufe anzukurbeln. Ach ja, das Internet war eben für uns alle Neuland…

ist Politikwissenschaftler am Zentrum für Medien und Interaktivität an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er ist seit der Gründung im Jahr 2000 Mitglied im Vorstand von pol-di.net e.V., dem Trägerverein von politik-digital.de.


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