„Kinder können grausam sein!“ Wer kennt diesen Spruch nicht? Mobbing unter Jugendlichen spielt sich in Zeiten des Mit-Mach-Webs, Online-Communities und user-generated Content längst nicht mehr nur offline ab. Konfliktpotenzial ist überall vorhanden, wo viele unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen.
Vor allem an Schulen ist das Konfliktpotenzial hoch, da dort die Halbstarken erst noch lernen müssen mit ihren überschüssigen Energien umzugehen. Doch aus harmlosem Schulhofgeraufe wird inzwischen leider allzuoft bitterer Ernst in Form von Psychoterror, Erpressung, Schlägereien. Medial in Text, Bild und Video festgehalten und online gestellt, nimmt Mobbing eine neue traurige Qualität an. Mit erheblichen Folgen für die Opfer.
Schon als es noch nicht die Möglichkeit der globalen Vernetzung gab, haben sich die Schüler untereinander geneckt. Es gab auch Situationen, die über das Necken hinausgingen. Raufereien, Hänseleien und Streitereien waren auch ohne das Internet auf den Schulhöfen an der Tagesordnung. Mit dem Unterschied, dass die Konflikte sich nur auf einen kleinen Radius beschränkt haben. Seit dem es Online-Portale wie das SchülerVZ gibt, werden die Dispute nun in einer größeren Öffentlichkeit ausgetragen, die die Mobbing-Täter wahrscheinlich in ihrem Vorgehen noch bestärkt.
Doch wer soll eigentlich die Jugendlichen auf den richtigen Weg bringen, für ein soziales Miteinander und gegen Gewalt in jeglicher Form sensibiliseren? Sollen etwa die Lehrer wieder aufklären? Sollten die Eltern, die die Aufsichtspflicht haben, nicht dafür Sorge tragen, was ihre Kinder in der Freizeit anstellen? Fragen über Fragen. Die Antwortstrategie der Akteure ist meist, die Schuld bei den anderen zu suchen (Eltern schieben die Schuld auf die Schule und Lehrer, Lehrer die Schuld auf die Erziehungsberchtigen, Eltern und Lehrer auf die Politik usw. usf.).
Auch in der Blogosphäre der Lehrer werden Gedanken darüber ausgetauscht. Markus Märkl schildert, dass aufgeregte Eltern mit Webausdrucken als „Beweisstücke“ für verbale Gewalt zu ihm kommen und diese als Grundlage für eine Schulstrafe heranziehen wollen. Der Grundgedanke der sich anschließenden Diskussion ist immer derselbe. Soll die Schule sich in das Mobbing-Thema via SchülerVZ einmischen oder ist das Sache der Eltern?
Ich glaube, dass diese Debatte eine Endlosdiskussion bleiben wird. Die Schule ist u. a. dazu verpflichtet, die Schüler zu demokratischen, kritischen, aber auch toleranten Menschen zu erziehen. Also können sich die Lehrer nicht dagegen sperren, sondern sind dazu angehalten, dies im Unterricht zu thematisieren. Darüber hinaus ist ja zu erkennen, dass die Opfer nicht nur in dem Schüler-Online-Portal gemobbt werden. Onnlinemobbing hat seine Wurzeln im realen Leben. Die (online-)öffentliche Zurschaustellung potenziert aber das Problem.
Es ist also eindeutig: Die Schule muss dieses Thema und vor allem die Konsequenzen mit allen Beteiligten gemeinsam angehen, Dialog suchen und Aufklärung schaffen. Dass hier auch und insbesondere die Eltern gefragt sind ist klar. Auch sie können dazu beitragen, dass es ein friedliches Miteinander gibt. Sie müssten mehr Interesse an den Aktivitäten ihrer Sprösslinge zeigen und sich ebenfalls mit den neuen Medien sowie deren Gefahren befassen. Das erfordert aber radikales Umdenken. Es müsste endlich Schluss damit sein, dass die Akteure die Schuld und Verantwortung jeweils den anderen zuweisen.
Was lernen wir daraus? Lehrer, Sozialpädagogen und Eltern müssen noch mehr (oder überhaupt erstmal wieder) miteinander kommunizieren und nicht gegeneinander arbeiten. Nur so ist es möglich, für das Thema Mobbing unter Jugendlichen zu sensibilisieren und wie zum Beispiel die Seite Mobbingberatung für Aufklärung und Hilfe zu sorgen. Mobbing ist eben weitaus mehr als kleine Schulhofraufereien.
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Schlagwörter: gewalt, mobbing, schule, schüler, schülervz, web2.0
6 comments
Melu du betonst den Lehrer Eltern Konflikt, Die Frage wer macht die Erziehung stellt sich doch nur für demotivierte oder desorientierte Eltern und Lehrer.
Wenn ein Kind Mist baut, dann unternimmt derjenige etwas dem es grad auffällt und berichtet wenn notwenig darüber.
Sind wir denn in der totalen Beamten Republik wo man als erstes mal die Zuständigkeit prüft? Wenn sich Eltern und Lehrer nach ihrer Zuständigkeit in Erziehungsfragen fragen sollte die die Antwort doch immer die gleiche sein. ICH, ICH, ICH und nicht die die die, der der der oder hauptsache ein anderer sein.
Das Leben ist kein Pony Hof!
@ Sascha: Sehe das genauso. Teilweise fehlen den Lehren aber auch die Mittel. In der heutigen „wehrt euch“-Gesellschaft werden den Kindern doch nit mehr Respekt vor dem Lehrerpersonal eingeimpft sondern sie werden dazu motiviert, sich zu wehren, wenn sie meinen, ungerecht behandelt zu werden. Und welches Kind fühlt sich nicht ungerecht behandelt?
Was auf jeden Fall in den Fokus rücken sollte, sind Mobbing im Internet. Jüngst kann man über Vorfälle lesen, in denen sich Jugendliche das Leben genommen haben, weil sie über community-plattformen gemobbt und terrorisiert wurden.
Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website http://www.netzpiloten.de Links tauschen
t sounds to me almost as if this article points to blaming the victim in the occurrence of bullying. I am not criticizing the research, but the conclusions taken from the research. Why are people focusing on what characteristics put a child at risk of being bullied? Being bullied is not the victim’s fault for having certain characteristics. The person that needs to be corrected is the bully, not the victim.
Es klingt für mich fast, als ob dieser Artikel verweist auf die Schuld des Opfers in dem Auftreten von Mobbing. Ich kritisiere nicht die Forschung, aber die Konsequenzen aus der Forschung Rechnung getragen. Warum sind die Menschen konzentrieren, was Merkmale stellen ein Kind in Gefahr, gemobbt? Gemobbt ist nicht das Opfer die Schuld dafür, dass bestimmte Merkmale. Die Person, die korrigiert werden muss, ist der Tyrann, nicht das Opfer.